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Daemonen in London

Daemonen in London

Titel: Daemonen in London
Autoren: Nathan R. Corwyn
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Dämonenblut -
zusammen mit einem Spezialtrank, der dem Blut seine Giftigkeit nahm.
Nach diesem Ritual war der Jäger imstande, Dämonen über
eine gewisse Distanz hinweg zu spüren - und zwar immer, zu jeder
Zeit, und nicht nur in besonders sensitiven Augenblicken. Umgekehrt
waren jedoch mittlere und höhere Dämonen dann auch in der
Lage, den Jäger zu fühlen, was natürlich eine
zusätzliche Gefährdung darstellte.
    Ein
gut ausgebildeter Jäger kam damit zurecht - der Vorteil, Dämonen
aufspüren zu könne, überwog diesen Nachteil bei
weitem. Zudem gab es Tränke und Amulette, die ihn ein wenig
unsichtbarer machten.
    Aber
für Frauen war die Gefahr ungleich höher. Frauen besaßen
nämlich diese spezielle Schwachstelle: mittlere und höhere
Dämonen waren in der Lage, in den Geist von Frauen einzudringen,
diesen zu übernehmen und sie so zu willenlosen Werkzeugen zu
machen. Bei Männern waren sie dazu nicht in der Lage und niemand
wusste, warum das so war. Es war einfach so.
    Aber
genau das war der Grund, warum schon seit Jahrhunderten keine Frauen
mehr zu Dämonenjägern ausgebildet wurden. Auch Robert
Paddock hatte sich an dieses Gesetz gehalten. Da seine schon lange
verstorbene Frau nur eine Tochter geboren hatte - Rachel, Keevas
Mutter - hatte er nach einem Jungen gesucht, den er zu seinem
Nachfolger ausbilden konnte. Damals, vor nun schon sechsunddreißig
Jahren, war er auf den zehnjährigen Liam McCullen gestoßen,
aus dem schließlich nicht nur ein äußerst
talentierter Dämonenjäger geworden war, sondern auch
Roberts Schwiegersohn.
    „Aber
es gibt doch Amulette und Tränke, um mich zu schützen“,
unterbrach die Stimme seiner Enkelin seine Gedankengänge.
    Er
blickte sie traurig an.
    „Deiner
Mutter hat das auch nicht geholfen, wie du weißt“, sagte
er.
    Keeva
presste die Lippen zusammen.
    „Aber
Mutter war auch nicht so gut ausgebildet wie ich“, erwiderte
sie leise.
    Damit
hatte sie recht. Nach dem Tod seiner Tochter vor genau zehn Jahren
hatte Robert Paddock seine Einstellung zur Ausbildung von Frauen
geändert. Sicher, sie waren zusätzlich gefährdet. Aber
wenn Rachel gut ausgebildet gewesen wäre, dann würde sie
heute vielleicht noch leben...
    Wegen
dieser Überlegungen hatte er zu Keevas zehntem Geburtstag damit
begonnen, sie heimlich zu trainieren. Liam, sein Schwiegersohn,
durfte davon auf keinen Fall erfahren. Liam hatte bereits seine Frau
und seinen Sohn an die Dämonen verloren und würde alles
tun, um Keeva von diesen Monstern fernzuhalten.
    Aber
Robert Paddock hatte erkannt, dass das bei diesem Mädchen
einfach unmöglich war, es sei denn, man kettete sie irgendwo
fest. Denn Keeva war geradezu besessen von dem Wunsch, ihre Mutter
und ihren Bruder zu rächen. Und wenn man sie schon nicht von
dieser fixen Idee abbringen konnte - nun, dann konnte er ihr
wenigstens das nötige Rüstzeug mitgeben, um in diesem
ungleichen Kampf wenigstens eine kleine Chance auf einen Sieg zu
haben.
    Wenn
er sie jetzt so vor sich sah, dann wusste er, dass sie bestimmt nicht
so hilflos vor einem dieser Ungeheuer stehen würde, wie damals
seine Tochter. Andererseits hoffte er trotzdem, dass es niemals dazu
kommen würde. Liam hatte das letzte Dämonentor in London
vor genau zehn Jahren verschlossen – und es würde
hoffentlich auch noch viele Jahre verschlossen bleiben, wenn nicht
sogar für immer.
    Es
klopfte an der Tür. Keeva sprang erschrocken auf und versteckte
die Armbrust in ihrem Kleiderschrank.
    „Ja?“,
rief sie dann.
    Die
Tür öffnete sich einen Spalt und ein Kopf mit grauen Locken
sah herein.
    Keeva
entspannte sich.
    „Emma,
guten Morgen“, grinste sie.
    Emma
Wickham, seit vielen Jahren ihre Haushälterin und Keevas
Ersatzmutter, erwiderte das Lächeln und kam herein. Sie umarmte
das Mädchen und ging dann weiter zu dem kleinen Tisch, an dem
Robert Paddock saß.
    „Aha“,
meinte sie nur, als sie das Geschenkpapier und den leeren Karton auf
dem Tisch sah. „Mal wieder ein Geschenk, von dem Liam nichts
wissen darf.“
    Keeva
sah sie schuldbewusst an.
    „Du
wirst ihm doch nichts sagen?“
    Emma
schüttelte den Kopf.
    „Nein,
natürlich nicht“, sagte sie. Dann fügte sie ernst
hinzu: „Aber passe immer auf dich auf, Mädel, versprich
mir das.“
    Keeva
strahlte wieder und nickte.
    Dann klatschte Emma in die
Hände.
    „So,
und nun kommt alle herunter, es gibt ein riesiges
Geburtstagsfrühstück!“

    *

    Die
Berichte der Gerichtsmedizin sprachen eine deutliche Sprache.
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