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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See
Autoren: Alexander Kent
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doch hatte sich niemals eingemischt. Sargeant war sich Bolithos Ruf als eines der besten Fregattenkommandanten der Marine wohl bewußt und vermutete, daß er Adams Freude über die
Anemone
auf seine Weise teilte.
    Adam flüsterte leise: »Ich werde dich vermissen, Onkel.« Seine Stimme ging fast unter im Quietschen der Blöcke und dem Trampeln der Männer, die zum Kranbalken nach vorne eilten, um einen der größten Anker fallen zu lassen. Er versuchte diesen Augenblick festzuhalten, ihn mit niemandem zu teilen.
    »Ich wünschte, du könntest zum Haus kommen, Adam.« Er studierte Adams Profil, dessen Augen zuerst nach oben, dann zum Rudergänger wanderten. Vom Masttopp wehte
Anemones
Wimpel steif wie eine Lanze, als das Ruder reagierte.
    Adam lächelte, was ihn wieder wie einen kleinen Jungen erscheinen ließ. »Ich kann nicht. Wir müssen Frischwasser übernehmen und dann in aller Eile absegeln. Bitte, übermittele Lady Catherine meine besten Wünsche.« Er zögerte. »Und auch allen anderen, die sich an mich erinnern.«
    Bolitho sah zur Seite und bemerkte Allday, der ihn beobachtete, den Kopf fragend zur Seite geneigt wie ein struppiger Hund.
    Er sagte: »Ich werde die Gig nehmen, Allday. Ich schicke sie dann für dich und Yovell zurück, sowie für alles Gepäck, das wir vergessen haben sollten.«
    Allday, der es verabscheute, von seiner Seite weichen zu müssen, zwinkerte nicht einmal. Er verstand, Bolitho wollte allein sein beim Wiedersehen.
    »Klar zum Aufschießer, Sir!«
    Die großen Untersegel waren bereits aufgegeit, unter gerefften Marssegeln drehte
Anemone
in die auffrischende Brise hinein. Das war das Wetter, das sie schon immer geliebt hatte.
    »Laß fallen Anker!«
    Hoch aufspritzendes Wasser flog über das Vorschiff, als der Anker zum ersten Mal fiel seit der Sonne und den Stranden der Karibik. Männer, entwöhnt von ihren Lieben, ihren Häusern und ihren Kindern, die sie kaum kannten, starrten zu den grünen Hängen Cornwalls hinüber, die mit hellen Schafen bedeckt waren. Nur wenige würden an Land gehen dürfen, nicht einmal in Portsmouth. Schon jetzt hatten sich die scharlachrot berockten Seesoldaten auf den Laufbrücken und am Bug postiert, um auf jeden zu schießen, der versuchen sollte, an Land zu schwimmen.
    Später überlegte Bolitho, daß es wie ein kurzer Traum gewesen war. Er hatte das Zwitschern einer Bootsmannspfeife gehört, als die Gig ausgeschwungen und längsseits weggefiert wurde, die Ruderer sahen schmuck aus in ihren karierten Hemden und geteerten Hüten. Adam hatte seine Lektion gut gelernt. Ein Kriegsschiff wurde als erstes nach seinen Booten und deren Besatzungen beurteilt.
    »Ehrenwache antreten!«
    Die Royal Marines stellten sich in Reih und Glied an der Relingspforte auf. Ein Sergeant hatte den Platz des Offiziers eingenommen, der seinen Wunden erlegen war und jetzt viele Faden tief auf der anderen Seite des Ozeans lag.
    Bootsmannsmaaten befeuchteten ihre Pfeifen mit den Lippen. Ihre Augen wanderten gelegentlich zu dem Mann hinüber, der im Begriff war, sie zu verlassen. Er hatte auf den Hundewachen nicht nur mit ihnen gesprochen, sondern auch zugehört, so als ob er wirkliches Interesse an ihnen hätte, an den einfachen Männern, die ihm bis in die Hölle der feuerspeienden Kanonenmäuler folgen mußten, wenn es befohlen wurde. Einige waren über diese Erfahrung verwundert gewesen. Sie hatten erwartet, mit einer unnahbaren Legende konfrontiert zu werden, statt dessen hatten sie ein menschliches Wesen vorgefunden.
    Bolitho wandte sich ihnen zu und hob seinen Hut. Allday sah den plötzlichen Schmerz, als ein scharfer Sonnenstrahl durch die Wanten und sauber aufgetuchten Segel auf sein verletztes Auge traf.
    Das war immer ein schlimmer Moment, und Allday mußte sich zurückhalten, um nicht vorzuspringen und Bolitho über die Seite zu helfen, wo die Gig in ihren Leinen längsseits schaukelte. Ein Fähnrich stand im Heck und erwartete den Passagier.
    Bolitho nickte allen zu, dann drehte er sein Gesicht weg.
    »Ich wünsche Ihnen alles Glück. Ich bin stolz darauf, bei Ihnen an Bord gewesen zu sein.«
    Vage Eindrücke folgten, die Wolke von Pfeifenton über den Bajonetten, als die Ehrenformation die Musketen präsentierte, das durchdringende Zwitschern der Pfeifen, die Erleichterung auf Alldays Gesicht, als er sicher in der Gig saß. Er sah Adam an der Reling, seine Hand halb zum Gruß erhoben, während sich hinter ihm die Leutnants und Deckoffiziere drängten. Ein Kriegsschiff,
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