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Damon Knights Collection 7

Damon Knights Collection 7

Titel: Damon Knights Collection 7
Autoren: Damon Knight
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sagen. Sie wiederum verstehen ihn ohne Schwierigkeiten. Ihre Intelligenz und ihre Auffassungsgabe sind so groß, daß sie jede seiner Beschreibungen, Beobachtungen und Entdeckungen mühelos und ohne Erstaunen akzeptieren. Während sie ihn über das Flugfeld geleiten, Mary Goodwin an seiner Seite, hört er, daß sie ihn dazu einladen, sich mit einer Rede in der Akademie an die Öffentlichkeit zu wenden (Ah, es gibt also eine Öffentlichkeit; man muß sich nur an die Zeremonie halten). »Die Akademie?« fragt er. »Der Künste und Wissenschaften«, mit einer Verneigung vor Miss Goodwin. Natürlich. Er hatte sich nur gewundert, warum die Wissenschaften nicht im Begrüßungskomi tee vertreten waren. Anscheinend hatten sich die beiden Fachrichtungen inzwischen vereinigt.
    Sie führen ihn zu einem Wagen, mit dem er in die Stadt rollt. Er ist nun ruhiger und wachsamer und macht sich im Geist Notizen. Sein erster Eindruck beim Blick aus dem Fenster ist, daß die Erde nicht älter, sondern neuer geworden ist. Und sein zweiter nach einem forschenden Rundblick auf die ausgeruhten Gesichter seiner Begleiter, daß die Menschen nicht älter, sondern jünger geworden sind. Sie bringen ihn in eine luxuriöse Suite, wo er sich vor seinem öffentlichen Auftritt ausruhen und erfrischen kann.
    Sich zu duschen und zu rasieren, sich in Kleider der derzeitigen Mode umzuziehen kommen ihm wie Abenteuer vor, wie etwas Neues, nie Erlebtes. Die Vertreter der Öffentlichkeit ziehen sich zurück, während er diese privaten Riten vollzieht, aber sie lassen Mary Goodwin zurück, die ihn zur Akademie bringen soll, mit der sie anscheinend in enger Verbindung steht. »In enger Verbindung?« Lag darin ein Anflug von Eifersucht? Während er sich das Gesicht mit einem Handtuch abtrocknet, betrachtet er die dunkelhaarige, glutäugige Schönheit. Sie ist ansprechbar, und Ort und Gelegenheit sind einladend, aber trotzdem enthält er sich. Der Verzicht auf hastige körperliche Beziehungen soll für ihn und für sie ein Zeichen seines Selbstvertrauens sein und noch eine Weile die köstliche und zerbrechliche, zauberhafte Spannung erhalten, die über dem Augenblick und ihren Gesprächen liegt.
    Sie macht einige lächelnde Bemerkungen darüber, daß sie sich mit Cargill gut auskennt, daß sie mit seinen düsteren und jähzornigen Launen vertraut ist und daß ihm eine Menge Luft und Sonne gut täten, ehe er ganz begreift, daß sie von einem Ort spricht. Welchem Ort? Einem der zwei Planeten von Proxima Centauri. Wie so, hatte er nicht verstanden? Inzwischen haben andere Flüge dorthin stattgefunden, zum Alpha-Centauri-Doppelstern allein einige hundert, denn die Raumfahrt ist inzwischen weit fortgeschritten. Keine großen Affären heute mehr!
    Schweigend öffnet sich der Boden vor seinen Füßen. Nur einen Schritt vor ihm gähnt die große Leere – ein Teil des selben dunklen Vakuums, in das er so viele Jahre seines Lebens geschüttet hatte. Seine Errungenschaften bedeuten also nichts weiter als eine Reihe von Routineergebnissen, die durch ihre Häufigkeit bereits uninteressant und fade geworden waren. Oder noch schlimmer als nichts: für seine heroischen Bemühungen hat man nun nichts anderes übrig als ein Lächeln und Mitleid. Sie werden ihn bemitleiden! Sie werden ihn freundlich behandeln. Plötzlich nehmen die fürsorglichen und aufmerksamen Gesichter am Morgen auf dem Rollfeld einen Ausdruck überlegenen Spotts an. Aber nein – er ergreift in seiner Verzweiflung einen Strohhalm: der Ausdruck auf dem Gesicht des Mädchens spricht Bände, er kennt ihn genau. Und man kann ihn nicht vorspielen. Sie hat ihn spontan voller Bewunderung, intensiv und aufmerksam angesehen mit jenem Blick, in dem keine Ironie, sondern Appetit liegt, mit dem eine Frau einen Mann anschaut, von dem sie einen Ausflug in ein höheres Leben, eine Beziehung des Geistes und der Phantasie erwartet. Vor dieser herrlichen Gewißheit in ihren Zügen verblaßt sein inneres Erbeben wie eine Halluzination. Irgendwie ist er noch der, der er zu sein hoffte. Sein Heroismus ist ungeschmälert und nicht abqualifiziert. Das gähnende Loch zu seinen Füßen schließt sich ebenso geräuschlos und unsichtbar, wie es sich geöffnet hatte.
    Sie hatte von diesem Vorgang nichts gemerkt, und er erwähnt es nicht, während ihre Unterhaltung leichter und müheloser unter dem Zauber des Augenblicks wird. Sie gehen gemeinsam zur Veranstaltung. Sie betreten von hinten eine Halle, ein anscheinend großes Auditorium,
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