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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin
Autoren: Eine englische Liebe
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Kleid.
    «Ehrlich, es gibt niemanden, den ich
lieber heiraten würde als dich, Cora, selbst wenn du zu reich für mich bist.
Aber ich kann jetzt nicht; es gibt etwas, das ich noch lieber möchte. Und das,
was ich möchte, lässt sich nicht kaufen.»
    Sie blickte ihn aus traurigen Augen
an. Er sah mit Erleichterung, in die sich Bedauern mischte, dass sie nicht
wirkte, als habe er ihr das Herz gebrochen; vielmehr wirkte sie erbost darüber,
dass ihre Pläne vereitelt worden waren. Er sagte mit fester Stimme: «Gib es
doch zu, Cora, dir geht es nicht darum, mich zu heiraten, sondern darum, deiner
Mutter zu entkommen. Eine Regung, die ich sehr gut verstehen kann, aber wenn
du nach Europa gehst, wirst du zweifellos ein Prinzchen finden, und
dann kannst du sie nach Amerika zurückschicken.»
    Cora gab ihm einen Schubs. «Und ihr
die Befriedigung verschaffen, Ehestifterin gewesen zu sein? Die Mutter, die
ihre Tochter mit dem begehrtesten Junggesellen Europas verheiratet hat? Seit
meiner Geburt hat meine Mutter alles für mich ausgesucht, meine Kleidung,
meine Mahlzeiten, die Bücher, die ich lesen darf, die Freunde, die ich haben
darf. Sie hat an alles gedacht, nur nicht an mich.» Sie schüttelte entschieden
den Kopf, als wollte sie ihre Mutter aus ihrem Leben vertreiben. «Oh, Teddy, willst
du deine Meinung nicht ändern? Ich kann dir helfen; das wäre doch nicht so
schrecklich, oder? Es ist doch nur Geld. Wir müssen ja gar keins haben. Ich
habe nichts dagegen, in einer Dachkammer zu leben.»
    Vielleicht, dachte er, wenn es ihr
wirklich um mich ginge, aber obgleich sie ihn mochte, wusste er, dass er für
sie vor allem eine Fluchtmöglichkeit bedeutete. Er hätte sie allerdings gerne
gemalt, so aufgebracht und kühn – der Geist der Neuen Welt, gefangen in den
Fallen der Alten. Er konnte nicht widerstehen, nahm ihr Gesicht in die Hände
und küsste sie ein letztes Mal.
    Aber gerade
als sein Entschluss ins Wanken geriet, als er spürte, wie Cora erschauderte,
explodierte in der Dunkelheit die Elektrizität, und sie wurden hell
beleuchtet. Mrs. Cash stand wie ein strahlender General vor der Legion ihrer
Gäste.
    Die Luft schien sich
zusammenzuziehen, als auf der Terrasse ein überraschtes Stöhnen zu hören war.
    Die
Glühbirnen ließen die Konturen von Mrs. Cashs Gesicht scharf aus dem Schatten
hervortreten. «Cora, was tust du da?» Ihre Stimme klang schwach, aber
eindringlich.
    «Ich küsse Teddy, Mutter»,
antwortete ihre Tochter. «Bei all dem Licht kannst du das doch sicher sehen?»
    Der Geist der Elektrizität wischte
die Anmaßung ihrer Tochter beiseite. Sie wandte ihren funkelnden Kopf Teddy zu.
    «Mr. Van Der Leyden, obwohl Ihre
Familie so stolz auf ihre Abstammung ist, scheinen Sie nicht mehr Anstand zu
besitzen als ein Stallbursche. Wie können Sie es wagen, sich an meiner Tochter
zu vergehen?»
    Aber es war Cora, die antwortete.
«Oh, er hat sich nicht an mir vergangen, Mutter. Ich habe ihn geküsst. Aber da
mein Großvater ein Stallbursche war, kann man wohl nichts anderes erwarten,
nicht?»
    Mrs. Cash stand funkelnd inmitten
der Stille, in der Coras dreiste Entgegnung nachhallte; selbst Cora zitterte
angesichts ihrer Kühnheit. Und dann, gerade als Mrs. Cash zum Gegenschlag
ausholen wollte, züngelten um das Diadem in ihrem Haar Flammen auf und
verwandelten ihren Kopfschmuck in einen feurigen Heiligenschein. Mrs. Cash flackerte,
ihr Gesichtsausdruck so wild wie die Flammen, die dabei waren, sie zu umhüllen.
    Einen Augenblick lang verharrten
alle bewegungslos. Es war, als hätten sich die Gäste versammelt, um ein
Feuerwerk zu sehen, und tatsächlich leuchteten die Funken, die von Mrs. Cashs
Kopf sprühten, sehr hübsch vor dem nächtlichen Himmel. Und dann griffen die
Flammen auf ihr Gesicht über, und Mrs. Cash
schrie – der hohe, klagende Ton eines Tieres in Not. Teddy lief auf sie zu,
warf seinen Umhang auf den brennenden Kopf,
riss sie zu Boden und schlug mit den Händen auf ihren Körper ein. Der Geruch
verbrannter Haare und verbrannten Fleisches war überwältigend, ein grausiges
Echo des Hauchs von wildem Moschus, den er wenige Augenblicke
zuvor in Coras Haar wahrgenommen hatte. Aber Teddy bemerkte es kaum; später
erinnerte er sich nur noch daran, dass die Kapelle die ersten Takte des
Donauwalzers spielte, als Cora sich neben ihn kniete und sie ihre Mutter
umdrehten. Die linke Seite ihres Gesichts bestand nur noch aus Blasen und verkohltem
Fleisch.
    Teddy hörte Cora flüstern: «Ist
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