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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See
Autoren: Alexander Kent
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jetzt eine kleine Kneipe in Fallowfield.
Heimkehr des Seemanns.
    Old Partridges Stimme unterbrach seine Gedanken.
    »Einen Strich abfallen!«
    »Nord-zu-Ost, Sir! Kurs liegt an!«
    Das Land veränderte sich wieder, als die Fregatte ihren langen Klüverbaum auf die Einfahrt und die Reede von Carrick richtete.
    Die Mannschaft war dem schönen Schiff würdig. Es hatte viel Geduld und ein paar Knuffe gekostet, aber Adam war stolz auf sie. Das Blut erstarrte noch immer in seinen Adern, wenn er daran dachte, wie die
Anemone
von einem Schiff mit französischen Soldaten in den Feuerbereich einer mit glühenden Kugeln schießenden Strandbatterie gelockt worden war. Das war knapp gewesen. Er blickte das saubere Hauptdeck entlang, auf dem die Männer nun an den Brassen und Fallen auf den Aufschießer zum Ankerplatz warteten. Die glühenden Kugeln hätten seine geliebte
Anemone
in eine Feuersäule verwandeln können; die von der Sonne getrockneten Segel, das geteerte Tauwerk, die Vorräte an Pulver wären in Minutenschnelle hochgegangen. Sein Kiefer spannte sich, als er daran dachte, wie sie herumgegangen waren, um aus dem Schußbereich zu gelangen, nicht ohne vorher eine verheerende Breitseite in den Köder zu jagen, der jenem das Ende bescherte, das für sein Schiff bestimmt gewesen war.
    Er erinnerte sich auch daran, daß Kapitän Valentine Keen beinahe mit ihm nach Hause geschickt worden wäre, aber im letzten Augenblick war er mit einer größeren Fregatte gesegelt, die den gefangenen französischen Admiral Baratte begleitete. Auch das war knapp gewesen. Bolitho hatte niemals seine wahren Gefühle über Herrick offenbart, den Mann, der ihm in dem Gefecht nicht zur Seite stand, in dem er so dringend Hilfe gegen die Übermacht benötigt hätte.
    Adam packte die Reling des Achterdecks, bis seine Knöchel schmerzten.
Möge er verdammt sein!
Herricks Verrat mußte Bolitho so tief verletzt haben, daß er nicht darüber sprechen konnte.
    Nach allem, was er für Herrick getan hatte – so wie für mich. Seine Gedanken kehrten zögernd zu Zenoria zurück. Haßte sie ihn für das, was geschehen war?
    Würde Keen jemals die Wahrheit erfahren?
    Es wäre für ihn eine süße Rache, sollte ich die Marine verlassen müssen, so wie damals mein Vater, und sei es nur, um die zu schützen, die ich liebe.
    Der Erste Leutnant murmelte: »Der Admiral kommt an Deck, Sir.«
    »Danke, Mr. Sargeant.« Er würde ihn abgeben müssen, sobald sie Portsmouth erreichten, einige andere wertvolle Männer ebenfalls. Er sah, daß der Leutnant ihn beobachtete, und fügte ruhig hinzu: »Ich habe Sie in den vergangenen Monaten hart rangenommen, Peter.« Er legte ihm seine Hand auf den Arm, wie es Bolitho getan hätte. »Das Leben eines Kommandanten besteht nicht nur aus Zuckerschlecken, wie Sie eines Tages selber entdecken werden!«
    Sie wandten sich um und hoben grüßend die Hände an die Hüte, als Bolitho ins Sonnenlicht trat. Er trug seine beste Ausgehuniform mit den glitzernden Silbersternen auf den Epauletten. Er war wieder der Vizeadmiral, der Held der Massen und wohl auch der Marine, bejubelt und anerkannt. Nicht der Mann in Hemdsärmeln oder einem schäbigen alten Mantel. Das hier war der Held, der jüngste Vizeadmiral in der Rangliste der Navy. Beneidet von einigen, gehaßt von anderen, Gesprächsstoff und bevorzugtes Klatschobjekt in Kaffeehäusern und auf jedem schicken Empfang in London. Der Mann, der für die Frau, die er liebte, alles riskiert hatte: Ruf und Sicherheit. Doch Adam war noch nicht soweit, um das zu erkennen.
    Bolitho trug seinen Zweispitz unter dem Arm, wie um sich die letzten Fesseln der Autorität fernzuhalten. Sein Haar wurde vom Wind zerzaust. Es war immer noch so dunkel wie Adams, außer einer rebellischen, fast weißen Locke über dem rechten Auge, wo ein Entermesser beinahe seinem Leben ein Ende gesetzt hätte.
    Leutnant Sargeant beobachtete sie nebeneinander. Seine anfängliche Nervosität bei der Aussicht, einen so berühmten und in der Marine allgemein bewunderten Mann an Bord zu haben, der die Enge eines Schiffes der 5. Klasse mit ihnen teilte, war bald verschwunden. Admiral und Kapitän hätten Brüder sein können, so stark war die Familienähnlichkeit. Sargeant hatte darüber viele Bemerkungen gehört. Die Enge ihrer Beziehung hatten ihn und den Rest der Offiziersmesse erleichtert. Bolitho war auf dem Schiff herumgegangen, »hatte sich seinen Weg erfühlt«, wie es sein untersetzter Bootssteurer ausgedrückt hatte,
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