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Damiano

Damiano

Titel: Damiano
Autoren: R. A. MacAcoy
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Mailand.«
    Pardos Nasenflügel blähten sich schnaubend auf, doch er ließ Damiano fortfahren, bis der Name Mailand fiel.
    »Mailand!« belferte er dann. »Wenn ich mich mit einer Stadt verheirate, dann mit einer, die eine größere Mitgift besitzt als Partestrada! Was glaubt Ihr wohl, warum ich hier bin und wie eine gute Hausfrau Eure kleinen Bergnester ausfege? Weil ich mich auf Mailand vorbereite! Ich brauche Geld und Macht, und meine Soldaten brauchen Erfahrung. Ich werde dem verfallenden Haus von Savoyen abnehmen, was ich kann, während Amadeus mit seinem neuen Weib und den idiotischen Kriegen mit Johann dem Guten beschäftigt ist. Und wenn er sich niederbeugt, den Floh an seinem Bein zu zerdrücken, bin ich schon auf und davon.
    Aber ich komme immer wieder, und jedesmal werde ich dieses elende kalte Wolkenland schröpfen, bis ich reich genug bin und Männer genug habe. Dann werde ich gen Mailand ziehen. Wenn ich die Liebe dieser Stadt nicht kaufen kann, werde ich sie mit Gewalt nehmen.«
    Damianos Gesicht verzog sich unter Qualen, die er litt, aber er sagte, was ihm auf der Hand zu liegen schien.
    »Mailand lag schon in so vielen Händen. Die Geschichte wird sich Eurer nicht erinnern, wenn Ihr Mailand erobert.«
    »Die Geschichte interessiert mich einen Dreck!« brüllte der General und schlug mit der Faust gegen die holzgeschnitzte Rückenlehne seiner Bank. »Mailand? Das ist etwas anderes. Durch viele Hände gegangen? Nun, das hat den Glanz der Hure nicht geschmälert. Habt Ihr Mailand gesehen, Junge?«
    »Viele Male«, antwortete Damiano und meinte, genau dreimal; einmal mit seinem Vater und zweimal allein, als er Bücher gekauft hatte. »Eine schöne Stadt, wenn auch sehr oberflächlich.«
    Jetzt war es an Prado, sich vorzubeugen und sein Gegenüber anzustarren.
    »Ihr sollt das nicht als Beleidigung verstehen, Signor Delstrego, denn ich denke, Ihr könntet mir gefallen. Ihr besitzt Loyalität und Enthusiasmus. Außerdem eine nützliche Begabung, wenn diese Geschichte mit den Türen ein Hinweis war.
    Aber Eure provinzielle Erziehung hat Eure Denkweise beeinflußt. Ihr habt von Florenz und Rom gelesen und glaubt, daß sie sich nicht von Eurer kleinen Stadt in den Bergen unterscheiden, wo Eure Familie einen gewissen – Ruf genießt. Es scheint Euch besser, Eure Zeit darauf zu verwenden, die kleine Stadt größer zu machen, als alles auf eine Karte zu setzen und an einem Ort, wo es mehr Möglichkeiten gibt, Ihr aber nicht bekannt seid, ganz neu anzufangen.«
    Damiano runzelte verwirrt die Stirn und schüttelte den Kopf.
    Doch Pardo fuhr fort: »Ich – und ich bin ein Mann mit Erfahrung – würde Euch raten, alles zu wagen und nach dem zu greifen, was Ihr begehrt. Die meisten Menschen sind weniger als sie scheinen. Das ist die Natur; ihr Schicksal ist es, die wenigen zu nähren, die Weitblick und Mut besitzen. Die meisten Städte sind dazu da ausgeplündert zu werden, und aus diesem Plündergut schaffen wir die Pracht solcher Städte wie Rom, Florenz und Mailand.«
    Pardo lächelte ein allzu wissendes Lächeln – Guillermo Delstregos Lächeln. Und er sprach genauso komplizenhaft listig wie Damiano seinen Vater oft mit einem ihm unterlegenen Kumpan hatte sprechen hören, wenn die beiden, dem Antlitz der Sonne fern, Seite an Seite im leeren Stall gesessen hatten.
    »Alle Alchimisten sind Blender«, erklärte Pardo. »Und echte Zauberei – Schwarze Magie – ist sehr selten. Aber es gibt sie. Ich bin ganz sicher, daß es sie gibt.«
    Damiano schüttelte den Kopf noch heftiger.
    »Für mich nicht«, protestierte er. »Niemals Schwarze Magie.«
    »Euer Vater war sich nicht zu gut, einen Feind zu verwünschen«, widersprach Pardo gleichmütig. »Und ich habe gehört, daß seine Verwünschungen höchst wirksam waren.«
    »Von wem wißt Ihr das? Das sind Gerüchte. Ihr dürft ihnen nicht glauben.«
    »Ein alter Mann namens Marco hat es mir erzählt«, antwortete der General. »Zur gleichen Zeit, als er mir erzählte, wo die Stadtbewohner sich in den Hügeln versteckt haben.«
    Damiano sprang von seinem Hocker auf. Sein Gesicht war bleich geworden.
    »Marco? Er hat die Bürger verraten?«
    Mit einer Handbewegung wischte Pardo Damianos Entsetzen beiseite.
    »Macht Euch keine Sorgen. Ich werde sie nicht alle niedermetzeln. Das bringt nichts ein. Ich möchte das haben, was sie mitgenommen haben, und jeder Dorfbewohner, der bereit ist, für eine Börse oder einen goldenen Ring zu sterben, verdient es nicht
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