Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dackelblick

Dackelblick

Titel: Dackelblick
Autoren: Frauke Scheunemann
Vom Netzwerk:
mitgebracht, den ich dir gerne vorstellen würde. Das ist Luisa, meine Tochter. Luisa, das ist Carolin.«
    Na, wenn das mal eine gute Idee war. Der Nachwuchs von fremden Dackeldamen ist bei Hündinnen jedenfalls nicht gut gelitten. Hoffentlich ist das bei Menschen anders. Ein Blick auf Carolins Gesicht sagt mir, dass es in der Menschenwelt ähnliche Spannungsfelder gibt.
    »Deine Tochter? Ich verstehe nicht ganz ...«
    »Ich war schon einmal verheiratet. Luisa ist meine Tochter. Sie lebt meistens bei Sabine, ihrer Mutter. Aber momentan sind Schulferien, und die verbringt Luisa immer bei mir.« Er holt tief Luft. Irgendetwas Bedeutsames muss er wohl noch sagen. »Tja, und weil ihr mir beide so wichtig seid, wollte ich, dass ihr euch kennt.«
    »Du hast eine Tochter.« Carolin wiederholt es noch einmal, als hätte sie nicht richtig verstanden.
    »Ja. Und was für eine. Ein tolles Mädchen.«
    Luisa streckt Carolin die Hand entgegen. »Hallo!«
    Jetzt lächelt Carolin. Von meinem Herzen fällt ein ziemlich großer Stein.
    »Hallo, Luisa. Schön, dich kennenzulernen.«
    »Darf ich mal in den Garten? Ich habe da eine Schaukel gesehen.«
    »Natürlich, geh nur.«
    Als Luisa gegangen ist, sagen beide erst einmal nichts. Dann räuspert sich Marc.
    »Luisa ist so oft es geht bei mir. Ich möchte nämlich kein Wochenendpapa sein. Das wollte ich nie. Unter der Trennung sollte sie so wenig wie möglich leiden. Sabine und ich überlegen auch, ob Luisa demnächst ganz zu mir zieht. Sabine ist Stewardess und will jetzt wieder mehr arbeiten. Ehrlich gesagt, freue ich mich schon sehr darauf. Es wird zwar stressiger werden, aber ich möchte gerne den Alltag meines Kindes mit ihm teilen. Sie werden so schnell groß, und dann ist die Zeit vorbei und kommt nicht wieder.«
    »Hast du dich deswegen so mit Nina gestritten? Weil sie dir gesagt hat, wie ätzend sie Kinder findet?«
    Wagner nickt. »Auch. Aber es war nicht nur das. Schon beim zweiten Treffen war mir eigentlich klar, dass der Funke nicht so richtig überspringen will. Aber ihr Ausraster am Strand war dann schon ziemlich heftig. Ich hatte ihr noch nicht von Luisa erzählt, wollte es aber eigentlich gerade tun. Na ja. Du kennst ja die Geschichte. Für mich sind Kinder eben sehr wichtig. Mir war sofort klar, dass das keinen Sinn hat.«
    »Ja, ich verstehe, dass dich das getroffen hat.«
    »Tja, und als du sagtest, dass du mich erst mal nicht sehen willst, da hätte ich dir am liebsten die ganze Geschichte aus meiner Sicht erzählt. Aber du klangst so entschlossen, und ich wollte auch nicht schlecht über deine beste Freundin reden.«
    Carolin greift nach seiner Hand und drückt sie. »Ich bin froh, dass du gekommen bist. Im Nachhinein habe ich mich über mich selbst geärgert. Denn eigentlich bin ich sehr gerne mit dir zusammen.«
    Wagner lächelt. »Na, dann haben wir ja Glück im Unglück, dass Herkules so schwach bei Gesundheit ist.« Er zwinkert mir zu.
    »Apropos Gesundheit: Meinst du, für Herkules ist es schlimm, wieder dorthin zu fahren? Ich meine, immerhin haben diese Leute ihn ins Tierheim gegeben?«
    »Im Gegenteil. Er hat doch jetzt einen großen Auftritt.«
    »Ach ja?«
    »Na, immerhin ist er möglicherweise der angehende Hund des Tierarztes.«
    Carolin schaut ihn an. »So, meinst du?«
    »Ja. Möglicherweise.« Er zögert kurz. »Quatsch! Ich bin mir ganz sicher.«
    Dann zieht Marc Carolin dicht an sich heran und küsst sie ganz sanft auf die Nase. In diesem Moment kommt Luisa wieder aus dem Garten zurück.
    »Mensch, Papa! Du bist echt peinlich!«
    Marc lässt Carolin los. »Ne, ich bin verliebt!«
    Carolin stellt sich auf die Zehenspitzen und flüstert Marc etwas ins Ohr. Aber so leise kann sie gar nicht flüstern, dass ich es mit meinen hervorragenden Ohren nicht gehört hätte:
»Ich bin es auch.«
     
    Ich schaue mit dem Kopf aus dem offenen Wagenfenster, und meine Ohren wehen im Wind. Heute ist wirklich ein ganz hervorragender Tag. Carl-Leopold von Eschersbach darf auf Schloss Eschersbach zurückkehren. Ich horche kurz in mich hinein. Nein. Es ist in Wirklichkeit ganz anders, viel schöner: Herkules Neumann erweist Schloss Eschersbach die Ehre seines Besuchs.
     
     

Impressum
    Dackelblick: Roman
von Frauke Scheunemann (Autor)
Preis: EUR 14,95
Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: Page & Turner (22. Februar 2010)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442203570
ISBN-13: 978-3442203574
     
    ebook Erstellung - Mai 2010 - TUX
     
    Ende
     
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher