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Dann fressen sie die Raben

Dann fressen sie die Raben

Titel: Dann fressen sie die Raben
Autoren: Beatrix Gurian
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Schwimmbad direkt aus der Wand kommen. Dann gibt es merkwürdige Türen, die erst auf der Höhe des Oberschenkels in die Wand eingelassen sind.
    Ein leises Klicken erschreckt mich. Ich drehe mich um, nichts, also gehe ich noch etwas weiter, bis zu dem Licht. Eine Lampe steht auf einem Tisch, der mit Akten bedeckt ist. Keine Spur von Samira, auch niemand sonst ist hier.
    Ich laufe noch ein paar Schritte weiter, da höre ich plötzlich wieder dieses Klicken und dann fast zeitgleich durchfährt mich ein gewaltiger Schmerz. Jemand hat mir ein Bett so fest in meine Kniekehlen gerammt, dass ich nach vorne falle und mir schwarz vor Augen wird.
    »Samira?«, stöhne ich. Statt einer Antwort schmettert etwas kaltes Hartes auf meinen Kopf und ich werde doch noch ohnmächtig.
    Damit wirst du nicht durchkommen, ist das Letzte, was ich denke. Meine Eltern sind hier, sie warten auf mich, man wird mich suchen. Man wird mich ganz sicher suchen und so viele Tote in einer Familie werden sogar Frau Koslowsky auf den Plan bringen.
    Ganz sicher.
    Als ich wieder zu mir komme, ist alles schwarz vor meinen Augen. Ich spüre, dass ich auf einer Matratze liege, die geschoben wird. Dann wird eine Tür oder Klappe geschlossen, ich taste um mich herum, mir ist schwindelig, ich setze mich auf, aber ich bin zu hastig und falle, falle, falle nicht sehr tief, ich krache auf einen Fliesenboden. Aber diesmal bleibe ich trotz eines merkwürdigen Knacksens im Steißbein bei Bewusstsein. Es ist schwarz um mich herum. Rabenschwarz. Ist das die Hölle? Ich muss an Lina denken und an Schenk. Fällst du in den Graben, fressen dich die Raben.
    Obwohl ich vorhin ohnmächtig war, würde ich wetten, dass ich im Krankenhaus bin, vielleicht sogar noch in der Bettenzentrale. Ich versuche, mich zu beruhigen, wenn das stimmt, dann werden mich morgen die Leute finden, die hier arbeiten. Aber wenn ich in einer Abstellkammer liege, die seit Jahrhunderten nicht mehr benutzt wird?
    Ein merkwürdiges Geräusch dringt an meine Ohren, es klingt, als ob Luft aus einer Luftmatratze entweicht. Das gefällt mir nicht, es macht mir Angst und bestärkt mich darin, dass ich schnell wieder rausmuss. Nicht bis morgen einfach daliegen kann.
    Ich setze mich langsam auf und taste meine Umgebung ab. Soweit ich fühlen kann, ist überall Fliesenboden. Ich rutsche weiter, alles in mir schreit, dass ich mich beeilen muss, aber mein Körper verweigert die Befehle und bewegt sich wie in Zeitlupe. Irgendwann muss doch mal eine Wand kommen. Aber stattdessen berühre ich eine merkwürdige Apparatur, irgendwie viereckig mit einem Loch in der Mitte, in meinem Kopf entsteht ein Bild, das so ähnlich aussieht wie diese Dinger, mit denen Schiffe ins Wasser gelassen werden.
    Wo bin ich hier nur gelandet? Das merkwürdige Luftgeräusch wird lauter und ich muss schneller atmen.
    Mein Kopf dröhnt, unwillkürlich taste ich ihn ab. Er fühlt sich klebrig an, ich halte meine Finger vor die Nase, metallischer Geruch.
    Oh Gott, und die Luft um mich herum verändert sich, ich muss schon hecheln wie ein Hund. Hier geht etwas völlig Wahnsinniges vor sich. Ich kriege noch weniger Luft. Raus hier, ich muss raus, und zwar ganz, ganz schnell.
    Ich taste mich anhand des Gestells zurück in die Richtung, aus der ich gekommen bin, da, endlich berühre ich eine Fuge. Das könnte eine Tür sein oder ein Fenster. Ich taste die Fuge entlang, hoffe auf einen Griff, auf irgendwas, das mich hier rausbringt. Das Zischen geht über in eine Art Staubsaugergeräusch, ich schnappe nach Luft, aber da ist keine mehr, ich will nicht ersticken, nicht sterben, nicht jetzt, nicht nach all dem, was ich herausgefunden habe, aber ich krümme mich schon wie ein Fisch auf dem Trockenen und stürze gegen die Wand mit der Fuge. Ich falle und falle und falle. Lina, vielleicht sehe ich Lina wieder.
    XIII
    Die Leute der Stadt sagten: »Wir haben das böse Omen in euch gesehen.«
((36:18))
    Bei der Schabe öffnet niemand. Wo kann sie also sein? Vermutlich hat sie es geschafft, ihn zu überreden, mit ihr nach Hause zu kommen. Obwohl ihm gar nicht danach ist, muss er lächeln, diese Gazelle könnte einen Elefanten dazu bringen, auf einem Baumstamm zu tanzen.
    Zu Hause bei ihren Eltern ist sie wenigstens in Sicherheit.
    Er hätte Ruby verraten müssen, dass Samira die Schwester von Amari ist. Er hat das auch erst bei seinem zweiten Besuch bei Lina im Krankenhaus erkannt und damals hatte er keine Ahnung, was das bedeutet. Denn wenn Samira gewusst
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