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Dämonen zum Frühstück

Dämonen zum Frühstück

Titel: Dämonen zum Frühstück
Autoren: Julie Kenner
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riesige Last vom Herzen gefallen wäre. Doch als ich mich umsah und mich daran erinnerte, wo wir uns befanden, verspürte ich erneut eine Bedrückung. »Aber was tust du dann hier?«
»Es geht um den Kauf von Land«, sagte er. »Clark hat mir geschworen, mich vierteilen zu lassen, wenn ich irgendjemandem – einschließlich dir – etwas davon erzähle. Wenn das hier herauskommt, könnten wir uns in einer sehr schlechten Position befinden.«
Ich starrte ihn an. »Land. Du bist hier unten, weil du Land kaufen willst?«
Er schlug das Buch auf, und ich begriff, worum es sich handelte. Es war eine alte Auflistung der kirchlichen Immobilien. »Ich habe versucht, die genaue Bezeichnung einer Kirchenimmobilie ausfindig zu machen, die von der Stadt gekauft werden soll. Der Deal bringt einige politische Komplikationen mit sich, weshalb wir das Ganze so lange wir möglich unter Verschluss halten wollten.«
»Und das ist alles? Damit hast du dich die ganze Zeit über beschäftigt?«
»Ja. Was hast du denn gedacht? Etwa, dass ich eine Affäre unter dem Altar habe?«
»Nein, das nicht.«
Er stand auf und hielt seinen Schreibblock wie einen Schild vor sich. Eigentlich erwartete ich, dass er mich nun fragte, was ich so trieb, aber er sagte nichts. Vielleicht wollte er es gar nicht wissen. Vielleicht wünschte ich mir auch so sehr, er würde nicht nachhaken, dass er meine Bitte gehört hatte. Er verkündete jedenfalls nur, dass er jetzt gehen müsse. »Ich weiß, dass ich versprochen habe, dich und die Kinder um halb sieben zu treffen. Aber ich glaube, dass ich gerade das gefunden habe, wonach wir suchen, und jetzt würde ich wirklich gern –«
»Geh schon«, sagte ich.»Geh ins Büro zurück und grüße Clark von mir.«
Er kam um den Tisch herum und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich hatte ein derart schlechtes Gewissen, dass ich befürchtete, danach zu schmecken. Zum Glück schien er nichts zu merken.
Er ging zur Tür, doch ich streckte den Arm aus und erwischte ihn noch an der Hand. »Ist wieder alles in Ordnung zwischen uns?«
Sein Lächeln wärmte mich von Kopf bis Fuß. »Ja, alles bestens«, sagte er.
Ich hoffte, dass er recht hatte.
Ich sah ihm nach, bis er die Treppe hinauf verschwunden war, und holte dann tief Luft, um nicht loszuheulen. Dafür hatte ich jetzt wirklich keine Zeit. Ich musste die Knochen holen.
Zögernd trat ich an die Glasvitrine. Die Befürchtung, dass ich falsch liegen könnte, verlangsamte meinen Schritt. Doch in dem Moment, in dem ich einen Blick in die Vitrine warf, wusste ich, dass ich recht hatte. Es waren fünf Märtyrer gewesen, und doch lagen hier tatsächlich sechs Beutel mit Reliquien.
Ich öffnete einen nach dem anderen. Dunkle Asche, einige Haare, Knochensplitter. In jedem Beutel. Und dann machte ich den letzten auf. Auf dem beigelegten Schildchen stand »Reginald Talley«, aber ich war mir sicher, dass ich keinen Reginald darin finden würde. Ich zog die Schnüre auf und sah hinein. Reines Weiß. Knochen, die zu feinstem Pulver zermalmt worden waren.
Lazarus.
Bruder Michael musste die Knochen gemahlen haben. Die goldene Dose, die mit diesem weißen Pulver gefüllt gewesen war, sollte nicht in die Irre führen, sondern vielmehr als ein Hinweis dienen. Als ein Hinweis, der für Eddie bestimmt war. Der erste war der Name gewesen: Mike Florence. Die Kurzform seines Vornamens und der Nachname die italienische Stadt, damit Eddie verstehen würde, dass diese Dose von seinem Freund stammen musste. Bruder Michael hatte absichtlich weißes Pulver hineingetan, denn dieses Pulver war der zweite Hinweis. Es verriet Eddie, dass die Knochen zermalmt worden waren und er deshalb nach Knochenstaub und nicht mehr nach ganzen Knochen suchen sollte.
Meine Vernunft sagte mir zwar, dass der Test gar nicht mehr nötig war. Aber da ich bereits einmal falsch gelegen hatte, wollte ich diesmal nicht mehr auf meine Vernunft hören. Ich holte das Fläschchen mit Weihwasser heraus und stellte es vor mich auf den Tisch. Dann zog ich aus meiner hinteren Hosentasche eine der Servietten hervor, die ich am Kuchenstand eingesteckt hatte. Ich breitete sie vor mir aus und schüttete ein bisschen Pulver darauf. Schließlich öffnete ich das Fläschchen und ließ vorsichtig einen einzigen Tropfen auf den Knochenstaub fallen.
Ich hielt den Atem an, während der Tropfen fiel. Als sich eine Flamme reinsten Blaus entzündete, stellte ich das Fläschchen beiseite. Ich bebte am ganzen Körper.
Das war es also. Die echten
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