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Damon Knights Collection 7

Damon Knights Collection 7

Titel: Damon Knights Collection 7
Autoren: Damon Knight
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Enthaltsamkeit erwies sich ebenfalls als quälend. Ich werde noch immer jung sein. Ich werde noch immer jung sein. Der Gedanke klang ihm wie ein Lied in den Ohren. Ich werde jung sein / wenn ich kehre heim. Er würde Ende dreißig sein und noch Jahre des sexuellen Genusses vor sich haben. Und er konnte sich die Mädchen aussu chen, dessen war er gewiß, schon wegen des wirksamsten al ler Aphrodisiaca, dem Ruhm.
    Halbzeit. Er zog eine Kurve hinter dem Doppelstern Alpha-Centauri und ging auf Gegenkurs. In der Aufregung und dem Arbeitsanfall dieser Wochen vergaß er seine Leiden. Er füllte ein großes Tagebuch mit Notizen. Er entdeckte zwei Dunkelsterne in der Nähe von Proxima Centauri und benannte sie Michelsen und Morley, Namen, die sie von nun an tragen würden, und einen dritten bei dem Doppelstern, den er Bessel taufte. Diese Entdeckungen allein sicherten ihm bereits un ver brüchliche Berühmtheit, aber er machte noch weitere Beobachtungen, würdige Bereicherungen für die Annalen der Wissenschaft. So entdeckte er die unerklärlichen, schnell reisenden »Radarechozeichen«, die offenbar eine schnellere Reisegeschwindigkeit als sein Raumschiff hatten, aber sich zum Glück als harmlos erwiesen. Und dann befand er sich auf dem Rückweg. Sein Streß nahm nun andere Qualitäten an. Nun, da es nicht mehr in seiner Macht lag, den Flug abzukürzen, blieb ihm die Agonie der Unentschlossenheit erspart. Im Gegenteil, ihn ergriff immer mehr eine nervenzerreibende Agonie der Ungeduld, aus der er von Zeit zu Zeit in lähmende Resignation verfiel.
    Ein Ausdruck seiner Einsamkeit, der ihn schon seit längerem verfolgte, nahm immer greifbarere Formen an. Er erspähte aus dem Augenwinkel eine Gestalt, die ihn abrupt aus seinen Gedanken riß. Oder er erwachte in der Dunkelheit und lauschte in sie hinein, merkte, daß er bereits seit Minuten angestrengt lauschte. Er entwickelte ein schreckenerfülltes, anteilnehmendes Verständnis für die Wahnvorstellungen von Gefangenen in Einzelhaft und für aus der Gesellschaft Ausgestoßene. Er ermahnte sich zur Beherrschung, zu größter Vorsicht, sonst würde er sein Raumschiff mit Phanta siegestalten bemannen.
    Ein Gedanke aber hielt ihn aufrecht und bannte den Irrsinn: sein künftiger Ruhm. An ihn klammerte er sich, er war Stütze und Halt in der unerträglichen einsamen Nacht: das sichere Wissen um seine bevorstehende Berühmtheit, wenn er zurückkehrte. Er entsann sich eines alten Witzes: »Warum soll ich etwas für die Nachwelt tun? Was hat die Nachwelt für mich getan?« Nun, er gehörte zu den Bevorzugten, die selbst erleben würden, was die Nachwelt für ihn tat. Er würde persönlich einstreichen, was man ihm schuldete. Von der Nachwelt erwartete er nichts anderes als allgemeinen Respekt und Anerkennung – das das hatte unweigerlich eine angesehene Stellung, Geld und Frauen im Gefolge. Kurz gesagt wünschte er sich nichts weiter als »eine Steigerung seines Lebensgefühls, verdreifacht noch durch den Ruhm«.
    Diesen Gedanken hing er nach, während sein Raumschiff der Erde entgegenstürzte, und wieder vernahm er das Tapsen seiner Schritte in dem engen Korridor, auf und ab, auf und ab.
    Nun hat er wieder festen Boden unter den Füßen. Noch benommen vom Rückflug stolpert er endlich auf die Erde hinaus, wo ihn in der frühen Morgensonne ei ne Delegation der Öffentlichkeit und der Kultur erwartet; jedenfalls nimmt er das an, in seinem tranigen Kopf, Die Öffentlichkeit ist enttäuschend schwach vertreten. Sie besteht aus einem halben Dutzend gewöhnlich aussehender Männer in stromlinienförmigen Anzügen; die noch spärlichere Kultur dagegen hat eine Schönheit als Vertreterin entsandt. Er betrachtet sie staunend und etwas unverschämt. Vielleicht hat sie auf künstliche Nachhilfen verzichtet – Make-up ist nicht erkennbar – und zeigt nur eine besonders heitere Ausstrahlung. Sie stellt sich als Mary Goodwin vor und zeigt in ihm das erwartete, erregte Interesse. Natürlich sind alle zu ihm sehr freundlich, äußerst liebenswürdig und aufmerksam. So hatte er es sich vorgestellt, aber nach seiner langen Isolierung, seinem ausgehungerten Bedürfnis nach menschlicher Gesellschaft in jeder Zelle ver krampft, ergreift es ihn über Gebühr, und er kann sei nen Redeschwall nicht mehr bremsen. Sie sprechen mit ihm und stellen anscheinend Fragen, von denen er einige zu beantworten versucht, aber er kann sein Redebedürfnis nicht mehr beherrschen und kaum in sich aufnehmen, was die anderen
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