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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See
Autoren: Alexander Kent
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gleich ob auf See oder im Hafen, hatte niemals Ruhe, denn schon stießen Boote vom Kai des Hafens ab, um Verbindung aufzunehmen. Falls es der Kommandant erlaubte, würden sie alle möglichen Geschäfte anbieten, vom Tabak- und Obstverkauf bis hin zur Vermittlung der Dienste einheimischer Damen an Bord.
    »Ruder an überall!« quiekte die Stimme des Fähnrichs. Bolitho überschattete die Augen, um die Menschen auf der nächstgelegenen Pier auszumachen. Schwach hörte er zwischen dem Gekreisch der Möwen, die über ein paar einlaufenden Fischkuttern kreisten, die Kirchenuhr die halbe Stunde schlagen. Old Partridge hatte mit ihrer Ankunftszeit recht gehabt. Wie er vorhergesagt hatte, mußte
Anemone
genau bei vier Glasen geankert haben.
    Am Kopf der steinernen Treppe erwarteten ihn Uniformen, ein alter Mann mit einem Holzbein grinste, als wäre Bolitho sein eigener Sohn.
    Bolitho begrüßte ihn: »Guten Morgen, Ned.« Es war ein alter Bootsmannsmaat, der früher unter ihm gedient hatte. Auf welchem Schiff? Vor wie vielen Jahren?
    Der Mann rief hinter ihm her: »Habt ihr den Franzmännern den Hintern versohlt, Sir?«
    Aber Bolitho war weitergeeilt. Er hatte sie in einer engen Gasse gesehen, die auf einen wenig genutzten Weg zum Haus führte. Sie beobachtete ihn. Sie stand ganz ruhig da, mit einer Hand tätschelte sie den Hals des Pferdes, ihre Augen ließen sein Gesicht nicht los.
    Er hatte gewußt, daß sie hier sein würde, um die erste, die einzige zu sein, die ihn begrüßte.
    Er war zu Hause.
    Bolitho hatte den Arm um Catherines Schulter gelegt, mit der Hand berührte er ihre Haut. Die hohen Glastüren der Bibliothek standen weit offen, die Luft war schwer vom Duft der Rosen. Sie betrachtete sein Profil; die weiße Locke stach von der sonnenverbrannten Haut ab. Sie hatte sie als vornehm bezeichnet, obwohl sie wußte, daß er das haßte. Er schien es als einen Trick zu sehen, um ihn an den Altersunterschied zwischen ihnen zu erinnern.
    Ruhig sagte sie: »Ich habe immer Rosen geliebt. Als du mich mitgenommen hast, um mir den Garten deiner Schwester zu zeigen, wußte ich, daß wir mehr davon pflanzen sollten.«
    Er streichelte ihre Schulter. Er konnte es kaum glauben, daß er hier war, daß er erst vor einer Stunde an Land gekommen war. All die Wochen und Monate davor hatte er sich an ihre gemeinsame Zeit erinnert, an ihren Mut und ihr Durchhaltevermögen vor und nach dem Verlust der
Golden Plover
, als er selbst daran gezweifelt hatte, ob sie die Qualen und Leiden in dem offenen Boot überleben würden, mit all den Haien in ihrer Nähe.
    Ein kleines Hausmädchen huschte mit Bettwäsche vorbei, erstaunt blickte sie Bolitho an.
    »Oh, willkommen zu Hause, Sir Richard! Es ist wirklich eine Freude, Sie zu sehen!«
    Er lächelte. »Ich freue mich, hier zu sein, Mädchen.« Er sah, daß die Dienerin einen schnellen Blick auf Catherine warf, die noch immer den alten Mantel trug. Der Reitrock war mit Schmutzspuren übersät und auf dem Höhenweg eingestaubt.
    Ruhig erkundigte er sich: »Haben sie dich gut behandelt, Kate?«
    »Sie waren mehr als nur nett. Bryan Ferguson hat mir Kraft gegeben.«
    »Als du den Kaffee geordert hast, erzählte er mir, wie du ihn im Gutsbüro unterstützt hast.« Er drückte sie. »Ich bin so stolz auf dich.«
    Sie blickte über den ausgedehnten Garten bis an die niedrige Mauer, hinter der die See aussah wie Wasser in einem Stausee.
    »Die Briefe, die auf dich gewartet haben …« Sie blickte ihn an, ihre Augen wirkten plötzlich besorgt. »Richard, werden wir Zeit füreinander haben?«
    Er beruhigte sie: »Bevor Adam nicht seine Meldung über den Telegrafen von Portsmouth abgeschickt hat, werden sie nicht einmal wissen, daß ich hier bin. Außerdem ist mir nichts bezüglich meiner Abberufung mitgeteilt worden, da wird sich auch nichts tun, bevor ich die Admiralität aufsuche.«
    Er musterte ihr Gesicht und versuchte, die Angst zu zerstreuen, daß sie wie beim letzten Mal bald wieder getrennt würden. »Eines ist sicher: Lord Godschale hat die Admiralität verlassen. Zweifellos werden wir dafür bald die Gründe erfahren!«
    Sie schien zufrieden zu sein. Untergehakt gingen sie hinaus in den Garten. Es war sehr heiß, und der Wind schien zu einer sanften Brise abgeflaut. Er fragte sich, ob Adam es schaffen würde, sich aus dem Hafen hinauszuschleichen.
    Er erkundigte sich: »Was gibt es Neues von Miles Vincent? Du hast mir geschrieben, nachdem er entdeckt hatte, was geschehen war. Der Admiral
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