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Dämonen-Zwillinge

Dämonen-Zwillinge

Titel: Dämonen-Zwillinge
Autoren: Jason Dark
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Befehlen widersetzt hätte, dann wäre Dagmar schon längst tot. Als einzige Möglichkeit blieb mir, dich anzurufen, John. Alles andere musste sich dann von selbst entwickeln.«
    So also sah es aus. Unsere Überraschung war perfekt. Ich war an der Nase herumgeführt worden, ebenso wie Dagmar. Harry hatte sich bewusst in die Hände der Zwillinge begeben, um zu retten, was noch zu retten war, aber nun war das Ende der Spur erreicht.
    »Warum hast du denn nicht...«
    »Bitte, Dagmar, frag nicht. Es ging nicht anders. Ich wollte doch, dass du am Leben bleibst. So und nicht anders musst du es sehen. Da kann man nichts machen.«
    Sie sagte nichts mehr. Aber es war ihr anzusehen, wie verzweifelt sie nach einem Ausweg suchte. Manchmal sah sie aus, als wollte sie starten und auf ihren Freund zulaufen, aber ich hielt sie immer davon durch mein Flüstern ab.
    »Nicht jetzt. Sie müssen sich zeigen...«
    »Mit dem Feuer, wie?«
    »Ja, auch das.«
    »Um uns zu verbrennen.« Dagmar schüttelte den Kopf. »Wir befinden uns in einer Scheune, John. Kannst du dir vorstellen, wie leicht die abzufackeln ist?«
    »Das weiß ich.«
    »Dann bitte. Ich... ich...«
    Sie wusste nicht mehr, was sie noch sagen sollte. Zumindest nichts zu mir und zu Harry. Aber sie wusste auch, dass wir nicht allein waren, und deshalb schrie sie ihre Wut in die Scheune hinein.
    »Verdammt noch mal, zeigt euch endlich! Ich stehe hier. Ich warte auf euch. Ihr wolltet mich doch haben. Bitte – bitte, holt mich.« Sie breitete ihre Arme aus, drehte sich auf der Stelle und wartete darauf, dass etwas passierte.
    Das trat auch ein.
    Die Stimmen erklangen wieder. Sie lachten, sie hatten Spaß, sie umwehten uns. Waren mal vorn, dann an der Seite und wisperten auch in unserem Rücken, bis sie abrupt aufhörten und sich die echten Zwillinge zeigten.
    Das ging blitzschnell. Der unsichtbare Zeitkanal spie sie aus, und dann sahen wir sie wie zwei Leibwächter neben Harry Stahl stehen, um dessen Hals sich auch weiterhin die Henkersschlinge spannte.
    Er hatte getan, was er konnte, aber er hatte letztendlich verloren. Zu perfekt war der Plan der dämonischen Zwillinge gewesen.
    Isa und Irene!
    Zwei junge Frauen. Schöne Frauen, denen niemand etwas Böses zugetraut hätte.
    Selten hatte ich mich so geirrt. Sie waren böse, sie waren von einem dämonischen Erbe befallen, das ihr Vater Pan ihnen hinterlassen hatte, und sie waren bereit, diesem Erbe zu folgen und alles das zu tun, was auch er getan hätte.
    Sie sprachen nicht. Sie bewegten sich nicht. Sie standen einfach nur da, aber sie hatten beide ihre Arme zur Seite gestreckt, so dass sie Harry mit ihren Händen berührten und ihm nur einen kleinen Stoß zu geben brauchten, damit er von der Kiste rutschte und sich selbst erhängte.
    Beide waren nicht mehr unsichtbar. Sie waren stofflich geworden und meiner Meinung nach auch angreifbar. Nur war das im Moment nicht zu schaffen. Bevor ich irgendetwas unternehmen konnte, waren sie schneller. Ein Schubs, ein Stoß gegen die Kiste reichte aus, um Harry in den Tod zu schicken.
    »Was können wir denn tun, John?«, flüsterte Dagmar in ihrer Verzweiflung.
    »Vorläufig nichts, denke ich.«
    »Dann haben sie gewonnen?«
    »Das will ich nicht hoffen. Es geht ihnen ja um dich, Dagmar. Du bist die Mutter und...«
    »Hör doch auf. Das ist...«
    »So denken sie!«
    Ich bekam die Bestätigung, denn beide sprachen wieder, und ihre Stimmen klangen wie eine.
    »Hallo, Mütter. Es ist wieder so weit. Jetzt sind wir vereint. Wie damals.«
    Ich sah, dass Dagmar zu einer scharfen Antwort ansetzte, was auch verständlich war, aber nicht jetzt und in dieser Lage. Deshalb flüsterte ich schnell: »Spiel mit, Dagmar. Lass dich darauf ein, auch wenn es dir schwer fällt. Es ist wirklich die einzige Chance, die uns noch bleibt. Resigniere.«
    Sie schaute zur Seite und sah mich dabei an.
    Ich nickte heftig.
    »Ja, ich mache es!«
    »Gut!«
    »Was wollt ihr denn von mir?«
    Isa und Irene lachten. »Das weißt du doch. Wir wollen dich nicht mehr haben. Du bist keine gute Mutter. Du hast uns damals an die Psychonauten abgeben wollen. Die aber hassen wir. Unsere Freiheit ist uns wichtig. Wir wollen so frei wie Pan, unser Vater, sein. Er hat uns gerettet, nachdem du tot gewesen bist. Er hat uns entführt. Wir haben seine wunderbare Götterwelt kennen gelernt, und wir haben so lange gewartet, bis du wieder auf der Welt warst. Du bist jetzt unsere neue Mutter, und wir wollen nicht wieder abgegeben
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