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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See
Autoren: Alexander Kent
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lange, lange Zeit gekränkt.
    Er lächelte, die Anspannung fiel von ihm ab. Anstelle der Fregatte hatten sie ihm die
Hyperion
gegeben. Die alte
Hyperion,
über die noch immer Garn gesponnen und in den Kneipen, oder wo immer Seeleute zusammenhockten, gesungen wurde.
    Er hörte Stimmen und vermeinte Kaffee zu riechen. Das würde sein maulwurfsähnlicher Steward Ozzard sein, obwohl es schwer war, die Gedanken des Mannes zu lesen. War er froh, nach Hause zu kommen? Machte er sich überhaupt Gedanken darüber?
    Er trat auf die nassen Planken und warf einen Blick auf die dunklen Figuren um ihn herum. Der Fähnrich der Wache flüsterte bereits dem Segelmeister ins Ohr, daß ihr illustrer Passagier an Deck war.
    Adam stand mit Peter Sargeant zusammen, seinem Ersten Leutnant. Sargeant war wahrscheinlich schon für eine Beförderung zum Kommandanten vorgemerkt, vermutete Bolitho. Adam würde ihn vermissen, sollte dies der Fall sein.
    Ozzard tauchte aus der Dunkelheit mit seinem Kaffeepott auf und reichte ihm eine dampfende Mugg. »Frisch gebrüht, Sir Richard, aber er ist fast alle.«
    Adam kam auf seine Seite hinüber, sein dunkles Haar flatterte in der feuchten Brise.
    »Kap Rosemullion liegt an Backbord, Sir Richard.« Die Förmlichkeit wurde von ihnen beiden bemerkt. »Mr. Partridge hat mir versichert, daß wir gegen vier Glasen auf der Vormittagswache vor Pendennis Point stehen.«
    Bolitho nickte und nippte an seinem heißen Kaffee. Er erinnerte sich an den Laden, zu dem ihn Catherine in der Londoner St. James's Street geführt hatte. Sie hatte ausgezeichneten Kaffee, gute Weine, verschiedene Käsesorten und andere kleine Spezialitäten eingekauft, an die er nie und nimmer auch nur einen Gedanken verschwendet hätte. Er beobachtete, wie das Sonnenlicht über der felsigen Küste zu den sanft geschwungenen grünen Hügeln dahinter durchbrach.
Zu Hause.
    »Das war eine schnelle Reise, Kapitän. Schade, daß Sie keine Zeit haben, mit zum Haus zu kommen.«
    Adam blickte ihn nicht an. »Ich weiß das Angebot zu schätzen, Sir.«
    Der Erste Offizier berührte seinen Hut. »Ich werde unser Unterscheidungssignal setzen lassen, sobald wir nahe genug heran sind, Sir.« Er sprach mit seinem Kommandanten, aber Bolitho wußte, daß er gemeint war.
    Ruhig sagte er: »Ich denke, daß sie es schon weiß, Mr. Sargeant.«
    Er sah Alldays massige Gestalt an einer der Laufbrücken. Als ob er seinen Blick körperlich wahrnahm, drehte sich der große Bootssteurer um und blickte zu ihm hoch, auf seinem gebräunten Gesicht erschien ein breites Grinsen.
    Wir sind da, alter Freund. Wie die vielen Male zuvor. Immer noch zusammen.
    »Klar zur Wende! An die Brassen! Aufentern! Klar zum Setzen der Bramsegel!«
    Bolitho stand an der Reling. Die
Anemone
würde ein perfektes Bild abgeben, wenn sie Kurs änderte.
    Für einen perfekten Landfall.
    Kapitän Adam Bolitho stand an der Luvseite des Achterdecks. Er hatte die Arme vor der Brust gekreuzt und war zufrieden, daß er die restliche Ansteuerung seinem Ersten überlassen konnte. Er sah zu den hingeduckten Wällen und dem Turm von Pendennis Castle hinüber, die sehr langsam durch das schwarze Verhau des geteerten Gutes wanderten, so als ob sie in einem Netz gefangen wären.
    Von der alten Befestigung würden viele Ferngläser auf sie gerichtet sein. Die Burg bewachte zusammen mit dem Fort und den Batterien auf der gegenüberliegenden Landspitze die Hafeneinfahrt schon seit Jahrhunderten. Hinter Pendennis, versteckt in den grünen Hügeln, lag das alte graue Bolitho-Haus mit all den Erinnerungen an seine Söhne, die diesen Hafen verlassen hatten, um nicht zurückzukehren.
    Er versuchte nicht an die Nacht zu denken, als Zenoria ihn beim Brandy gefunden hatte, in seinen Augen brannten Tränen, denn er hatte die Nachricht bekommen, daß sein Onkel mit dem Transporter
Golden Plover
vermißt wurde. War das erst vor einem Jahr gewesen?
    Bolitho hatte ihm erzählt, daß Zenoria schwanger war. Er hatte Angst, sich vorzustellen, daß es sein Kind sein könnte. Nur Catherine war der Wahrheit sehr nahe gekommen, und Bolithos Besorgnis um Adam hatte ihn fast dazu gebracht, ihm zu offenbaren, was er getan hatte. Aber er hatte die Konsequenzen gefürchtet, einmal für sich, doch am meisten für seinen Onkel.
    Er sah Alldays massige Gestalt an einer der Backbordkanonen. Er schien in Gedanken verloren, vielleicht dachte er über die Frau nach, die er vor dem Ausplündern und noch Schlimmerem gerettet hatte. Ihr gehörte
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