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Dackelblick

Dackelblick

Titel: Dackelblick
Autoren: Frauke Scheunemann
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mit den beiden.«
    Herr Beck nickt. »Tja. Kompliziert. Wirklich.«
    Wir schweigen. Dann setzt Beck wieder an: »Im Grunde genommen kannst du nur eines machen: Lauf zur Praxis und hoffe, dass Marc das als Zeichen nimmt.«
    »Als Zeichen? Für was denn? Dass ihn ein Dackel verfolgt?«
    Herr Beck kichert. »Siehst du! Alles hast du dann doch noch nicht über die Menschen gelernt. Also: Wenn Menschen sich etwas sehr wünschen, neigen sie dazu, in allem ein Zeichen zu erblicken. Was es meistens gar nicht ist. Also, nehmen wir mal an, der Mensch möchte gerne Kinder haben. Dann wird er mit Sicherheit bald über einen Kinderwagen stolpern. Und es für ein Zeichen halten, dass eigener Nachwuchs angezeigt ist. In Wirklichkeit ist es natürlich nur ein Zeichen dafür, dass ihm jemand einen Kinderwagen in den Weg gestellt hat.« »Aha.«
    Irgendwie verstehe ich Herrn Beck nicht ganz. Was hat denn jetzt ein Kinderwagen mit Marc und Carolin zu tun? Offensichtlich gucke ich belämmert, denn Herr Beck schüttelt den Kopf und wird gönnerhaft.
    »Es ist doch ganz einfach, Herkules: Wenn Marc sich nach Carolin sehnt und dann dich sieht, wird er es für ein Zeichen halten, dass er Kontakt mit ihr suchen sollte.«
    »Ja, aber so ist es doch von mir auch gemeint. Das wäre doch Absicht.«
    Herr Beck schnaubt ungeduldig. »Sicher. Aber das weiß doch Marc nicht. Der kommt nicht auf die Idee, dass ein Dackel einen Plan hat. Der sieht in dir doch nur ein einfältiges Tier. Und deswegen wird er glauben, es sei ein Zeichen. Verstanden?«
    Ehrlich gesagt nein, aber das traue ich mich nicht zuzugeben.
    »Also laufe ich jetzt zu Marc und hoffe, dass er mich irgendwie sieht?«
    »Genau. So machst du es.«
     
    Vor der Praxis angekommen, wird mir klar, dass unser Plan einen entscheidenden Schönheitsfehler hat: Um diese Zeit ist die Straße hier ziemlich laut, einen bellenden Hund wird Marc wahrscheinlich gar nicht hören. Außerdem wird er kaum zu Hause sein, sondern vielmehr in der Praxis arbeiten. Selbst wenn ich da reinkomme, werde ich mich wohl nicht an der Frau am Tresen vorbeimogeln können. Und ohne begleitenden Hundebesitzer schmeißt die mich wahrscheinlich gleich raus. Seit meiner Jagd auf Bobo und Schneeweißchen genieße ich bei ihr bestimmt einen zweifelhaften Ruf.
    Ich sitze also eine Weile auf dem Bürgersteig vor dem Hauseingang und denke nach. Weder nach Hause? Beck zur Hilfe holen? Nein, meine einzige Chance ist, in das Wartezimmer zu kommen und dort von Marc gesehen zu werden.
    Als eine Frau mit einer Katze auf dem Arm den Hauseingang ansteuert, mache ich mich startbereit. Sie klingelt, die Tür geht auf, und ich schlüpfe hinter den beiden her. Die Katze beobachtet mich amüsiert. »Na, Kleiner? Heimlich zum Tierarzt? Will Frauchen nicht glauben, dass du krank bist?«
    Ich schüttle den Kopf. »Ne, ich bin quasi in geheimer Mission unterwegs. Und wenn man überhaupt von Krankheit sprechen kann, dann würde ich sagen: herzkrank. Aber nicht ich, sondern mein Frauchen. Und der Herr Doktor auch.«
    »So, so. Verliebt ist er also. Die Nachricht wird in dieser Praxis ja einschlagen wie eine Bombe. Schätze, die Hälfte der Patienten hier wird nur angeschleppt, weil Frauchen sich mit dem Tierarzt unterhalten will. Ich zum Beispiel werde auch deutlich häufiger entwurmt, seit Wagner die Praxis von seinem Vater übernommen hat.«
    Das freut mich natürlich. Schließlich ist das Beste respektive der Beste für Carolin gerade gut genug, und man will sich ja keinen Ladenhüter einhandeln. Es verdeutlicht mir aber auch, dass ich schnell handeln muss. Die Konkurrenz steht schon in den Startlöchern.
    Vor dem Tresen macht die Katzenbesitzerin schließlich Halt, um ihren Liebling anzumelden. Die junge Frau dahinter guckt erst zur Katze, dann zu mir.
    »Oh, haben Sie jetzt auch einen Hund, Frau Urbanczik?«
    Die schüttelt den Kopf. »Nein, warum?«
    »Das kleine Kerlchen hier ist doch mit Ihnen hereingekommen.« Sie deutet auf mich.
    »Ach, den habe ich gar nicht bemerkt, der muss mir einfach hinterhergelaufen sein. Aber das ist nicht mein Hund.«
    Die junge Frau im Kittel schaut in den Warteraum. »Gehört irgendjemand dieser Hund?«
    Auf den aufgereihten Plastikstühlen sitzen drei Menschen, sie alle schütteln wortlos den Kopf. So, wenn Wagner nicht gleich auftaucht, ist mein Plan gescheitert. Denn die Helferin wird mich bestimmt gleich rausschmeißen. Ich setze meinen mideidigsten Blick auf.
    »Hm, irgendwie kommt mir der Hund bekannt
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