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Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool
Autoren: Greg Williams
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Erkennen von etwas - oder jemandem - war viel greifbarer als jeder wissenschaftliche Test. Ich fühlte mich wie elektrisiert. Bildete ich mir alles nur ein? Ich hatte ein paar äußerst anstrengende Tage hinter mir, und es war immerhin vorstellbar, dass die Kombination aus fehlendem Schlaf und Stress zu Wahnvorstellungen geführt hatte. Ich sah Caitlin noch einmal genau an, um zu überprüfen, ob ich mich vielleicht doch geirrt hatte.
    Aber nein, es war nicht zu übersehen: Ich starrte Barneys Doppelgängerin an.

34
    Caitlin schlief und schlief. Dr. Koya teilte mir behutsam mit, dass dies vollkommen normal sei und man sich darüber keine Sorgen zu machen brauche. Das Mädchen hatte einen heftigen Schock erlitten, und für viele Menschen war Schlaf die normale Reaktion darauf.
    »Wir verlegen sie auf eine normale Station, wenn sie heute Abend aufwacht«, sagte Dr. Koya. »Es gibt keinen Grund mehr, sie hier zu behalten.«
    »Ich bin froh, das zu hören«, sagte ich. »Vielen Dank für alles, was Sie getan haben.«
    »Das war doch selbstverständlich«, sagte die Ärztin mit einem höflichen Lächeln. »Sie wird wieder ganz gesund werden. Erinnern Sie sie daran, dass sie sich ihre Blutgruppe merkt.«
    »Das werde ich«, nickte ich.
    Dr. Koya verließ den Raum, und ich setzte mich auf den Stuhl neben dem Bett. Caitlin war also gar nicht meine Tochter: Sie war das uneheliche Kind von Cathy und Barney. Nicht nur das, sie war gezeugt worden, während Cathy und ich noch liiert waren. Mir waren Hörner aufgesetzt worden. Ich könnte jetzt einfach gehen. Ein Vaterschaftstest würde mich von jeglicher Verantwortung befreien. Ich habe nichts damit zu
tun, Kumpel. Ich könnte das Café verkaufen und schon morgen zu meinem alten Leben zurückkehren. Es würde keine Verpflichtungen geben, keine Komplikationen und kein Kind. Nur mich, und sehr wahrscheinlich Amanda. Wir beide wieder vereint.
    Ein einziger Anruf beim Jugendamt würde ausreichen. »Hallo, Joan. Hier spricht Alex Taylor. Stellen Sie sich das mal vor: Es war alles eine große Verwechslung, und ich habe gerade herausgefunden, dass ich gar nicht Caitlins Vater bin. Tut mir leid wegen des ganzen Durcheinanders, und lassen Sie mich doch wissen, wie es ihr im Jugendheim so geht.«
    Aber das war nicht das, was ich wollte. Jetzt nicht mehr.
    Die biologische Abstammung des Mädchens, die vielleicht für die Behörden wichtig war, spielte für mich keine Rolle mehr. Offensichtlich spielte sie auch für Cathy keine Rolle, die Caitlin ja auch zu ihrem biologischen Vater hätte geben können.
    Aber sie hatte es nicht getan: Sie gab das Wichtigste in ihrem abrupt verkürzten Leben mir, einem Mann, den sie seit fast sieben Jahren nicht mehr gesehen hatte. Ich wollte diesem Vertrauen gerecht werden.
    Während Caitlin weiterschlief, nahm ich ihre linke Hand und betrachtete sie. Kaum noch zu erkennen, als hätte sie ihre Hände etliche Male gewaschen, bemerkte ich ein Herz, das sie auf ihre Hand gezeichnet hatte. In dem Herz waren drei verblasste Buchstaben: MUM .
    Unerwartet wurde die Hand weggezogen. Caitlin
wachte auf. Sie streckte ihren langen, gertenschlanken Körper, faltete die Hände und streckte sie nach oben über den Kopf. Die Dehnungsübungen gingen noch eine Minute lang weiter, bis sie sich auf die Seite rollte und mich ansah.
    »Hallo«, sagte ich.
    »Hallo.«
    »Wie fühlst du dich?«
    »Gut.«
    Gut! Ihre Standardantwort für alle Gelegenheiten, für die Beschreibung ihres Tages in der Schule und für ihren körperlichen Zustand nach einem Verkehrsunfall.
    »Schön.«
    Wir hörten beide zu, wie ein Bett draußen durch den Korridor geschoben wurde. Ein weiteres Leben in der Schwebe. Die tägliche Routine auf der Intensivstation ging weiter während unseres kurzen Moments der Verbindung.
    »Das war seltsam«, sagte Caitlin. »Für einen Augenblick dachte ich, dass ich in meinem Zimmer wäre.«
    »Wirklich?«, sagte ich.
    »Es muss ein Traum gewesen sein.«
    »Vielleicht«, sagte ich. »Vielleicht auch nicht.«
    Sie lächelte, aber ich konnte den Zweifel in ihrer Miene sehen.
    »Ich verspreche es dir.«
    Sie lachte.
    »Es ist mein Ernst«, sagte ich.
    Caitlin nickte.
    »Ich glaube dir«, sagte sie nach einer Weile. »Wenn
man seinem Vater nicht glauben kann, wem kann man dann noch glauben?«
    Ich lachte und bemerkte, dass ihr Gesicht einen ernsten Ausdruck bekommen hatte.
    »Kannst du mir meine Tasche bringen, bitte?«, fragte sie.
    Ich lehnte mich herüber und nahm sie
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