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Damon Knights Collection 8

Damon Knights Collection 8

Titel: Damon Knights Collection 8
Autoren: Damon Knight
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holen?“ Es war ein erniedrigendes Eingeständnis, aber er machte es: „Sie wären besser in der Lage, hinaufzuklettern, als ich.“
    „Tut mir leid“, Russel klopfte sich auf die Brust, „Befehl vom Doktor.“
    „Oh. Das wußte ich nicht.“
    „Nichts Ernstes. Aber ich soll solchen Ecken fernbleiben, wo ich stürzen könnte. Mir wird manchmal schwindlig.“
    „Ich verstehe.“
    „Schon gut. Haben Sie von den falschen Polizisten gehört? Es kam vor einer Minute durch das Radio.“
    Morris schüttelte den Kopf, immer noch schnaufend und sich an die Leiter stützend.
    „Sie ziehen den toten Bullen die Uniformen aus und ziehen sie selbst an. Sie haben dadurch eine Menge Verwirrung gestiftet.“
    Morris nickte: „Das glaube ich.“
    Russel stieß gegen den Baum. „Es ist Ihr Sohn. Warum sagen Sie ihm nicht einfach, er soll runterkommen.“
    „Ich versuchte es gestern. Er will nicht.“
    „Nun, versuchen Sie es heute noch mal. Sie müssen streng sein.“
    „Paul!“ Morris ließ seine Stimme so autoritär wie möglich klingen. „Paul, schau mal runter!“ Im Baumhaus gab es keine Bewegung.
    „Strenger. Sagen Sie ihm, er muß herunterkommen.“
    „Paul, komm auf derStelle herunter!“
    Die beiden Männer warteten. Kein Laut außer der unmelodischen Musik desRadios und dem Geflüster einer Brise in den gezahnten Blättern.
    „Ich glaube, er kommt nicht“, sagte Morris.
    „Sind Sie sicher, daß er oben ist?“
    Morris dachte an das Auftauchen von Pauls Kopf. „Er ist oben, er will nur nicht antworten.“ Er dachte an die Zeiten, als er die Bilder aus der Schublade geholt hatte, die seine Mutter ihm gab, Bilder, die ihn in seiner Jugend zeigten, die sie studiert hatte, um eine Ähnlichkeit zwischen ihm und Paul zu entdecken. „Er will sich auf nichts einlassen“, sagte er kleinmütig.
    „Sagen Sie“, Russel schaute sich wieder den Baum an, „warum fällen wir ihn nicht?“ Seine Stimme war zu einem Flüstern geworden.
    Morris erschrak: „Das würde ihn töten.“
    Das metallische Geklimper im Radio hörte auf. „Wir unterbrechen das Programm wegen einer Meldung.“ Beide Männer erstarrten.
    „Soeben erreicht uns die Nachricht, daß die Demonstration, die von den ‚Citizens for Peace’ organisiert wurde, von etwa 500 Mann Sturmtruppen der amerikanischen Nazipartei unterbrochen wurde. Es scheint, als ob Mitglieder eines Motorradclubs an den Unruhen ebenfalls beteiligt sind; es ist nicht bekannt, auf welcher Seite.“
    Russel stellte das Radio ab. Morris seufzte. „Jedesmal, wenn eine Sondermeldung kommt, denke ich, daß es die allergrößte sein wird.“
    Sein Nachbar nickte verständnisvoll. „Aber hören Sie, wir brauchen den Baum ja nicht richtig umzuhauen. Er ist mindestens sechzig Zentimeter dick, da würden wir wahrscheinlich ein paar Tage brauchen. Wir brauchen ihn nur ein bißchen anschlagen. Er wird denken, daß wir ihn umhauen, und wird herunterklettern. Haben Sie eine Axt?“
    Morris schüttelte den Kopf.
    „Aber ich. Ich werde hinübergehen und sie holen.“
    Morris wartete unter dem Baum, bis er weg war, und rief dann mehrmals leise Pauls Namen. Mit lauterer Stimme sagte er: „Wir wollen dir nicht weh tun, Paul.“ Er versuchte, an ein Geschenk zu denken. Paul hatte schon ein Fahrrad. „Ich werde dir einen Swimming-pool bauen, Paul. Im hinteren Garten, wo Mutter ihre Blumen hat. Ich werde Männer mit einem Bulldozer kommen lassen, um sie auszugraben und uns dort einen Swimming-pool zu bauen.“ Keine Antwort. Er wollte Paul sagen, daß sie den Baum nicht wirklich fällen würden, aber irgend etwas hielt ihn ab. Dann konnte er Russel die Türe öffnen hören auf der anderen Seite des Hauses.
    Die Axt war alt, stumpf und verrostet, und der Kopf saß lose auf dem Griff, so daß es nach jedem Schlag notwendig war, den Stiel am Baum aufzustoßen, um den Kopf festzuklemmen; jeder Schlag tat den aufgeschundenen Händen von Morris weh. Endlich hatte er eine kleine Kerbe gehauen – die meisten Schläge waren nutzlos danebengegangen –, und sein Arm und sein Handgelenk taten weh. Paul war nicht heruntergekommen, hatte nicht einmal aus einem der Fenster geschaut.
    „Ich werde noch einmal versuchen, hinaufzuklettern.“ Er legte die Axt hin und schaute Russel an. „Haben Sie eine längere Leiter als diese hier?“
    Russel nickte: „Sie müssen mitkommen und tragen helfen.“ Russels Frau hielt sie auf, als sie Russels Veranda überquerten, und lud sie zu einer Limonade ein. „Meine
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