Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämonen zum Frühstück

Dämonen zum Frühstück

Titel: Dämonen zum Frühstück
Autoren: Julie Kenner
Vom Netzwerk:
schon!«
Ich ging. Ich rannte durch das Kirchenschiff bis zum Altarraum, wo ich die vier Stufen nach oben mit einem Sprung nahm. Dann riss ich die Tür zur Sakristei auf und eilte die Treppe zum Keller hinab.
Doch unten blieb ich abrupt stehen. Ich stieß einen leisen Schrei aus, als ich sah, wer dort saß.
Stuart.
Um Himmels willen! Wartete er etwa auf mich?
Er saß an einem der langen Holztische. Ein übergroßes Buch mit vergilbten Seiten und einer winzigen Schrift lag aufgeschlagen vor ihm. Er blickte zu mir auf, und ich konnte deutlich die Überraschung in seinem Gesicht erkennen. Was mich betraf, so verspürte ich nur noch Angst, das Gefühl, betrogen worden zu sein, und eine seltsame Hoffnung. War er noch immer mein Stuart? Oder war er vielleicht hierhergekommen, um mir wehzutun?
Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, runzelte die Stirn und sah mich fragend an. »Habe ich mich verspätet? Ich dachte eigentlich, dass du mich erst um halb sieben erwartest.«
»Was?« Seine Bemerkung warf mich etwas aus der Bahn. Ich verstand nicht ganz, was er meinte.
»Bist du nicht deswegen gekommen? Hast du mich nicht gesucht?«
»Ich … Nein, eigentlich nicht.«
Für einen Moment legte sich ein Schleier der Verwirrung auf seine Miene, der jedoch gleich wieder verschwand. »Ach so. Du bist natürlich hierhergekommen, um an deinem Projekt weiterzuarbeiten.«
»So in etwa«, entgegnete ich, ohne mich von der Stelle zu rühren. »Aber warum bist du hier?«
Er schlug das Buch mit einem lauten Knall zu. Eine Staubwolke stieg in die Höhe. »Ist nicht wichtig. Es betrifft nur eine Sache, an der ich gerade arbeite.«
Ich schüttelte den Kopf, denn trotz der seltsamen, unheimlichen Umstände begann ich allmählich die Geduld zu verlieren. »Was ist eigentlich los, Stuart? Sag es mir endlich. Sag mir die Wahrheit!« Ich zog einen Stuhl ihm gegenüber heraus, setzte mich und fasste dann über den Tisch, um seine Hand zu ergreifen. »Bitte. Was auch immer es sein mag – ich werde damit fertig.«
»Du wirst damit fertig? Kate, was ist in letzter Zeit mit dir los?«
Ich lehnte mich zurück und starrte ihn fassungslos an, meine Hände wieder auf meiner Seite des Tisches. »Mit mir?«
»Du wirkst so seltsam abwesend. Du bringst irgendwelche alten Männer mit nach Hause, ohne mich zu fragen, und meldest Tim einfach im Kindergarten an, ebenfalls ohne mich zu fragen.«
»Ich dachte, du hättest nichts dagegen gehabt. Das hast du doch gesagt.«
»Ich hatte auch nichts gegen deine Beurteilung der Situation, aber du hast die ganze Angelegenheit kein einziges Mal vorher mit mir besprochen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, Schatz. Ich kann meinen Finger nicht genau darauf legen, aber irgendetwas stimmt hier nicht. Hat es vielleicht mit dem alten Mann zu tun?« Er holte tief Luft. »Oder ist es Eric?«, fügte er hinzu, wobei seine Stimme deutlich gequälter als zuvor klang.
»Es hat nichts mit Eric zu tun«, sagte ich. Ich biss mir auf die Unterlippe. »Es hat mit dir zu tun.«
»Mit mir?«
»Ich habe dich hier im Archiv gesehen. Doch als ich dich danach fragte, hast du mich belogen, Stuart. Was ist los? Du lügst mich doch sonst nie an.«
Für einen Moment zeigte sich ein ironisches Lächeln auf seinen Lippen. »Wollen wir jetzt damit anfangen, einander unsere Lügen aufzulisten?«
Ich hatte nicht vor, mich auf ein solches Spiel der gegenseitigen Beschuldigungen einzulassen. Ich wollte nur endlich wissen, woran ich war. »Warum, Stuart? Warum bist du dir so sicher, dass du die Wahl gewinnst?«
Diesmal lachte er laut auf. »Gütiger Himmel, Kate! Meinst du etwa, dass ich mich bestechen lasse?«
»Ich …« Ich schloss den Mund, da ich nicht wusste, was ich sagen sollte.
»Ich war nur aufgeregt. Und ich glaube, dass ich wirklich gute Aussichten habe. Jeremy Thomas hat eine Stelle in Washington bekommen, und Frank Caldwell hat mir nun seine Unterstützung zugesagt. Ich wollte dir nichts sagen, ehe es nicht offiziell war, falls sich in letzter Minute noch etwas ändern sollte. Aber jetzt ist es sicher.«
Ich konnte meine Freude nicht verbergen. »Aber das ist ja fantastisch!« Jeremy Thomas war der Staatsanwalt, der Stuarts größter Gegner im Wettlauf um den Bezirksstaatsanwaltsposten gewesen war. Bei Frank Caldwell handelte es sich um den zukünftigen Vorgesetzten des Bezirksstaatsanwalts. Seine Unterstützung war Gold wert.
»Ist doch super, oder?«
»Das kann man wohl sagen«, sagte ich. Ich hatte das Gefühl, als ob mir eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher