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Danger - Das Gebot der Rache

Danger - Das Gebot der Rache

Titel: Danger - Das Gebot der Rache
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Olivia wurde blass und schluckte. »Sie … sie hatte schulterlanges blondes Haar, blaue Augen, ein paar Sommersprossen und ein herzförmig geschnittenes Gesicht. Sie war dünn, aber nicht mager … in … in guter Form, als würde sie Sport machen oder … O Gott.« Olivia schloss die Augen, atmete tief und zittrig ein, dann stieß sie langsam die Luft aus. Eine Sekunde später öffneten sich ihre Lider, und sie wirkte ruhiger, als hätte sie sich wieder unter Kontrolle. Erneut stieg Bentz der Duft nach Jasmin in die Nase.
    »Warten Sie einen Augenblick. Wir gehen das besser noch einmal durch. Sie haben
gehört,
wie er ihren Namen genannt hat, und Sie haben
gesehen
, wie er eine Frau umgebracht hat, aber Sie waren nicht dort?«
    Verdammt. Montoya hatte es gewusst – wie das Grinsen bezeugte, das sich auf seinen Lippen ausbreitete und Bentz stets an die Grinsekatze aus
Alice aus dem Wunderland
erinnerte.
    »Das ist richtig.«
    »Haben Sie das in einem Film gesehen?«
    »Nein«, sagte die Frau und danach: »Ich denke, ich sollte etwas erklären.«
    Das wäre ein guter Anfang.
    Sie beugte sich auf ihrem Stuhl vor, und dann, als versuchte sie, etwas zu fassen zu bekommen, öffnete und schloss sie die Handflächen.
    Jetzt kommt es
,
dachte Bentz. Der Punkt, an dem sich alles in Wohlgefallen auflöst, während sie noch versucht, uns davon zu überzeugen, dass diese haarsträubende Geschichte wahr ist. Sie war – genau wie Montoya gesagt hatte – zweifelsohne durchgeknallt.
    »Ich bin mitunter in der Lage, Dinge zu sehen, unmittelbar bevor oder während sie passieren. In meinem Kopf. Selbst wenn ich nicht vor Ort bin. Ich weiß, das klingt bizarr, sogar verrückt, aber es ist die Wahrheit.«
    »Sie sind eine Hellseherin.«
Oder eine Irre.
    »Ich weiß nicht, ob man das so sagen kann. Ich persönlich denke, dass ich über ASW verfüge.«
    »Über was?«
    » ASW . Außersinnliche Wahrnehmung. Es kommt und geht. Letzte Nacht, als ich geschlafen habe, war es sehr echt. Ich meine, ich war
dort.
«
    Du liebe Güte, das wurde ja immer besser. Sie hatte geschlafen. Großartig. »Dann haben Sie also geträumt.«
    »Es war mehr als das.«
    »Und werden alle Ihre Träume wahr?«
    »Nein, natürlich nicht!« Sie machte eine ungeduldige Handbewegung. »Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass mir klar ist, wie verrückt das klingt, aber lassen Sie mich doch einfach mal ausreden! Und bitte, fällen Sie kein vorschnelles Urteil. Ich sage Ihnen, dass diese ›Träume‹, wenn Sie sie so nennen wollen, anders sind. Ich kann es nicht erklären. Sie sind unglaublich real. Und gleichzeitig surreal.«
    Das kann ich mir vorstellen.
Bentz rieb sich den Nacken und betrachtete sie. Sie wirkte ernst. Sie log nicht. Was immer sie ihnen hier verklickern wollte – sie selbst glaubte jedes Wort davon.
    »Ich bin aufgewacht und habe den Rauch gerochen, die Hitze gespürt, ihre Hilfeschreie gehört. Ich meine,
ich war dort.
Nicht körperlich, aber …«
    »Spirituell?«, bot er an.
    »Geistig. Oder telepathisch?«, schlug Montoya vor.
    »Wie immer Sie es nennen wollen«, sagte sie und klang verärgert.
    »Ich kann es nicht benennen.«
    »Ich auch nicht«, gab sie zu.
    Weil es nicht zu benennen ist.
    »Mir ist klar, dass Sie es gewohnt sind, mit Tatsachen zu arbeiten. Nüchternen, handfesten Beweisen. Aber sicher haben Sie doch schon mit einem Medium oder mit Menschen gearbeitet, die über eine andere Wahrnehmungsebene, vielleicht sogar hellseherische Fähigkeiten verfügen. Ich habe von Polizeidezernaten gehört, die bei der Lösung besonders schwieriger Fälle auf die Hilfe medial veranlagter Personen zurückgreifen.«
    »Das geschieht dann, wenn ihnen die handfesten Beweise ausgehen«, sagte Bentz. »Wenn sie eine Leiche oder vermisste Person haben und sämtliche konventionellen Möglichkeiten ausgeschöpft sind.«
    »An diesem Fall ist nichts konventionell.«
    »Amen«, sagte Montoya, und sie warf ihm einen scharfen Blick über die Schulter zu.
    »Meine Großmutter hat diese Gabe nicht an meine Mutter weitergegeben, aber an mich.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem schiefen, selbstironischen Lächeln. »Ich Glückliche.« Plötzlich traten Falten auf ihre glatte Stirn, ihre Augenbrauen zogen sich zusammen, und sie lehnte sich erschöpft zurück.
    »Es ist vererblich?«
    »Ich weiß es nicht. In meiner Familie passiert es eben. Und es kommt nicht ausschließlich nachts in Träumen vor. Manchmal passiert es auch mitten am Tag, während ich
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