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Dackelblick

Dackelblick

Titel: Dackelblick
Autoren: Frauke Scheunemann
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Haus steht.
    »Hallo?«
    Jetzt klopft es auch noch.
    »Ich bin's, Daniel. Ich stehe schon vor deiner Tür.«
    Carolin wirft Nina, die mittlerweile auch in den Flur gekommen ist, einen fragenden Blick zu, dann öffnet sie. Tatsächlich. Daniel. Allerdings sieht er irgendwie anders aus als sonst. Irgendwie - traurig. Und entschlossen.
    »Hallo, Carolin. Entschuldige die späte Störung, aber ich muss unbedingt mit dir sprechen.«
    Jetzt erst sieht er Nina. »Oh, hallo!«
    »Hallo, Daniel! Alles in Ordnung bei dir?«
    »Ja, klar. Ich muss allerdings etwas Wichtiges mit Carolin besprechen. Würde es dir etwas ausmachen, uns allein zu lassen? Ich weiß, das ist nicht gerade höflich, aber es ist wirklich wichtig.«
    Ich merke, wie meine Nackenhaare anfangen, sich zu sträuben. Der Ton in Daniels Stimme verheißt nichts Gutes. Ähnliches scheint auch Nina zu denken. Sie schaut fragend zu Carolin.
    »Ist schon okay, Nina.«
    »Na gut, dann räume ich das Feld. Tschüss ihr beiden, bis bald.«
    Als sie gegangen ist, hängt Daniel seine Jacke an die Garderobe und setzt sich auf das Sofa. Carolin folgt ihm, setzt sich aber in den Sessel gegenüber.
    »Was gibt es denn so Wichtiges?«, will sie wissen.
    »Ich will nicht lange darum herum reden: Ich werde im nächsten Monat für ein Vierteljahr verschwinden.«
    »Was?«
    »Ja. Aurora hatte mich schon vor einiger Zeit gefragt, ob ich sie auf einer Konzertreise begleiten würde. Ich soll dabei gleichzeitig Geigen prüfen, die ihr angeboten werden.«
    »Du willst drei Monate mit Aurora verreisen? Das ist nicht dein Ernst!«
    »Doch. Ich muss mal raus. Weißt du, ich habe gedacht, ich würde das schon hinkriegen. Das mit dir und mir. Aber ich habe mich geirrt. Ich schaffe es nicht, es tut mir zu weh, dich jeden Tag zu sehen. Und deshalb brauche ich Abstand.«
    Carolin schluckt. »Das tut mir leid. Ich wusste nicht, dass es so schlimm ist.«
    »Es muss dir nicht leidtun, ich wusste es ja auch nicht. Außerdem kannst du nichts dafür, dass du nicht so verliebt in mich bist wie ich in dich. So ist es nun einmal.«
    »Wirst du wiederkommen? Ich meine, nach den drei Monaten?«
    »Ehrlich gesagt: Ich weiß es noch nicht. Aber darüber will ich mir jetzt noch keine Gedanken machen. Ich zahle natürlich meinen Werkstattanteil weiter, mach dir darüber keine Sorgen.«
    Carolin steht auf und setzt sich neben Daniel. Dann nimmt sie seine Hand und drückt sie fest. »Daniel, das ist nun wirklich das Letzte, worüber ich mir gerade Gedanken mache. Ich bin traurig, dass es so kommt, denn du bist mein engster Freund.«
    »Ich weiß. Aber gerade jetzt kann ich nur schwer ertragen, dein Kumpel zu sein.«
    Ich schlafe schon tief und fest, als jemand an meinem Körbchen rüttelt. Ich blicke nach oben. Es ist der alte von Eschersbach! Böse funkelt er mich an.
    »Los, aufstehen, Nichtsnutz! Du hast es dir hier lang genug bequem gemacht. Ich habe beschlossen, dass Carolin Abstand braucht von dir. Mindestens drei Monate. Also nimm deinen Kauknochen und raus mit dir!«
    Mein Herz fängt an zu rasen. Ich will mich verstecken. Aber wo? Von Eschersbach greift nach mir, es gibt kein Entkommen. Ängstlich jaule ich auf und versuche, mich unter meine Kuscheldecke zu ducken, aber da hat er mich schon am Schlafittchen. O nein! Ich werde wieder im Tierheim landen!
    »Herkules, wach auf! Du träumst!«
    Vorsichtig schaue ich hoch - und blicke in die Augen von Carolin, die mich verwundert anschaut. »Meine Güte, du machst so einen Lärm. Träumst du wieder von der Kaninchenjagd?«
    Kaninchenjagd? Wenn die wüsste. Ich hüpfe aus meinem Körbchen und kauere mich ganz eng an Carolin.
    »Du zitterst ja, du Armer. Ist wohl eher ein Alptraum gewesen, was? Aber tröste dich. Ich kann auch nicht richtig gut schlafen. Das mit Daniel nimmt mich doch ziemlich mit. Warum muss bloß alles immer so kompliziert sein?« Sie seufzt. Ich auch. Dass bei Menschen immer alles kompliziert ist, habe ich schließlich auch schon festgestellt. Zum Trost schlecke ich ihr die nackten Zehen ab. Sie kichert. »Das kitzelt, Herkules!«
    Mit einem Griff unter mein Bäuchlein nimmt sie mich auf den Arm. »Ich habe eine sehr gute Idee, wie wir beide den Rest der Nacht etwas ruhiger verbringen können. Du darfst heute noch einmal bei mir schlafen. Mir ist jetzt auch nicht so nach allein sein. Wahrscheinlich verziehe ich dich total, aber das ist mir jetzt wurscht.«
    Genau. Wurscht ist immer gut!
    In Carolins Bett angekommen, kuschle ich mich gleich
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