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Damon Knights Collection 8

Damon Knights Collection 8

Titel: Damon Knights Collection 8
Autoren: Damon Knight
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denn?“
    „Weiß nicht.“
    „Na, fragen Sie ihn doch.“ Russel schien verärgert, als seine Neugierde nicht befriedigt wurde. „Es ist Ihr Junge.“ Morris schluckte den Rest seines zweiten Glases und sagte nichts.
    „Wie kommt er denn hinauf?“ Russel schaute wieder den Baum hoch. „Es sieht nicht so aus, als könnten Sie da hochklettern.“
    „Er hat ein paar Zweige abgesägt, als er sein Ding fertig hatte. Er hat ein Seil mit Knoten, das er herunterläßt.“
    „Wo ist es?“ Russel schaute sich um, als würde es irgendwo zwischen den Ästen des Baumes hängen.
    Jetzt mußte es herauskommen. „Er zieht es hinter sich hoch, wenn er oben ist“, sagte Morris. Der Whisky lag ihm wie ein Quecksilberteich im leeren Magen.
    „Sie meinen, daß er jetzt oben ist?“
    Keiner von beiden hatte Sheila kommen hören. „Er ist dort oben seit Donnerstag.“ Es hörte sich unbekümmert an.
    Morris wandte sich ihr zu und sah, daß sie ein wattiertes, rosa Hauskleid anhatte. Im Haar hatte sie noch die Lockenwickler. Er sagte: „Du hättest nicht so früh aufstehen brauchen.“
    „Ich wollte aber.“ Sie gähnte. „Ich habe die Radiouhr auf sechs gestellt. Es wird in der Stadt heiß sein, und ich möchte rechtzeitig dort sein, wenn die Geschäfte öffnen.“
    „Ich würde heute nicht gehen“, sagte Russel.
    „Ich gehe nicht dort hinunter – ich gehe in die guten Geschäfte.“ Sheila gähnte wieder. Ohne Make-up, dachte Morris, sah sie zu alt aus, um einen so jungen Sohn wie Paul zu haben. Wie er selber, das wußte er, aber Sheila sah gewöhnlich jünger aus als er; besonders, wenn er getrunken hatte. „Habt ihr also auch schon von der Nationalgarde gehört?“ , fügte sie hinzu, als sie mit dem Gähnen fertig war.
    Russel schüttelte den Kopf.
    „Wissen Sie, wie jemand sagte, daß sie auf alles schießen und mehr Schaden anrichten als die Plünderer? Nun, sie werden dagegen protestieren. Ich habe es im Radio gehört. Sie werden heute einen eigenen Marsch veranstalten.“
    Russel hörte nicht länger zu. Er lehnte sich zurück, um wieder zu Pauls Baumhaus hochzuschauen.
    „Seit Donnerstag“, sagte Sheila, „ist das nicht schrecklich?“
    Morris war selbst überrascht, als er sagte: „Ich denke nicht, aber ich werde ihn heute herunterholen.“ Sheila schaute ihn kühl an.
    „Wie lebt er denn da oben?“ fragte Russel.
    „Oh, er hat Decken und Sachen“, sagte Sheila.
    Morris sagte langsam: „Als ich am Donnerstag im Büro war, holte er sich Decken aus dem Schrank und eine Menge Büchsen und Fruchtsaft aus der Vorratskammer und schleppte alles hinauf.“
    „Es ist gut für ihn“, sagte Sheila. „Er hat sein Radio, sein Scoutmesser und was noch alles. Er will weg und alleine sein. Also laßt ihn. Er wird herunterkommen, wenn er hungrig ist, das sage ich Morris immer, und wir wissen ja, wo er ist.“
    „Ich werde ihn heute herunterholen“, wiederholte Morris, aber keiner hörte ihm zu.
    Als sie weggingen – Sheila, um Frühstück zu machen, und Russel, um wahrscheinlich eine Seite der Hecke fertig zu schneiden –, blieb Morris, wo er war, und starrte zum Baumhaus hinauf. Nach zwei oder drei Minuten ging er zum Stamm hinüber und legte eine Hand auf die rauhe Rinde. Er hatte jetzt den Baum seit drei Tagen untersucht und wußte, daß, noch bevor Paul einige Äste gekappt hatte, er nicht einfach zu erklettern gewesen wäre. Leicht schwankend lief er zur Garage hinüber und holte die Leiter.
    Von der Spitze der Leiter konnte er den untersten Ast erreichen, wenn er sich auf das äußerste streckte und auf den Zehenspitzen balancierte, mit dem Körper an den Stamm gelehnt. Er wurde sich plötzlich bewußt, wie weich seine Handflächen in den letzten fünfzehn Jahren geworden waren, und wie schwer sein Körper war, und er schloß die Hände um den Ast und versuchte, sich hochzuziehen. Strampelnd wollte er ein Bein über den Ast schwingen, wobei er an die Leiter stieß und sie umkippte.
    Irgendwo unten hörte er Russel sagen: „Brechen Sie sich nicht den Hals, Morris“, und er hörte den schwachen Klang von Musik. Er drehte seinen Kopf, bis er Russel sehen konnte mit einem Transistorradio an seinem Gürtel, die Leiter aufrichtend.
    Morris sagte „Danke“, sehr dankbar und stand schnaufend eine Weile oben, bevor er runterkletterte.
    „Ich würde das nicht machen, wenn ich Sie wäre“, sagte Russel.
    „Hören sie zu“, sagte Morris, immer noch nach Luft schnappend, „würden Sie hinaufgehen und ihn
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