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Damiano

Damiano

Titel: Damiano
Autoren: R. A. MacAcoy
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anders.
    Höchst interessant jedoch fand ich das, was der alte Marco mir über Euren Vater und Euch selbst berichtete. Er sagte, Euer Vater sei der mächtigste Hexer – ich meine, vielmehr, Zauberer – in Italien gewesen.«
    »Er war ein Hexer«, erwiderte Damiano dumpf, »und nach eigener Einschätzung nicht der mächtigste. Er sagte immer, daß Saara von der Lombardei – «
    »Das reicht mir schon«, unterbrach Pardo. »Marco erzählte außerdem, daß Ihr Eurem Vater an Kraft beinahe ebenbürtig seid, aber zu schrullig und zimperlich als gut für Euch ist.«
    »Ein Mozzarellakopf«, murmelte Damiano, den Blick zum Boden gesenkt. Marco hatte die Stadt verraten. Soldaten mit behaarten Händen, wie sie Carla Denezzi das Gold vom Hals rissen. Das Gold und was noch?
    Er merkte, daß Pardo immer noch sprach.
    » – mit mir«, sagte der General gerade. »Ich schlage keine Heirat vor, wie Ihr Sie eben so eifrig zwischen mir und dieser Stadt arrangieren wolltet. Aber ich bin kein böser Mensch. Ich bin ein gebildeter Mann, und ich bin Christ. Ich töte Menschen nicht zum Spaß. Stellt Eure Fähigkeiten in meinen Dienst, und ich will Euch gut belohnen.«
    Damiano starrte durch Pardo hindurch.
    »Was habt Ihr Marco für seine Dienste gegeben?«
    Pardo antwortete mit einem schiefen Lächeln.
    »Ich habe ihm den Weinberg vor den Toren geschenkt«, sagte er. »Aber Marco ist ein alter Säufer und ein Verräter obendrein. Einem Mann mit Fähigkeiten, dem ich vertrauen könnte, würde ich mich viel großzügiger zeigen.«
    »Ihr werdet mir Eure Großzügigkeit nicht zu beweisen brauchen, General«, sagte Damiano entschieden.
    Pardo stand langsam von seiner Bank auf.
    »Ihr lehnt also rundweg ab?« Wie eine große Katze, die ihren Angriff mit einem einzigen Schritt einleitet, trat der General auf Damiano zu. »Rundweg?« wiederholte er.
    »So ist es nicht«, antwortete Damiano, ohne sich einschüchtern zu lassen. »Denn seht, ich könnte Euch gar nicht von Nutzen sein. Die Fähigkeiten, die ich besitze – oder selbst jene meines Vaters – eignen sich nicht als Kriegswaffen. Wäre es anders, so hätte er sie, glaube ich, benutzt.«
    General Pardo stand Damiano gegenüber. Sie waren beinahe gleich groß.
    »Erklärt!« befahl der General scharf.
    Damiano stützte sich auf seinen Stab. Nachdenklich betrachtete er den roten Fliesenboden. Dann endlich begann er.
    »Zauberei unterscheidet sich in nichts von gewöhnlicher Arbeit. Man beginnt mit einem Material, gibt die eigene Kraft dazu, und am Ende hat man etwas hergestellt. Als ich vorhin die Türen und Fenster in diesem Gebäude aufriß, bediente ich mich der Luft als Werkzeug, bearbeitete sie nach einem Muster, das ich gelernt habe. Hinterher war ich erschöpfter als ich gewesen wäre, wenn ich herumgerannt wäre und sämtliche Fenster und Türen eigenhändig aufgemacht hätte.«
    »Aber an die Fenster in solchen Räumen, die verriegelt waren, wärt Ihr ohne Zauberei gar nicht herangekommen. Habe ich recht?«
    Der General suchte ein Anzeichen von Verstellung oder listigem Ausweichen in Damianos Zügen, doch der begegnete offen seinem Blick.
    »Ah ja. Aber das ist ein anderes Element; das ist das moralische Element, in der Zauberei sehr real und sehr gefährlich. Wenn ich, in der Absicht, Euch damit einen Schlag zu versetzen, eine Tür öffne, die Ihr vor mir abgeschlossen habt, oder bewirke, daß sie auffliegt, während Ihr daran vorübergeht, dann ist das etwas ganz anderes als ein simples Öffnen von Türen. Zauberei in böswilliger Absicht wird sich beinahe immer gegen ihren Urheber kehren; deshalb ist Reinheit des Herzens bei einem Hexer von Wichtigkeit.
    Lacht nur«, fügte Damiano hinzu, denn Pardo lachte tatsächlich, »aber so ist es. Da ich ein Gefäß für diese Kräfte bin, muß ich mich vor meinen Wünschen und Begierden in acht nehmen. Wenn ich auf einen Händler zornig werde und mir vorstelle, wie ich ihm den Kragen umdrehe, dann werde ich den Keim dieser Tat in meinem Kopf mit mir herumtragen und vielleicht des Nachts Dämonenfinger an meinen eigenen Hals spüren.«
    »Dennoch«, warf Pardo ein, »werden Verwünschungen ausgesprochen. Es muß also jene geben, die es wagen, sie auszusprechen.«
    Damiano zuckte die Schultern.
    »Eine Hexe kann fähig sein, ohne klug zu sein. Seht nur, wie viele, die diese Gabe haben, arm und kränklich sind, übler dran sind als die Unglücklichen, die sie verflucht haben. Manche tragen solchen Haß in sich, daß sie lieber Schaden
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