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Damon Knights Collection 8

Damon Knights Collection 8

Titel: Damon Knights Collection 8
Autoren: Damon Knight
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Lorin, bitte, mach jetzt die Zeltklappe zu, es wird zu kalt herinnen.“
    Er wußte, daß das nicht zutraf, aber er zurrte die Klappe halb zu und schaute weiter zu den sich im Wind wiegenden Bäumen hinüber. Regenschleier verwischten die Konturen, rissen ab und zu auf und gestatteten einen Blick auf den Wald, um dann mit neuer Kraft herniederzuprasseln.
    „Wir könnten lernen, etwas Nützliches für diese Gegend zu tun“, schlug er sanft vor. Hinter ihm machte Jan die Betten. Das Aroma von Kaffee füllte das Zelt. Sie hatte sich beschäftigt, nur um nicht hinaussehen zu müssen, um das Sturmheulen zu übertönen und das Gefühl der Einsamkeit. Einen Augenblick lang wünschte Lorin, er hätte sie nicht dazu überredet, mit ihm nach draußen ins Zelt zu kommen, wünschte, er wäre allein hier. Der Moment verflog, und er schloß die Zeltklappe, setzte sich neben sie und trank Kaffee.
    „Jan, versuch doch, meine Gedanken zu verstehen. Wir könnten hier ein gutes Leben führen. Du könntest Kinder haben, die genug Platz zum Spielen und Toben hätten, die im Wald herumstreifen und im Fluß schwimmen könnten …“ Sie schaute ihn aus blassem Gesicht mit weit aufgerissenen Augen an. „Du würdest dich an die Stille gewöhnen …“ Sie schüttelte den Kopf.
    „Ich würde verrückt“, erwiderte sie schließlich. „Immer auf dem Sprung, nach etwas lauschen, was nicht da ist. Später, wenn die Stadt aufgebaut ist, vielleicht, wenn die Stadt fertig ist, dann könnten wir zurückkommen …“
    „Wieviele andere Zonen wie diese haben sie schon entdeckt? Fünf oder zehn? Wir wissen es nicht einmal. Und dürfen wir etwa dorthinfahren?“ Seine Stimme klang verbittert. „Niemand will hin, außer den Arbeitern, die einen Bonus wegen ‚ungewöhnlicher Umweltbedingungen’ bezahlt bekommen. Niemand sonst geht hin. Zu teuer. Und so wird es immer sein, immer. Dieeinzige Möglichkeit, wieder herzukommen, wäre als Arbeiter, die ihre Aufgabe hassen. Wir müßten so tun, als …“
    „Sie werden einen Ausweg aus dem Energieaustausch finden“, sagte sie ohne Überzeugung.
    „Niemals. Es muß einen gleichwertigen Massen-Energie-Austausch geben, sonst schafft das Raumschiff es nicht. Punktum.“
    „Du bist unvernünftig“, warf Jan ihm temperamentvoll vor. „Sie werden nicht zulassen, daß du jetzt deinen Beruf an den Nagel hängst. Du leistest wertvolle Arbeit. Jeder kann die restlichen Aufgaben erfüllen, nachdem wir einen Ort gefunden und untersucht haben. Außerdem werden wir nicht in unsere alte Wohnung zurückkehren. Nach dieser Exkursion sind wir für eine Gartenwohnung und eine Gehaltserhöhung qualifiziert. Was ist nur in dich gefahren, Lorin? So hast du noch nie gesprochen.“
    „Ich habe auch noch nie ein solches Land gesehen. Ich wußte nicht, daß es so etwas gibt. Ich hielt die Erzählungen immer für Gerüchte. Warum sonst sollte man Menschen einen Bonus dafür zahlen, daß sie in einer solchen Umgebung arbeiten. Ein Bonus! Man sollte von ihnen Gebühren verlangen. Gartenwohnungen! Mit zwei Fenstern anstelle von einem.“
    „Lorin, bitte nicht jetzt. Ich bin zu müde, um mit dir zu streiten. Auch wenn du nicht jeden Tag arbeiten mußt, ich muß es. Und daran wird es wohl liegen – zu wenig zu tun.“ Sie kroch in das Bett und zog die Decke bis ans Kinn. „Kommst du auch?“
    „In einer Minute, nur noch einen Moment.“
    Regen und Wind ebbten ab, der Sturm war vorbei. Er öffnete die Zeltklappe und wurde dabei von einem eisigen Windstoß geschüttelt. Er regulierte den Druck im Zelt und schuf eine unsichtbare Abschirmung zwischen sich und der kalten Luft draußen. Gefrorene Kristalle fielen hernieder: Er streckte die Hand aus und spürte ihre scharfen Spitzen. Plötzlich wünschte er, diese Zeitzone überhaupt nicht entdeckt zu haben. Früher hatte er gesagt, es gäbe eine zyklische Gesetzmäßigkeit, aber nicht mehr, seitdem die Bok-Gresler-Harney-Temporäre-Massen-Energie-Austausch-Theorie empirisch bewiesen worden war. Diese Theorie stellte in mathematischen Formeln fest, daß sich ein Körper in der Zeit vorwärts bewegen konnte, und die für eine solche Transportation benötigte Energie. Es war wie am Ende eines gereckten Gummibandes, dachte Lorin, eine Hand noch immer draußen unter den gefrierenden Tropfen. Sie befanden sich am Ende, und mit jeder verstreichenden Minute dehnte es sich weiter, wurde angespannter. Nach Ablauf eines vorausberechneten Zeitabschnitts schnellte das Gummiband zurück und
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