Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dackelblick

Dackelblick

Titel: Dackelblick
Autoren: Frauke Scheunemann
Vom Netzwerk:
fürchte, sie will ihn loswerden.«
    »Aha. Na, sie wird ihre Gründe haben.«
    »Finde ich nicht. Sie mag ihn, aber sie will erst sich selbst finden. Das ist völlig gaga, oder?«
    »Kleiner, darf ich dir einen Rat geben?«
    »Gerne.«
    Von einer attraktiven Frau verspreche ich mir gerade in dieser Angelegenheit einen guten Tipp. Wahrscheinlich war sie schon einmal in der gleichen Situation wie Carolin.
    »Halt dich aus den Menschensachen raus. Das gibt nur Ärger. Und sieht auch ziemlich albern aus, die Show, die du gerade abziehst.«
    Rums. Das hat gesessen. Man könnte fast meinen, die Dame sei von Herrn Beck gebrieft worden. Beleidigt trolle ich mich wieder unter Carolins Stuhl. Dann eben nicht! Dann macht doch alle, was ihr wollt. Aber sagt hinterher nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.
    Den restlichen Abend verbringe ich so gut wie stumm unter Carolins Stuhl. Allerdings macht Carolin auch keine weiteren Anläufe, Jens die schlechte Nachricht zu überbringen. Ob sie es sich wohl anders überlegt hat? Als die beiden schließlich aufstehen, um zu gehen, macht Jens einen Vorschlag, der mir besonders gut gefällt.
    »Was hältst du davon, wenn wir noch ein bisschen mit Herkules spazieren gehen? Das letzte Mal waren wir an der Elbe, jetzt könnten wir ihm doch mal die Alster zeigen, oder? Und immerhin war er die letzte Stunde bemerkenswert ruhig. Deine kleine Gardinenpredigt schien also gewirkt zu haben. Das sollten wir belohnen. So von
wegen positiver Verstärkung.
Was meinst du?«
    »Ja, warum nicht? Eine gute Idee.«
    Mein Herz schlägt schneller. Bestimmt hat es sich Carolin anders überlegt, da bin ich mir nun ganz sicher. Sonst hätte sie bestimmt dankend abgelehnt.
    Der See, der sich Alster nennt, liegt direkt neben dem Lokal. Wir schlendern auf dem breiten Weg direkt am Ufer entlang. Normalerweise würde ich mal eben losrennen und die Gegend erkunden, aber natürlich will ich auch hören, worüber die beiden sich unterhalten. Also bleibe ich erst mal da. Und dann - legt Jens seinen Arm um Carolin! Mittlerweile rast mein Herz richtig, so aufgeregt bin ich. Wie wird Carolin reagieren?
    Sie macht erst einmal nichts. Ein gutes Zeichen. Die beiden schlendern weiter, ich immer hinterher.
    »Weißt du«, setzt Carolin an, etwas zu sagen, verstummt dann aber wieder. Oh, oh! Doch kein gutes Zeichen?
    »Was denn?« Jens bleibt stehen. Die beiden gucken sich nun direkt an, und er nimmt ihre Hände.
    »Also, ich finde dich sehr nett, Jens. Aber ich glaube, ich bin noch nicht so weit. Und ich habe Angst, dir falsche Hoffnungen zu machen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja, wir hatten einen sehr romantischen Tag an der Elbe, und der heutige Abend war bis auf die Herkules'schen Ausfälle auch sehr schön. Aber ich denke, dass du dir jetzt vielleicht mehr erhoffst, als ich momentan geben kann. Und ich will dich nicht enttäuschen. Deswegen finde ich es besser, gleich Klartext zu reden. Ich glaube, ich kann mich gerade nicht verlieben. Bevor ich wieder über eine Beziehung nachdenke, muss ich erst einmal ein paar Sachen über mich selbst herausfinden.«
    Jens lässt ihre Hände los. »Aha.«
    Mehr sagt er nicht. Auweia. Am liebsten würde ich mich unter irgendeinem Busch verstecken, so unangenehm ist mir die Situation.
    »Bist du jetzt sauer?«
    »Nein. Ich bin nur erstaunt.«
    »Ja, das glaube ich. Das hätte mir natürlich auch eher einfallen können.«
    »Nein, so meine ich das gar nicht. Ich bin erstaunt, dass du hier allen Ernstes über eine Beziehung nachgedacht hast und dir Sorgen machst, dass ich eine solche will.«
    »Ja, willst du denn nicht?«
    Jens lacht. »Ne, natürlich nicht. Ich habe schließlich schon eine Freundin.«
    WIE BITTE? Vor uns steht offensichtlich Thomas Nr. 2.
    »Ja ... aber ... das wusste ich nicht.« Carolin klingt völlig fassungslos. Zu Recht.
    »Na hör mal, Mädchen, liest du etwa nie die
Gala?
Oder die
Bunte?«
    »Nein, offen gestanden nicht.«
    »Gut«, sagt Jens in gönnerhaftem Ton, »dann eben nicht. Aber wenn du sie lesen würdest, wüsstest du, dass ich seit vier Jahren mit Alexa von Schöning zusammen bin, einem sehr erfolgreichen Model.«
    »Ja, aber ... was wolltest du denn von mir? Warum hast du dich mit mir überhaupt getroffen?«
    »Weil ich dich super niedlich finde. Und weil ich gerne etwas Spaß habe. Alexa weiß das, es ist okay für sie. Ich dachte natürlich, du wüsstest das auch.«
    Gut, dass ich nicht sprechen kann. Denn mir fehlen die Worte. Der ist ja schlimmer als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher