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Damals warst du still

Titel: Damals warst du still
Autoren: Christa von Bernuth
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Bett sein.
    »Kann ich rauchen?«, fragte er.
    Sie sah ihn prüfend an. Ihre Augen waren braun, ihr Gesicht schmal und ungeschminkt. »Sie schlafen sonst ein, was?«
    »Ja. Ich war die ganze Nacht unterwegs und...«
    »Okay. Patrick holst du bitte einen Aschenbecher.« Der jüngere der beiden Männer verließ den Raum.
    »Habt ihr euch schon vorgestellt?«, fragte sie.
    »Also...«
    »Das ist KK Hans Fischer. Der, der gerade rausgegangen ist, ist KK Patrick Bauer. Ich bin KHK Mona Seiler. Wir sind alle von der MK 1. Ihr Name...«
    »KK David Gerulaitis, Drogenfahndung.«
    »Sie arbeiten verdeckt?«
    Das hatte er alles schon vor dem Babylon erzählt. Einmal diesem Hans Fischer und einmal dem mit dem Tick, Patrick Bauer.
    »Ja«, sagte er, und hoffte, dass es nicht gereizt klang.
    »Kennen Sie den Jungen, den Toten irgendwoher? Haben Sie ihn schon mal gesehen?«
    »Nein.«
    »Bei einer Ihrer Razzien? Ist er nie von Ihnen gefilzt worden? Irgendjemand aus dem Dealermilieu?«
    »Kann schon sein. Aber ich kenn ihn nicht.«
    »Haben Sie ein gutes Gedächtnis für Gesichter?«
    »Eigentlich schon. Ich meine...«
    »Ja?«
    »Also vielleicht habe ich ihn mal gefilzt oder was, aber wenn, dann kann ich mich nicht erinnern. Ein großer Fisch ist er jedenfalls nicht. Soviel ich weiß«, fügte er noch hinzu, um nicht angeberisch zu wirken.
    »Was ist mit Ihrem Partner?«
    »Janosch Kleiber. Keine Ahnung, ob er ihn kennt.«
    »Okay.« Sie dachte nach. Schließlich bat sie ihn um eine Zigarette. Danach lehnte sie sich zurück, rauchte und schwieg eine halbe Minute lang. Auch Hans Fischer sagte kein Wort. Patrick Bauer kam mit einem Aschenbecher herein und stellte ihn vorsichtig zwischen David und sie auf den Schreibtisch.
    »Irgendwie komisch«, sagte sie schließlich.
    »Was?«
    »Sie haben gesagt, Sie haben regelmäßig vor diesem Club, diesem...«
    » Babylon .«
    »... Sie haben da immer mal wieder vorbeigeschaut und ein-, zweimal auch einen Deal kassiert. Vielleicht kannte Sie da jemand.«
    David sah sie erstaunt an. »Wie meinen Sie das?«
    »Vielleicht ist die Leiche Ihretwegen ausgerechnet da abgelegt worden. Als eine Art schräger Botschaft. An Sie. W – A – R – S – T. Sagt Ihnen das was?«
    »Nein.«
    »Deswegen wollte ich wissen, ob Sie den Toten kennen. Wenn nicht... Tja...«
    Deswegen hatte sie ihn also hier behalten? »Ich glaube wirklich nicht, dass ich den kenne. Sicher nicht. Wenn das eine Botschaft an mich gewesen sein soll, dann ging die voll daneben. Weiß man inzwischen, wer er ist?«
    »Nein. Aber das wird nicht lang dauern. Dann reden wir noch mal, okay?«
    »Sicher. Kann ich jetzt gehen?«
    Sie lächelte zum ersten Mal und sagte das übliche Sprüchlein auf. »Wenn Ihnen was einfällt, egal was, rufen Sie bitte an.«
    »Ja.« David stand erleichtert auf, und sie reichte ihm ihre Karte.
    »Patrick fährt Sie nach Hause. Ist das okay, Patrick?«
    »Äh, klar. Kein Problem.«
    »Das ist nicht nötig«, sagte David. »Ich hab das Auto hier abgestellt, ich kann selber fahren.«
    »Patrick macht das.« Sie sah ihn so lange an, bis David schließlich doch klein beigab und aufstand. Patrick schaute nach unten, als er ihm die Tür aufhielt.
    »Konferenz ist um eins«, sagte KHK Seiler. Dies schien ein Signal zu sein, ihr Büro zu verlassen, denn auch Hans Fischer ging nach draußen. Auf dem Gang verabschiedete er sich kurz und unfreundlich und marschierte in die entgegengesetzte Richtung davon.

4
    Dienstag, 15.7., 10.25 Uhr
    W – A – R – S – T. Eine willkürliche Buchstabenfolge? Ein Nachname? Eine Abkürzung? Initialen? Ein Code? Oder die zweite Person Singular Imperfekt von »sein«? Mona verschränkte die Arme hinter ihrem Kopf. Eine Botschaft, so viel war sicher. Aber an wen? Das Telefon klingelte, sie warf einen Blick auf das Display. Es war der Anschluss von Herzog, dem Chef des Rechtsmedizinischen Instituts. Mona hob ab.
    »Frau Seiler?«
    »Am Apparat. Und?«
    »Heroin, eine Überdosis. Ganz klar die Todesursache. Wollen Sie herkommen?«
    »Nein, jetzt nicht. Geben Sie einfach Forster den Bericht mit.«
    »Das dauert aber noch. Forster ist schon wieder auf dem Weg zu Ihnen.«
    »Macht nichts, dann schicken Sie es halt per E-Mail. Wir müssen sowieso erst mal erfahren, wer er ist. War er süchtig?«
    »So weit würde ich nicht gehen, aber es war auch nicht sein erster Druck.«
    »Er hat schon mal gespritzt? Heroin?«
    »Ja, ein paar Mal, soweit man das an den Einstichstellen sehen kann. Möglich
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