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Daemonen in London

Daemonen in London

Titel: Daemonen in London
Autoren: Nathan R. Corwyn
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Edward
Skeffington saß an seinem Schreibtisch und las aufmerksam die
Akten durch, die vor ihm lagen.
    Die
Identität der beiden Toten war schnell geklärt, beide
trugen ihre Ausweise bei sich. Es handelte sich um ein Ehepaar,
Jeremy und Tilly Reeves.
    Jeremy
war von einem einzigen, riesigen Schnitt, der den Rücken des
Mannes fast gespalten hatte, getötet worden. Der zuständige
Arzt konnte leider keine genauen Angaben über die Art der
verwendeten Waffe machen, sprach aber von einer gebogenen Klinge,
ähnlich einer kleinen Sense. Diese war am Hals des Mannes
angesetzt und anschließend mit unvorstellbarer Kraft in einem
einzigen mächtigen Ruck quer durch seine Haut, seine Muskeln und
seine Wirbelsäule gezogen worden.
    Wie
der Hieb eines gewaltigen Tieres, dachte Edward. Ihm schauderte. Er
hatte im Laufe seiner langjährigen Karriere beim Metropolitan
Police Service schon viele übel zugerichtete Tote gesehen. So
manch einer war in der Lage, einem anderen Menschen unvorstellbar
grausame Verstümmelungen zuzufügen, ob im Affekt oder mit
Vorsatz. Aber auch bei der erschütterndsten Barbarei hatte es
sich bei den Tätern immer um Menschen gehandelt.
    Edward
war häufig geschockt gewesen über die Gefühllosigkeit,
mit der manche Verbrecher vorgegangen waren - aber niemals hatte er
so eine tiefe und urtümliche Angst verspürt, wie sie jetzt
in ihm hoch kroch. Eine Angst, die so alt war wie die Menschheit
selbst und aus einer Zeit stammte, in der auf der Welt noch das Chaos
regiert hatte.
    Diese
beiden Morde hier waren nicht das Werk eines kranken menschlichen
Wesens. Was er heute morgen schon vermutet hatte, bestätigte
sich jetzt mit jedem weiteren Wort, das er las.
    Bis
auf diesen riesigen Riss durch den Rücken war Jeremys Leiche
nahezu unversehrt. Nein, hier: ein großer Fetzen Fleisch war
ihm aus dem Oberschenkel gerissen worden.
    Edward
kämpfte mit der Übelkeit. Er legte den Untersuchungsbericht
beiseite und zog die Ergebnisse der Obduktion der Frau heran.
    Ein
Arm war brutal abgerissen worden und bestand fast nur noch aus
blanken Knochen. Der untersuchende Arzt hatte hilflos nach einem
Instrument gesucht, das er für die Art der Wunden verantwortlich
machen konnte, war aber diesmal eindeutig an seine Grenzen gestoßen
und hatte sich schließlich darauf beschränkt, die
vorgefundenen Verletzungen so genau wie möglich zu beschreiben.
    Demzufolge
waren die Wundränder an den wenigen noch vorhandenen Hautresten
grob gezackt, als wenn ein scharfer Greifer das Fleisch gepackt und
abgerissen hätte. Der Arzt erwähnte die unglaublich große
Kraft, die dafür notwendig gewesen war. Im Anschluss war der Arm
– wie ein abgenagter Hühnerflügel – einfach
beiseite geworfen worden, die abgerissenen Fleischfetzen waren
unauffindbar.
    Der
Bauchbereich der Frau, samt aller darin befindlichen Organe, fehlte
völlig. Alles war, bis hindurch zur Wirbelsäule, ebenfalls
mit diesem greiferähnlichen Instrument weggerissen worden. Der
Rest des Körpers war jedoch noch halbwegs intakt, was die
Vermutung zuließ, dass der Täter inmitten in seiner Orgie
der Gewalt unterbrochen worden.
    Unter
der Frauenleiche hatte man im Erdreich noch recht frischen Urin
gefunden, und vor Edwards geistigem Auge entstand ein deutliches Bild
dessen, was passiert sein musste: Jeremy und Tilly waren durch den
Park gegangen, während dieses Etwas sich im Gebüsch
versteckt hatte. Tilly hatte auf Toilette gemusst und war zu genau
diesem Versteck gegangen, um sich zu erleichtern, war diesem Monster
direkt in die Arme gelaufen.
    Jeremy
hatte nach einer gewissen Wartezeit wahrscheinlich nach seiner
Begleiterin gesucht, hatte das Ungetüm bei seinem grausigen Mahl
gestört – und war schließlich ebenfalls getötet
worden. Vorher hatte er noch versucht zu fliehen, wie die Spuren im
Park vermuten ließen, doch er war nicht weit gekommen.
    Leider
war der Boden zu gefroren und es waren keine deutlichen Abdrücke
gefunden worden. Doch es genügte, um den groben Ablauf des
Verbrechens skizzieren zu können.
    Als
Todeszeitpunkt wurde um 3.30 Uhr angegeben. Auf dem Smartphone des
Mannes war um 3.34 ein Anruf eingegangen – von dessen Bruder,
der ihm anscheinend Glück für das neue Jahr wünschen
wollte. Diesen Anruf hatte Jeremy nicht mehr entgegen nehmen können.
    Ein
letztes Detail interessierte Edward Skeffington noch besonders:
überall auf dem Boden war eine grünliche Flüssigkeit
gefunden worden, besonders viel davon unter dem Gebüsch, in dem
die
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