Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Damon Knights Collection 7

Damon Knights Collection 7

Titel: Damon Knights Collection 7
Autoren: Damon Knight
Vom Netzwerk:
teilweise persönlich geplanten Raumflugs. Er hat darum gekämpft, sich in den Augen des Volkes lächerlich gemacht und sich gegen die Ablehnung der Wissenschaftler gestemmt, und er hat gewonnen. So wurde er der Held eines menschlichen Dramas, dem die Wichtigkeit des Flugs weitere Würde verlieh, nun, da die wissenschaftliche Bedeutung der Expedition nicht mehr in Zweifel gezogen wird. Sie soll unter anderem die neuentdeckten Methoden zum erstenmal erproben, wie die erlebte Zeit auf so langen Weltraumflügen auf Jahre eines Menschenlebens reduziert werden kann. Darüber hinaus – und das gereicht ihm besonders zur Ehre – wird die Integrität des Wagnisses durch keinerlei politische oder, trotz seines Dienstgrades, militärische Zweckgebundenheit geschmälert. Er macht sich nur um des Fortschritts willen auf die Reise, aus Liebe zur Sache, zum Ruhm der Menschheit.
    Er spricht. Es ist sein Abschied an die Welt, schlicht und ergreifend. Dreihundert Millionen Menschen sehen zu.
     
    Cargill machte in der zweiten Woche seines Flugs eine unheilvolle Entdeckung. Er fühlte sich einsam. Doch er schob es beiseite, wie ein vielbeschäftigter Mann einen dumpfen Schmerz übergeht, den zu pflegen im Augenblick nicht opportun ist. Außerdem hatte er erwartet, einsam zu sein. »Seine einsame Wacht«, »die ungeheu er langen und eintönigen Nachtwachen«, »die Odyssee eines einsamen Geistes« – so die Beschreibungen der Zeitungen und Illustrierten, in denen der Geist eines stillen, aber entschlossenen Durchhaltevermögens lag, hafteten ihm im Gedächtnis. Doch als die Wochen und Monate verstrichen, wuchs die Pein, bis sie sein ganzes Bewußtsein überflutete, bis sie sich nur noch wenige Minuten hintereinander überspielen oder unterdrücken ließ.
    Einsamkeit und Langeweile. Die beiden waren eins. Ihm war nie zuvor aufgefallen, daß er eigentlich ein geselliger Mensch war. Bei aller Liebenswürdigkeit und seinem einnehmenden Wesen (deren er sich in al ler Bescheidenheit bewußt war), als Bereicherung jeder Gesellschaft, hatte er sich immer für einen unabhängigen und selbstgenügsamen Menschen gehalten. Die einzigen Mängel, die ihm bei allen Schmeicheleien der vergangenen Zeit vorgehalten worden waren, bestanden trotz seines Sinns für Humor in seiner stummen, aber unverkennbaren Zurückhaltung – so wurde beispielsweise darüber kommentiert, daß man ihn nie in der Öffentlichkeit lachen sah – und einem kühlen Ausdruck von Würde. Gewöhnlich folgte dann der Zusatz, daß dies bewundernswerte Qualitäten in einem Mann seien, der zur »Odyssee eines einsamen Geistes« aufbrach und »die ungeheuer langen und eintönigen Nachtwachen« ertragen mußte.
    Die Einsamkeit folterte ihn. Schließlich mußte er dieses Eingeständnis bewußt akzeptieren, auch wenn es noch Wochen dauerte, bis er sich so weit überwinden konnte, es dem Journal anzuvertrauen. Aber er konnte nicht umkehren. Die Demütigung konnte er nicht ertragen, er schon gar nicht, der den süßen Rausch des Ruhms genossen hatte, und dem weitere Ehre sicher war, sofern er durchhielt.
    Er hatte natürlich seine Arbeit: die wissenschaftlichen Beobachtungen und Studien (er befaßte sich weiter mit Mathematik und Astrophysik) und seine Aufzeichnungen (das Rohmaterial für mehr als ein künftiges Buch). Er erledigte seine Aufgaben mit einer Art verzweifelter Gründlichkeit.
    Und er hatte Unterhaltung: Bücher und Illustrierte auf Mikrofilmen; Musik, Theaterstücke und Filme auf Bändern. Doch niemals zuvor – er sprach oft mit sich selbst, manchmal laut, eine jüngst erworbene Gewohnheit – war ihm aufgefallen, wie banal die populärste Unterhaltung in Wirklichkeit war, selbst gehobene Unterhaltung, die ja schließlich von einem Ausschuß sorgfältig nach seinen Neigungen ausgesucht worden war.
    Mehr und mehr schien ihm die Leere auf der anderen Seite seiner stählernen Kapsel als Ausdruck seines eigenen Lebens.
    Die Viertelmarke. Auf der Erde waren fünfundzwanzig Jahre verstrichen. Zweieinhalb Jahre seines Lebens waren »vorübergerauscht«. Seine Langeweile und Einsamkeit erreichten einen kritischen Punkt. Falls er jetzt umkehrte … Tagelang hing er unschlüssig vor den Kontrollen herum, kauerte über ihnen, aber er konnte sich nicht dazu entschließen, sie zu berühren.
    Er hörte dem Tapsen seiner eigenen Schritte zu, unablässig hin und her auf dem schmalen Gang.
    Er lag in seiner Koje, vergegenwärtigte sich die Gesichter und Kurven von Mädchen. Diese
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher