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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin
Autoren: Eine englische Liebe
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auf ihrer Höhe.
    «Ich bin bei der Myddleton-Jagd
dabei, seit ich ein kleiner Junge war. Es ist die beste Meute des ganzen
Landes.»
    Cora nickte so herablassend wie
möglich. Aber der Mann im rosa Mantel ließ sich nicht abweisen.
    «Ich habe Sie schon von weitem
gesehen. Das ist ein temperamentvolles Mädchen, dachte ich. Ein Mädchen, das
einen Sportsmann wie mich vielleicht zu schätzen weiß. Ein Mädchen, dem es
gefallen dürfte zu sehen, was ich zu bieten habe.» Er griff nach Lincolns
Zügeln und brachte die Pferde dazu, im Schritt zu gehen. Cora wollte
protestieren, aber er bedeutete ihr, still zu sein, zog, während er ihre Zügel
festhielt, einen Handschuh aus und rollte seinen Ärmel zurück. Zu ihrem
Erstaunen sah sie, dass seine Hand und sein Arm von einer kleinteiligen
Tätowierung bedeckt waren, die Jäger, Reiter und Hunde der Myddleton-Jagd
zeigte. Es war unverkennbar die stämmige Figur von Lord Bridport, die den
Unterarm des Mannes hinaufgaloppierte. Cora musste lachen.
    «Gute
Arbeit, was? Hat drei Tage gebraucht und eine Menge Brandy. Die Einzelheiten
sind bemerkenswert. Ich selbst kann natürlich gar nicht alles sehen, es bedeckt
meinen ganzen Rücken. Sehen Sie es sich ruhig genauer an, wenn Sie mögen.
Seien Sie nicht schüchtern.»
    «Ich kann die Einzelheiten von hier
aus sehr gut sehen, Mr. ...?»
    «Cannandine.
Wollen Sie sich nicht wenigstens den Fuchs ansehen? Die Leute sagen, er sei
beeindruckend lebensecht.»
    Mr. Cannandine nahm die Zügel in die
andere Hand und zog den anderen Handschuh aus. Cora sah die rote Nase des
Fuchses unter dem Ärmel des Mannes hervorlugen.
    «Das ist er bestimmt, Mr.
Cannandine, aber vielleicht ein anderes Mal, ich möchte die Fährte
nicht verlieren.» Cannandine wirkte niedergeschlagen. «Sie geben mir wohl
einen Korb? Die Leute sagen, der Fuchs ist einen Landseer wert. Ich zeig ihn
natürlich nicht jedem. Sehe aber nicht oft ein Mädchen, das so gut reiten kann
wie Sie.» Er ließ Lincolns Zügel los, um seinen Handschuh wieder anzuziehen,
und Cora nutzte die Gelegenheit, ergriff die Zügel, zog den Kopf des Pferdes
hoch und hieb ihre Absätze in Lincolns Flanken, sodass das Pferd sofort in
einen leichten Galopp fiel. «Es war sehr nett, Sie kennenzulernen, Mr.
Cannandine.» Cora hörte die Rufe von Mr. Cannandine, der ihr folgte.
    Die Jagd näherte sich einem
Dickicht. Mr. Cannandine scherte aus und ritt dem Rest der Meute hinterher,
während Cora sich rechts hielt. Sie hatte nicht das Bedürfnis, mehr von Mr.
Cannandines Fuchs zu sehen. Wenn sie den Wald auf der anderen Seite umrundete,
wäre sie ihn los.
    Es war ein
schöner Buchenwald, die meisten Bäume waren bereits ohne Laub, aber um die
unteren Zweige rankten sich Efeu und Misteln. Plötzlich schoss vor Lincoln ein
Fasan vorbei. Er stockte und verlangsamte seinen Schritt. Cora ließ ihn eine
Weile traben, sie steuerte das Pferd in den Wald hinein, weil sie glaubte, so
den Weg abkürzen und die anderen schneller einholen zu können. Es war still,
abgesehen von Lincolns Schnauben und dem Rauschen der vereinzelten Blätter,
die noch an den Bäumen hingen. Und dann hörte sie es: einen leisen Schrei,
irgendwo zwischen Schmerz und Vergnügen. Sie fragte sich, ob es ein Mensch oder
ein Tier gewesen war. Cora ritt noch ein paar Schritte, dann hörte sie es
wieder, lauter dieses Mal und durchdringend. Es kam aus einem dichten
Gestrüpp, das noch tiefer im Wald lag. Sie konnte grünen Farn sehen und den
schönen glatten Stamm einer großartigen Buche. Ohne selbst genau zu
wissen, warum, wandte Cora ihr Pferd dem Geräusch zu. Es klang jetzt
dringlicher, dann war ein scharfer Schrei zu hören, bei dem sie losritt. Es war
ein Laut, den sie erkannte, obwohl sie ihn noch nie zuvor gehört hatte. Sie
sollte gar nicht hier sein, dies war privates Gelände. Sie riss an Lincolns
Zügeln, zog seinen Kopf scharf nach rechts und trieb ihn an; wollte verzweifelt
von diesem Ort verschwinden. Das Pferd reagierte auf ihre Dringlichkeit und
preschte so plötzlich los, dass Cora nicht die Zeit blieb, den tiefhängenden
Ästen auszuweichen, die auf sie zukamen. Der erste riss ihren Hut herunter, und
der zweite traf sie an der Stirn, und mehr wusste sie nicht.
    Das Erste, was sie sah, waren die Äste,
die über ihr hingen wie Knochen. Benommen von ihrem Sturz, sah sie Einzelheiten
klar und deutlich vor sich, aber sie konnte keinen Zusammenhang herstellen.
Knochen und der Geruch nach Blättern und ein heißer Wind, der
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