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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin
Autoren: Eine englische Liebe
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fremde Frau zu ihnen geholt hatte, «damit sie uns den
richtigen Leuten vorstellt». Sie war fast sicher, dass ihre Mutter Mrs.
Wyndham für ihre Dienste bezahlte. Trotzdem hatte Mrs. Wyndham mit dem Busvine
recht behalten. Das Leder war warm und weich auf der Haut. Sie beugte sich vor,
berauscht von der Freiheit, die ihr das
Reitkleid gab, sie konnte sogar ihre Zehen berühren. Als sie sich wieder
aufrichtete, entdeckte sie an der linken Seite des Reitkleides die Schlaufe,
die es ihr erlaubte, es anzuheben,
sodass es ihr nicht im Weg war, wenn sie sich bewegte. Die linke Seite des
Rockes war fast drei Fuß länger als die
rechte, ihre Beine würden also die ganze Zeit bedeckt sein,
wenn sie im Damensattel ritt. Man musste die Stofffülle mit der rechten Hand
vor dem Körper drapieren, sodass es
aussah wie bei den alten Griechen. Cora nestelte an dem Stoff herum, bis sie die
gewünschte Wirkung erzielte.
    Bertha sah
ihr ungeduldig zu; sie wollte, dass Miss Cora endlich aufbrach, damit sie ihr
Frühstück einnehmen konnte. Ihr
Magen knurrte schon, und das Frühstück für die höheren Bediensteten wurde in
Sutton Veney pünktlich um halb acht serviert.
    Es klopfte
an der Tür, und eins der Hausmädchen trat schüchtern hinein. «Bitte, Miss, der
Herr sagt, Ihr Pferd wird jetzt aus dem Stall geholt.»
    «Sag Lord
Bridport, dass ich gleich unten bin.» Cora wandte sich an Bertha. «Sag Mutter
bitte, Lord Bridport habe darauf bestanden, dass wir umgehend aufbrechen, wodurch
ich heute Morgen keine Zeit hatte, zu ihr zu kommen.»
    «Das wird
sie nicht erfreuen, Miss Cora. Sie wissen, sie versichert sich gerne Ihrer
angemessenen Kleidung.»
    «Ich weiß,
ich weiß, aber ich habe keine Zeit zu warten, bis sie
damit fertig ist, an mir herumzuzupfen. Es ist schon schlimm genug, von all
diesen englischen Ladys mit ihren roten
Händen und ihren kleinen blauen Augen belächelt zu werden, die mich ansehen,
als wäre ich eine Wilde. Ich brauche nicht auch noch von Mutter zu hören, ihr
ganzes Glück hänge davon ab, dass ich mich
phantastisch verheirate.» Cora nahm die Gerte mit dem Elfenbeingriff zur Hand
und schwenkte sie vor ihrer Zofe hin und her.
    «Ich werde es der gnädigen Frau
sagen. Was möchten Sie heute Abend tragen?»
    «Das rosa
Mousseline-Kleid von Madame Fromont, glaube ich. Da werden all diese englischen
Hexen vor Neid ganz grün werden. Schade, dass ich die Rechnung nicht um den
Hals tragen kann. Ich würde gern ihre Gesichter sehen, wenn ihnen klarwird,
dass ich für ein Kleid mehr ausgeben kann, als sie im ganzen Jahr für ihre
Kleidung zur Verfügung haben. Sie sind alle so unelegant und wagen es dennoch,
ihre tropfenden Nasen mir gegenüber so hoch zu tragen, dabei warten sie doch
alle ganz verzweifelt darauf, dass ich einen ihrer verweichlichten Söhne
heirate.» Cora ließ die Gerte auf das Bett niedersausen.
    Sie lächelte, als sie auf dem Hof
vor den Stallungen Lincoln warten sah, der unruhig den Kopf hin und her bewegte.
Lincoln war das schönste Erzeugnis der Zucht ihres Vaters, ein großer grauer
Hengst. Cora hatte sich nicht vorstellen können, ein für sich geeignetes
britisches Pferd zu finden, und so hatte sie die ihr liebsten Jagdpferde mitgenommen
und sie jeden Tag an Deck der SS Aspen, der Dampfyacht ihres Vaters,
herumgeführt. Lincolns Atem war eine weiße Wolke in der kalten Luft dieses
Januarmorgens Es hatte Frost gegeben, und der Boden war reifbedeckt. Aber
langsam brach die Sonne durch, und zum ersten Mal seit sie nach England
gekommen war, elend und schuldbewusst wegen des Unfalls ihrer Mutter, sah Cora
einem neuen Tag fröhlich erregt entgegen. So schnell zu reiten, wie sie konnte,
ohne Konversation treiben oder Rücksicht auf die guten Sitten nehmen zu
müssen, war eine unwiderstehliche Aussicht. Sie fühlte sich, als hätte sie mehr
als ihr Korsett abgelegt. Sie fühlte sich ungebunden.
    Die Myddleton-Jagd galt als die
beste im ganzen Südwesten. Lord Bridport, der Herr des Hauses, war geizig,
wenn es um sein Anwesen und seine Kinder ging, sparte aber nicht an seinen geliebten Jagdhunden.
Seine Mutter war eine der ersten Damen der Gesellschaft gewesen, die auf die
Jagd gegangen waren, und die Myddleton-Jagd
war inzwischen für ihre Dianas genauso berühmt wie für ihre sportliche
Klasse. Mrs. Wyndham hatte Cora in ihrem Salon in Clevel and Row inspiziert und
erklärt: «Sie, meine Liebe, halten der Myddleton-Jagd stand, denke ich.»
    Cora war damals nicht sicher
gewesen, was die
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