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Cyclop

Cyclop

Titel: Cyclop
Autoren: Clive Cussler
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nach hinten gebürstet und gescheitelt, so daß er fast die brave Biederkeit eines Bankiers aus Kansas ausstrahlte.
    In den Augen der Öffentlichkeit wirkte er weder charmant noch aufregend, aber er galt als rechtschaffen und zuverlässig. Obwohl er ein professioneller Politiker war, hielt er an der etwas naiven Betrachtungsweise fest, daß die Regierungsmitglieder ein riesiges Team waren, mit ihm als Trainer, der die Mannschaftsaufstellung überwachte und seine besten Leute ins Spiel schickte. Er umgab sich mit hochbegabten Männern und Frauen, die sich bemühten, die Arbeit, mit dem Kongreß so harmonisch wie möglich zu gestalten;, er wollte keine Bande von hartgesottenen Parteigängern, die um jeden Preis ihre persönliche Machtbasis vergrößern würden, in seiner Nähe haben.
    Der Präsident wachte erst wieder aus seiner Gedankenverlorenheit auf, als ihm der Chef der Sicherheitsmannschaft den Schlag öffnete und bestätigte, daß sie den Golfplatz gesichert und mit der üblichen Zahl von Agenten und Leibwächtern bestückt hatten. Der Platz gehörte zum Country Club des Kongresses, und seine Sicherheit wurde täglich überprüft, denn hier trafen sich die wichtigsten Männer des Landes zum Golfspiel. Der Präsident erinnerte sich wehmütig, daß er sein Spiel kaum verbessert hatte, seit er im ovalen Büro des Weißen Hauses saß.
    Vor dem Klubhaus erwartete sie bereits die vertraute Gestalt des Caddy Reggie Salazar, eines drahtigen, kleinen Burschen, dem man seine ungewöhnlich kräftigen Muskeln kaum ansah.
    Reggie stammte aus Mexiko, War noch schwarz über die Grenze gekommen, aber dann, 1985, wurde die Verfolgung der illegalen Einwanderer eingestellt. Irgendwie hatte er sich zum besten Caddy des Landes gemausert, was ihm schließlich diesen Job bei einem der prominentesten amerikanischen Golfklubs eintrug. Sein Geschick bei der Auswahl der Schläger war ebenso legendär wie seine volkstümliche Philosophie über Gewinn und Verlust und die Menschen im allgemeinen. Besonders letztere hatte es dem Präsidenten angetan. Seit sie sich bei einem Kongreß-Wettbewerb vor fünf Jahren zum ersten Mal begegnet waren, hatte sich zwischen den beiden fast so etwas wie eine Freundschaft entwickelt.
    Salazar kleidete sich noch immer wie ein Feldarbeiter -Jeans, Lederweste, GI-Stiefel und auf dem Kopf ein Rancher-Hut. Die Kleidung war sein Markenzeichen. »Saludos, Mr. Präsident«, begrüßte er das Staatsoberhaupt. »Wollen Sie heute laufen, oder sollen wir das Cart nehmen?«
    Der Präsident schüttelte Salazars ausgestreckte Hand. »Ein bißchen Übung für die Füße kann nicht schaden, gehen wir erst und nehmen das Cart später.«
    Die ersten Löcher bereiteten keine Schwierigkeiten, und sie kamen schnell voran. Wortlos nahm der Präsident von Salazar die Schläger entgegen. Nach einem besonders gelungenen Schlag blieb er stehen und brach sein Schweigen. »Na, Reggie, was rätst du mir, wie ich mit dem Capitol umspringen soll?«
    »Zu viele schwarze Ameisen«, erwiderte Salazar mit breitem Grinsen.
    »Zu viele Ameisen?«
    »All diese Burschen in den schwarzen Anzügen, die sich gegenseitig verrückt machen. Sie produzieren nur Papierberge. Also, wenn es nach mir ginge, ich würde ein Gesetz erlassen, daß sieh der Kongreß nur noch jedes zweite Jahr treffen kann. Da würde er nicht mehr so viel Arbeit machen.«
    Der Präsident lachte. »Ich kann mir gut vorstellen, daß diese Idee den Applaus von gut zweihundert Millionen Wählern finden würde.«
    Sie setzten das Spiel fort, während ihnen diskret zwei Sicherheitsbeamte auf einem Golf-Cart folgten. Ein Dutzend andere Agenten waren ringsum zwischen den Bäumen verteilt. Mit seinem heutigen Spiel zufrieden, entschloß sich der Präsident zu einer kleinen Pause. Er nahm ein Cart, um zurück zum Klubhaus zu fahren. »Ich brauche ein Bier, bevor wir weitermachen.
    Trinken Sie eins mit, Reggie?«
    »Nein danke, Sir. Ich reinige inzwischen die Schläger.«
    Der Präsident reichte ihm den Putter. »Alles klar, aber ich muß darauf bestehen, daß Sie mir nachher bei einem Drink Gesellschaft leisten, wenn das Spiel so gut weiterläuft.«
    Salazar strahlte wie ein Leuchtturm. »Es ist mir eine Ehre, Mr. Präsident.« Dann machte er sich mit seinem kleinen Wagen davon.
    Zwanzig Minuten später, nach einem Anruf vom Stabschef des Weißen Hauses und einer Flasche Goors, verließ der Präsident das Klubhaus wieder und fand Salazar auf dem Cart sitzend, den Hut tief in die Stirn
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