Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dackelblick

Dackelblick

Titel: Dackelblick
Autoren: Frauke Scheunemann
Vom Netzwerk:
vor. Aber ohne Besitzer kann ich die meisten Tiere gar nicht zuordnen.« Sie überlegt. »Was machen wir denn jetzt mit dir? Ich will dich auch nicht einfach vor die Tür setzen. Wenn du allerdings ganz allein bist, sollten wir dich vielleicht ins Tierheim bringen, bis sich dein Herrchen findet.«
    WUFF! Tierheim? Auf keinen Fall! Mist, ich habe mich offensichtlich gerade selbst ans Messer geliefert. Auweia, wie komme ich hier wieder raus? Und wo bleibt eigentlich Dr. Wagner? In diesem Moment geht die Tür des Sprechzimmers auf. Ich will schon meinem Schöpfer danken, doch statt Marc Wagner kommt ein kleines Mädchen durch die Türe. Heute klappt aber auch nichts. Das kleine Mädchen guckt mich an. Es hat ganz große blaue Augen, braune lockige Haare und viele kleine braune Punkte auf der Nase.
    »Na, bist du der Nächste? Wie heißt du denn?«
    »Wir wissen gar nicht, wie er heißt. Er scheint einfach so hereingekommen zu sein«, erklärt die Helferin dem Mädchen. »Ich werde gleich mal beim Tierheim anrufen.«
    »Och nö!«, ruft das Mädchen. »Der ist doch so süß!« Sie bückt sich zu mir und krault mich hinter den Ohren. »Dann will ich ihn behalten. Warte, ich frage gleich mal Papa!«
    Die Helferin lächelt. »Aber, Luisa, so einfach geht das nicht. Ich bin mir sicher, dass der Kleine schon längst ein Herrchen oder Frauchen hat, die ihn wahrscheinlich bald vermissen werden. Das Tierheim passt nur auf, bis sich die Besitzer melden.«
    Das Mädchen, das Luisa heißt, verzieht den Mund. »Er ist so niedlich. Ich will ihn behalten!« Spricht's und stampft davon in Richtung Sprechzimmer. Durch die halb geöffnete Tür hört man sie mit jemandem sprechen.
    »Papa, draußen sitzt ein niedlicher Hund, der ganz allein ist. Guck doch mal, ich glaube, der braucht unsere Hilfe. Können wir ihn nicht behalten? Frau Warnke will ihn ins Tierheim bringen.«
    Papa? Mit wem spricht das Kind da bloß?
    Die Tür zum Sprechzimmer schwingt jetzt wieder ganz auf und heraus kommen Luisa - und Marc Wagner! Wagner ist »Papa«? Heißt das etwa, Wagner hat ein Kind? Und demnach auch eine Frau? Völlig verwirrt lasse ich mich auf den Po plumpsen.
    »Herkules! Was machst du denn hier?«
    »Sie kennen das Tier?«
    »Ja, Frau Warnke. Das ist der Hund von Frau Neumann. Ist er wirklich allein hier?«
    »Ja, er ist eben mit reingekommen, als Frau Urbanczik ihre Katze anmelden wollte. Ich dachte schon, ich müsste das Tierheim anrufen. Aber wenn Sie den Hund kennen, dann rufe ich jetzt einfach die Besitzerin an.«
    Marc Wagner überlegt kurz. »Warten Sie damit noch einen Augenblick. Und du kommst mal mit rein, Herkules.«
    »Ich will auch mit!«, ruft Luisa und läuft hinter Wagner her. Als wir alle im Sprechzimmer sind, schließt Wagner die Tür hinter uns. Dann hebt er mich auf den Untersuchungstisch und mustert mich.
    »So, Herkules. Dann erzähl mal. Wieder jemand in Not?«
    Luisa kichert. »Aber, Papa, Hunde können doch nicht sprechen.«
    »Du wirst dich wundern, mein Schatz. Dieser schon!«
    Genau! Zur Bestätigung belle ich einmal kurz. Luisa macht große Augen.
    »Also, weiß Carolin, dass du hier bist?«
    Ich schüttle den Kopf, so gut ich kann. Dann packe ich mit meinem Fang vorsichtig einen Armel von Wagners Kittel und ziehe daran.
    »Ich soll mitkommen? Zu Carolin?«
    Ich kläffe zweimal. Ich weiß zwar nicht, ob man als Zeichen so direkt sein darf, aber Herrn Beck kann ich schlecht fragen.
    »Also, Herkules, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.«
    Aha. Er hat nämlich schon eine Frau. Wahrscheinlich ist es das. Ich lasse deprimiert den Kopf sinken.
    »Ach komm, sei nicht traurig. Ich würde liebend gerne mitkommen. Aber dein Frauchen hat eindeutig gesagt, dass sie mich nicht mehr treffen will. Glaube mir, dagegen zu verstoßen, kommt bei Frauen gar nicht gut an.«
    Doch keine andere Frau? Sondern Taktik? Ich bin einigermaßen verwirrt, beschließe aber, mich davon nicht ablenken zu lassen. Offenbar hat Wagner nach wie vor Interesse an Carolin, das soll mir reichen. Vielleicht gibt es auch für alles eine gute Erklärung.
    »Ich habe eine viel bessere Idee. Dafür musst du jetzt aber mal ehrlich zu mir sein. Weißt du noch, als ich dich nach deinem Anfall neulich untersucht habe?«
    Wie könnte ich das vergessen? Ich versuche also wieder zu nicken.
    »Sehr gut. Ich hatte damals offen gestanden den Eindruck, dass es dir ganz hervorragend geht. Ist es denkbar, dass dieser Anfall Ausdruck deines enormen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher