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Da haben wir den Glueckssalat

Da haben wir den Glueckssalat

Titel: Da haben wir den Glueckssalat
Autoren: Gemma Burgess
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Lagerung, Geschäftsstrategien…«
    Ich hüpfe auf der Stelle, aber ich bringe keinen Ton heraus. Lina zögert kurz.
    » Ich hoffe, Pia, ich habe Ihr Interesse geweckt. Wir denken, es ist der richtige Zeitpunkt, um in etwas Kleines und Authentisches zu investieren, das organisch wächst. Und wir denken, dass Sie die Richtige sind, um dieses Konzept für uns umzusetzen. Judy und Mike waren vor allem von Ihrem Engagement und Ihrer Leidenschaft beeindruckt.«
    » Ich… danke… Ihnen…« Die Gedanken in meinem Kopf überschlagen sich. Ich kann das gar nicht alles auf einmal verarbeiten. » Lina, vielen Dank…«
    » Und wir möchten gern, dass Sie nach sechs Monaten einen Truck mit Ganztagsfrühstück oder mit italienischer Bioküche einführen, je nachdem, welche Zielgruppe vielversprechender ist«, fügt sie hinzu. » Ich werde gemeinsam mit Ihnen an beiden Projekten arbeiten. Aber bis dahin… ist es Ihr Baby. Das SchlankMobil ist für uns im Grunde eine Art Versuchskaninchen, aber der Umstand, dass das Konzept brandneu ist und trotzdem eine Berechtigung auf dem Markt hat, ist ein Extrabonus.« Lina macht eine Pause, als warte sie darauf, dass ich etwas sage. Ich will gerade den Mund aufmachen, aber sie ist schneller. » Ich kann verstehen, wenn Sie lieber allein weitermachen möchten, Pia. Das ist eine großartige Geschäftsidee, und mir ist bewusst, dass ein Großunternehmen kleine und perfekte Ideen ruinieren kann, obwohl ich fest davon überzeugt bin, dass es in diesem Fall anders sein wird… Aber wenn Sie sehen möchten, wie weit Sie gehen können, ist Carus International der richtige Partner für Sie. Sie werden nicht hinter einen Schreibtisch verbannt, obwohl wir Ihnen natürlich einen Arbeitsplatz einrichten werden. Sie werden nichts von Ihrer bisherigen Autonomie einbüßen…«
    » Ja!«, bringe ich schließlich heraus. » Ja! Bitte! Lina, vielen, vielen Dank!«
    » Toll!«, erwidert sie, und ich kann das Lächeln in ihrer Stimme hören. » Ich freue mich unheimlich, das zu hören! Können Sie gleich morgen um neun bei mir vorbeikommen, um die Details zu besprechen?«
    » Ja«, sage ich. » Auf jeden Fall. Ich werde da sein. Danke. Vielen Dank!«
    Ich lege auf und kehre halb benommen ins Wohnzimmer zurück. Dort erwartet mich eine Mauer aus angespanntem Schweigen. Ich weiß nicht, warum die Mädels immer noch hier sitzen– ich meine, schließlich sind es nicht ihre Eltern. Aber ich vermute, das ist die autoritäre Art meines Vaters, in einer Situation Kontrolle auszuüben.
    » Du kannst uns nicht einfach so stehen lassen, junge Dame«, sagt er nun.
    » Ich habe gerade vierzigtausend Dollar angeboten bekommen für die Hälfte des Unternehmens, das ich vor sechs Wochen gegründet habe«, sage ich leise.
    » Wie bitte? Sprich gefälligst lauter«, herrscht er mich an.
    » Ich habe gerade vierzigtausend Dollar angeboten bekommen für fünfzig Prozent des Unternehmens, das ich vor sechs Wochen gegründet habe«, wiederhole ich, und endlich klingt meine Stimme laut und selbstsicher. Ich bin innerlich völlig entspannt. Tatsächlich bin ich kein bisschen nervös oder beunruhigt, geschweige denn eingeschüchtert. Ich bin einfach ich. » Und man hat mir eine Festanstellung bei Carus International angeboten. Die wollen mich bei meiner Geschäftsexpansion finanziell unterstützen.«
    » Geil!«, ruft Julia, und die Mädels brechen in wilden Applaus aus.
    Meine Eltern verziehen keine Miene.
    » Hört zu, es tut mir wirklich leid, dass ich euer Vertrauen missbraucht und euch so oft enttäuscht habe«, sage ich, an sie gewandt. » Aber ich bin jetzt erwachsen. Ihr braucht euch um mich keine Sorgen mehr zu machen.«
    » Wir haben im Carlyle ein Zimmer für dich gebucht«, entgegnet mein Vater, aber er klingt nicht mehr so sicher. » Und morgen früh fliegst du mit uns nach Zürich.«
    » Nein«, sage ich so deutlich, wie ich kann. » Das werde ich nicht tun. Ich bleibe hier. Ich habe einen Job. Ich habe ein Leben. Hier ist mein Zuhause.«
    Mein Vater steht auf und sieht meine Mutter an, die wiederum mich ansieht. Sie ist völlig verdutzt.
    » Du kommst mit uns«, sagt sie eindringlich.
    » Nein, das mache ich nicht«, erwidere ich. » Wenn ihr mich nun bitte entschuldigt, ich habe etwas zu feiern.«
    Meine Mutter steht jetzt auch auf, und beide wenden sich, peinlich berührt, in Richtung Haustür. Ich folge ihnen– mehr aus dem Bedürfnis heraus, sicherzustellen, dass sie auch wirklich verschwinden, als aus
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