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Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool
Autoren: Greg Williams
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diesem Nachmittag über sie wachte, war ich mir sicher, dass Caitlin uns gleichermaßen stärken und faszinieren würde.
    Ich beobachtete, wie sich ihre Brust hob und senkte, und lauschte auf ihre leisen nasalen Atemzüge. Ich konnte mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Nein, ich konnte es doch, aber es wäre kein richtiges Leben mehr. Ich konnte nicht mehr glauben, dass ich jemals überlegt hatte, sie für ein lockeres Junggesellendasein aufzugeben.
    Ich hatte keine richtige Vorstellung davon, wie ihr
Leben verlaufen war, bevor wir uns in dem Jugendheim getroffen hatten. Ich hatte natürlich Cathy gekannt (oder jedenfalls hatte ich gedacht, dass ich sie kannte), aber Menschen verändern sich, wenn sie Eltern werden. Sie werden zu konzentrierteren Versionen ihrer selbst, und ich konnte mir nicht vorstellen, wie ihr normales Leben verlaufen war: das Aussehen und der Geruch ihrer Wohnung, die täglichen Abläufe, das Kommen und Gehen von Freunden. Ich nahm an, dass es chaotisch, geschäftig und ausgefüllt war.
    Im Vergleich dazu war mein bisheriges Leben so … ja, wie eigentlich?
    Vielleicht nicht ganz ausgereift? Nicht richtig entwickelt? Erst durch Caitlins Eintritt in mein Leben wurde mir klar, dass ich zwar herumreiste, aber während der Reise nicht viel mitbekam. Ich hörte draußen eine Frau lachen, und der Ton ihrer Stimme erinnerte mich an Cathy. Ich fragte mich, wie anders sich die Dinge entwickelt hätten, wenn wir zusammengeblieben wären. Ich verspürte Trauer wegen der Jahre von Caitlins Leben, die ich verpasst hatte. Keiner von uns würde je wissen, wie es war, Teil einer jungen Familie zu sein. Natürlich hatte ich in der Zwischenzeit andere Erfahrungen gesammelt, aber diese summierten sich zu etwas anderem, weitaus weniger Wertvollem.
    Ich dachte zurück an das letzte Mal, als Cathy und ich miteinander geschlafen hatten, in einer kalten Nacht während dieses chaotischen Wochenendes, an dem wir mit Barney und Liz unterwegs waren. Die kompletten zwei Tage waren vom Anfang bis zum Ende ein Albtraum.
Diese Erfahrung hatte es mir für immer verleidet, aufs Land zu fahren, und das aus verdammt guten Gründen.
    Ich fragte mich, was wohl aus Barney und Liz geworden sein mochte. Ich hatte sie seit der Hochzeitsfeier in Liverpool nicht mehr gesehen. Es war seltsam: Wenn man Ende dreißig war, stieß man manchmal auf Fotos, die zehn Jahre zuvor aufgenommen worden waren, und konnte sich nicht einmal mehr an die Hälfte der Namen der Leute erinnern, die man auf seinem neunundzwanzigsten Geburtstag umarmt hatte. Und auch die, an deren Namen man sich noch erinnerte, hatte man seit Jahren nicht mehr gesehen. Wie kann man Teil einer Hochzeitsgesellschaft sein und, noch während man den Hochzeitskuchen im Magen hat, auch schon wieder vollkommen aus dem Leben des Paares verschwunden sein?
    Ich sah zu Caitlin, die immer noch schlief. Ein Teil von mir wollte sie aufwecken. Nach den langen Stunden des Wartens darauf, dass mein Kind wieder zu Bewusstsein kam, wünschte ich mir sehnlichst, es würde wieder die Augen öffnen. Ich wollte, dass wir einander ansehen konnten.
    Eine Schwester kam in das Zimmer. Ich konnte ihren Akzent nicht einordnen - vielleicht Südafrika? Wer weiß? Ich war so durcheinander, dass ich kaum in der Lage war, die Automaten im Flur zu bedienen. Die Schwester fragte mich nach Caitlins Blutgruppe. Ich antwortete, dass ich sie nicht wisse. Sie erklärte, dass sie nachsehen würde, und kam nach kurzer Zeit mit einem Klemmbrett zurück.

    »Sie hat Blutgruppe B«, sagte sie, nachdem sie ein paar Unterlagen durchgesehen hatte.
    »B«, wiederholte ich. »Gruppe B … Okay, danke. Ich werde mir das merken.«
    Dann fiel mir auf, dass ich keine Ahnung hatte, welche Blutgruppe Cathy gehabt hatte. Da ich für Caitlin verantwortlich war, sollte ich so etwas wohl wissen, oder?
    »Ist in Ihren Unterlagen eine Eintragung über die Blutgruppe ihrer Mutter?«
    Die Schwester blätterte durch die Seiten.
    »Ich bin mir nicht sicher, dass wir …« Sie nahm das Klemmbrett noch einmal in die Hand und blätterte ein zweites Mal in den Unterlagen.
    »Oh, ja, wir haben sie von ihrem Hausarzt, Entschuldigung, ihrem früheren Hausarzt zugefaxt bekommen, und … sie war … Gruppe A.«
    Blutgruppe A? Meine Erinnerung an Mr. Higsons Biologieunterricht war ziemlich verschwommen, aber das ergab keinen Sinn für mich.
    »Welche Blutgruppe hat dann der Vater?«, fragte ich.
    »Hmm …«, sagte die Schwester nachdenklich.
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