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Damon Knights Collection 7

Damon Knights Collection 7

Titel: Damon Knights Collection 7
Autoren: Damon Knight
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Mann, der als Maurer für Lif gearbeitet hatte, gebaut hatte. »Das schmeckt gut«, sagte er. »Ich habe schon fast ein Jahr lang kein Fleisch mehr gekostet.«
    »Ich weiß, ich weiß. Niemand hat sich mehr ein Haus bauen lassen.«
    »Nicht ein einziges«, antwortete er. »Nicht einmal eine Mauer oder ein Hühnerhaus, und keine Reparatur. Aber deine Webarbeiten, die sind noch gefragt?«
    »Ja, nicht bei Männern natürlich, aber einige der Frauen wollen bis zum Ende neue Kleider. Dieses Fleisch habe ich von den Wütern gekauft, die alle Herden meines Herrn geschlachtet haben, und das Geld dafür bekam ich für ein Stück feinsten Leinens, das ich für meines Herrn Tochter webte, die ein neues Gewand für das Ende wollte!« Die Witwe stieß einen kleinen, spöttischen, verständnisvollen, glucksenden Laut aus und fuhr fort: »Aber jetzt gibt es keinen Flachs mehr und kaum noch Wolle. Nichts mehr zum Spinnen oder zum Weben. Die Felder sind niedergebrannt und die Herden tot.«
    »Ja«, stimmte Lif zu und verspeiste das gute Fleisch. »Schlechte Zeiten, schlimm ist es.«
    »Und nun«, sagte die Witwe, »woher soll das Brot kommen, wo die Felder niedergebrannt sind? Und woher das Wasser, wo sie die Quellen vergiften? Ich spreche schon wie die Trauernden da oben in der Halle, nicht wahr? Bedien’ dich, Lif. Frühlingslamm ist das feinste Fleisch in der Welt, hat mein Mann immer gesagt, bis der Herbst kam, und dann sagte er, Schweinebraten sei das feinste Fleisch. Komm, nur zu, schneide dir ein ordentliches Stück ab …«
     
    In jener Nacht träum te Lif in seiner Hütte in der Ziegelei. Normalerweise schlief er so fest wie die Steine selbst, aber nun schwebte und glitt er im Traum zu den Inseln, und als er erwachte, waren sie nicht länger ein Traumgebilde oder eine Wunschvorstellung: mit der Klarheit des Morgensterns kam ihm die Gewißheit, daß er sie kannte. Aber was hatte ihn im Traum über die Wellen befördert? Er war nicht geflogen und nicht gegangen, aber unter Wasser geschwommen wie ein Fisch war er auch nicht; und doch war er über die graugrüne Wasserfläche mit den windgeriebenen Wellenhügeln des Meeres zu den Inseln gelangt; Stimmen hatte er vernommen und die Lichter von Städten erblickt.
    Er beschäftigte sich in Gedanken mit der Frage, wie ein Mensch über das Wasser gleiten könne. Er überleg te, wie Gras in Flüssen schwimmt, und wie man also eine Art Matte aus Korbgeflecht nehmen, sich darauflegen und mit den Händen paddeln könnte; aber das Schilf stand verkohlt am Flußufer, und die Vorräte an Gerten bei den Korbmachern waren verbrannt. Auf den Inseln seines Traums hatte er Schilfrohre und Gräser von über zehn Metern Höhe und mit dicken braunen Stämmen, die er mit den Armen kaum umspannen konnte, gesehen, einen Wald von grünen Blättern, der Sonne an Tausenden von aufstrebenden Ästen entgegengereckt. Auf solchen Ästen und Stämmen konnte ein Mann schon das Meer überqueren. Aber solche Pflanzen wuchsen nicht in seiner Heimat, weder jetzt noch früher. Oben in der Erhöhungshalle gab es einen Messergriff aus mattbraunem Material, das angeblich aus einem fernen Land stammte und Holz genannt wurde. Aber er konnte nicht über die brüllende See auf einem Messergriff reiten.
    Eingefettete Häute schwammen vielleicht; aber die Gerber waren seit Wochen müßig, und so standen keine Häute zum Verkauf. Er konnte es sich ebensogut ersparen, von anderen Hilfe zu erwarten. Er trug seinen Schubkarren und seinen größten Mörteltrog an jenem windigen, hellen Morgen zum Strand hinab und schob sie in das ruhige Wasser der Lagune. Sie schwammen tatsächlich, auch im tieferen Wasser, aber wenn er sie auch nur mit der Hand berührte, kenterten sie, füllten sich mit Wasser und versanken. Sie waren wohl zu leicht, dachte er.
    Er kletterte wieder die Klippen hinauf und wanderte durch die Straßen, dann belud er den Schubkarren mit den nutzlosen, regelmäßigen Ziegelsteinen und karrte die Ladung an den Strand. Da so wenig Kinder in den letzten Jahren geboren worden waren, umringten ihn auch keine kleinen Naseweise mit der Frage, was er tat, allenfalls warf ihm der eine oder andere Wüter, noch benommen vom Wrackfest vergangener Nächte, aus seinem dunklen Torbogen in den hellen Sonnenschein einen skeptischen Blick zu. Den ganzen Tag lang karrte er Ziegelsteine und die Bestandteile von Mörtel hinunter, und am nächsten Tag begann er, obgleich sich der Traum nicht wiederholt hatte, die Ziegel zu mauern;
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