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Dämonen-Zwillinge

Dämonen-Zwillinge

Titel: Dämonen-Zwillinge
Autoren: Jason Dark
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werden.«
    »Das habe ich auch nicht vorgehabt.«
    Beide lachten laut, aber das Lachen währte nicht lange an. Ihre so glatten Gesichter verzogen sich, und plötzlich leuchtete ein hasserfüllter Ausdruck in ihren Augen.
    »Wir glauben dir nicht, Mutter. Wir haben dir schon damals nicht geglaubt, als du uns Ähnliches gesagt hast. Du hast uns einlullen wollen, tun uns in Sicherheit zu wiegen. Aber wir haben dazugelernt. Heute kannst du uns nicht mehr täuschen. Du wirst sterben, und wir haben unsere Ruhe. Wir haben auch gelernt, mit dem Feuer umzugehen. Damals schon bist du verbrannt, und heute wird dich das gleiche Schicksal ereilen, und wir werden wieder verschwunden sein.«
    So wie sie redeten, schien auch Harry’s und mein Schicksal besiegelt zu sein, aber ich hatte nicht vor zu sterben und erhob deshalb meine Stimme.
    »Wenn Dagmar zu euch kommt, lasst ihr Harry dann frei?«
    »Ja, er kann gehen, wohin er will. Du auch...«
    Stahl musste trotz seiner verdammten Situation lachen. »Glaub das nicht, John, glaub es nur nicht. Die lügen, die werden niemals etwas tun, das ihnen schaden könnte.«
    So sah ich das auch, nur sprach ich das nicht offen aus. Ich tat so, als würde ich ihnen glauben. »Schließen wir einen Pakt«, sagte ich zu ihnen. »Ich komme jetzt zu euch und kümmere mich um Harry. Ich werde ihn aus der Schlinge befreien, und ihr könnt zu Dagmar gehen und mit ihr machen, was ihr wollt. Ist das okay?«
    »Nein, das ist es nicht!«
    »Was wollt ihr dann?«
    »Sie soll kommen.«
    »Und weiter?«
    »Sie wird herkommen. Wenn nicht, dann treten wir die Kiste weg!«
    Die Situation stand auf Messers Schneide. Was wir auch versuchten, es konnte verkehrt sein, aber ich wollte mich von den Zwillingen auch nicht fertig machen lassen.
    »Ich werde gehen, John!«
    Dagmar hatte sich entschlossen. Sie schaute mich auch an, und ich sah, dass sich auf ihrer Stirn schwach der Umriss des dritten Auges abmalte. »Ich spüre, dass die Zeit reif ist. Ich bin bereit, John. Ich will mich ihnen stellen. Ich muss jetzt da durch. Kannst du das begreifen?«
    »Sicher.«
    »Ich möchte dich bitten, dich um Harry zu kümmern. Er hat damit nichts zu tun. Er darf nicht sterben, und du darfst es auch nicht. Bei mir ist das etwas anderes. Ich kann dem Schicksal nicht entgehen. Wenn es meinen Tod programmiert hat, dann muss ich mich damit abfinden. Irgendwann werden wir Menschen zu Fatalisten. Aber ich kann dir versprechen, John, dass ich mich schon wehren werde.«
    Mir gefiel ihr Entschluss nicht. »Weißt du denn, auf was du dich da eingelassen hast?«
    »Ja, das ist mir bekannt, John. Ich weiche auch keinen Schritt davon ab.«
    »Gut, du hast es in der Hand.«
    »Ich vertraue auch auf dich.«
    Es war das Spiel mit dem hohen Risiko. Dem höchsten überhaupt, das eingesetzt werden konnte, das Leben!
    Dagmar hob den rechten Arm und winkte ihren »Töchtern« zu. »Ich komme jetzt zu euch.«
    »Ja, endlich. Lange hätten wir auch nicht mehr gewartet...«
    ***
    Dagmar Hansen gab keine Antwort mehr. Es war genug gesagt worden. Sie setzte sich in Bewegung, hatte ihre Arme vom Körper abgespreizt, um ihre friedliche Absicht zu demonstrieren.
    Dem in der Schlinge hängenden Harry Stahl gefiel das überhaupt nicht. »Bitte, Dagmar, bitte. Du kannst nicht mehr weitergehen. Tu das nicht, verdammt...«
    »Ich muss, Harry. Ich weiß, was ich mir und meinem Schicksal schuldig bin. Irgendwann muss jeder bezahlen, und ich bin bereit, die Rechnung zu begleichen.«
    Das konnte man so oder so sehen. Die Antwort brauchte nicht nur Pessimismus zu verbreiten. Ich traute Dagmar Hansen zu, dass sie auch selbst einen Plan entwickelt hatte. Sicherlich malte sich das dritte Auge mittlerweile auf ihrer Stirn sehr deutlich ab. Es konnte für einen zusätzlichen Kraftschub sorgen.
    Auch Harry hatte eingesehen, dass es keinen Sinn mehr hatte, seine Lebensgefährtin zurückhalten zu wollen. So blieb er weiterhin in der Schlinge stehen, doch auf seinem Gesicht zeichnete sich all die Hilflosigkeit ab, zu der er verdammt war.
    Meine Leuchte brannte zwar noch, aber ich hielt sie nicht mehr in der Hand. Mit der schmalen Klemme hatte ich sie am Gürtel festgehakt. Der Strahl schnitt jetzt wesentlich tiefer durch die Luft und erreichte ungefähr die Knie meines Freundes Harry.
    Dagmar Hansen hatte schon die Hälfte der Strecke hinter sich gelassen, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Sie schaute geradeaus, und auch ich beobachtete die Zwillinge. Was ich mir wünschte, war
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