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Dackelblick

Dackelblick

Titel: Dackelblick
Autoren: Frauke Scheunemann
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Thomas! Der hat ja nicht mal ein schlechtes Gewissen. Carolin hat es auch die Sprache verschlagen.
    »Du sagst ja gar nichts mehr. Ich meine, jetzt, wo du weißt, dass ich in festen Händen bin, spricht doch nichts gegen ein bisschen Spaß, oder? Musst dir doch gar keine Sorgen machen, dass ich was Ernstes will. Das müsste dir doch sehr entgegenkommen.« Carolin sagt nichts, sondern starrt ihn nur an.
    »He, Carolin, lach mal!« Jens gibt ihr einen Stupps. Ich knurre ihn an. Finger weg von dieser Frau, und zwar sofort!
    »O Mann, jetzt nervt der Köter aber echt. Was hat der bloß heute? Ich dachte, der mag mich.«
    »Ja«, sagt Carolin fast tonlos, »ich dachte auch, ich mag dich. So kann man sich täuschen. Ich würde jetzt gerne nach Hause fahren.«
    »Okay, dann machen wir das. Ich weiß allerdings nicht, warum du jetzt beleidigt bist. Ich meine, ist doch noch gar nichts passiert. Was allerdings sehr schade ist.« Jens grinst, Carolin guckt ihn sehr böse an.
    Wir fahren im offenen Wagen zurück. Meine Ohren wehen im Wind, was ein sehr schönes Gefühl ist. Ansonsten fühlt sich gerade gar nichts gut an. Ich komme mir wie ein Riesenidiot vor. Mit diesem Mann wollte ich Carolin verkuppeln. Unfassbar! Ich habe anscheinend überhaupt keine Menschenkenntnis. Gut, Carolin auch nicht, aber das ist nur ein schwacher Trost.
    Vor dem Haus hält Jens an. Carolin will sich gerade verabschieden, da beugt sich Jens nach vorne und rückt ihr ziemlich nah auf die Pelle.
    »Carolin, jetzt mal im Ernst. Du und ich - das knistert doch richtig. Lass es uns doch wenigstens mal versuchen. Ich will ehrlich sein - ich habe richtig Lust auf dich. Dass du dich jetzt ein bisschen sträubst, macht die Sache nur noch interessanter.«
    Carolin sagt nichts und greift nach dem Türgriff. Da packt sie Jens auf einmal, drückt sie wieder in den Sitz und fängt an, sie auf den Mund zu küssen. Carolin schreit auf und will ihn wegstoßen, aber Jens hält sie an den Händen fest und küsst sie weiter.
    Ich bin völlig geschockt - das darf doch nicht wahr sein.
    Der Schreck hält aber nicht lange an: Ich springe aus dem Fußraum hoch zu den beiden und beiße Jens in genau die Stelle, die schon beim letzten Mal Wunder bewirkt hat. Er brüllt und versucht, nach mir zu schlagen. Dabei muss er Carolin natürlich loslassen. Die nutzt den Moment, reißt die Tür auf, greift mich und springt aus dem Auto. Jens krümmt sich vor Schmerzen. Carolin schmeißt die Beifahrertür zu und läuft Richtung Haus, dann überlegt sie es sich aber anders und dreht sich noch einmal zum Auto.
    »Einen schönen Gruß an Alexa. Sie soll sich keine Sorgen machen. Eine Tetanusimpfung hält meines Wissens locker zehn Jahre.«
     

VIERUNDZWANZIG
    »Ah, da ist der Heldenhund!« Nina kommt auf mich zu, bückt sich und überreicht mir mit großer Geste ein Stück Fleischwurst. »Das hast du richtig gemacht, und ich hoffe, der Herr Uhland muss noch sehr, sehr lange an dich denken. Brav!«
    Ich muss zugeben, dass ich diese Reaktion durchaus angemessen finde. Auch die Tatsache, dass ich letzte Nacht in Carolins Bett schlafen durfte, erscheint mir die passende Belohnung für einen mutigen Dackel wie mich. Zufrieden kaue ich auf der Wurst herum, während sich Nina noch einmal alle Details des Vorabends schildern lässt. Ab und zu stößt sie ein
»Unfassbar!«
oder
»Gibt's doch nicht«
aus, und immer wieder streichelt mich eine der beiden. Mittlerweile liege ich nämlich zwischen Carolin und Nina auf Carolins Sofa und habe alle viere von mir gestreckt. Herrlich! Ich liebe es, am Bauch gekrault zu werden! Das Leben kann so schön sein. Wahrscheinlich brauchen wir doch keinen Mann.
    »Hast du das auch schon Daniel erzählt?«
    »Nein, und ich glaube, das mache ich auch nicht. Wir haben uns zwar wieder vertragen, und er sagt, es sei okay. Aber trotzdem ist die Stimmung irgendwie angespannt. Da muss ich ihn nicht noch mit einer Schilderung meines grandios verunglückten Rendezvous behelligen.«
    »Hm, stimmt. Aber das wird sich schon wieder einrenken, ganz sicher.«
    In diesem Moment klingelt es an der Wohnungstür.
    »Erwartest du noch Besuch?«
    »Ne, ich hatte nur dich eingeladen. Komisch.«
    »Vielleicht Fleurop mit einem Entschuldigungsstrauß von Herrn Uhland?«
    »Um neun Uhr abends? Eher unwahrscheinlich. Außerdem hat der Typ mit Sicherheit kein Unrechtsbewusstsein.«
    Es klingelt noch einmal. Carolin steht auf und geht zu dem Telefon, mit dem man hören kann, wer unten vor dem
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