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Cyclop

Cyclop

Titel: Cyclop
Autoren: Clive Cussler
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Erwartungen war seine Regierungszeit mitnichten nur ein kurzes Intermezzo. Und außerdem sanken die einst so legeren und engen Beziehungen zwischen Kuba und den USA auf einen nie gekannten Gefrierpunkt. Er konnte nie mehr nach Kuba zurück, schon gar nicht, um einen drei Tonnen schweren unbezahlbaren Schatz zu heben.«
    »Aber ein Stück der Statue hat er doch mitgenommen?« fragte Jessie.
    »Hilda zufolge das Herz aus Rubinen. Das ließ er nach der Rückkehr zu Hause zerschneiden und setzte die Stücke über den Maklermarkt ab. Und damit hatte er genug finanzielle Mittel in der Hand, um sich, mit Hilda an seiner Seite, in der hohen Finanzwelt zu etablieren. Raymond LeBaron hatte es geschafft, er war ein gemachter Mann.«
    Es blieb lange still. Alle hingen ihren eigenen Gedanken nach und versuchten sich vorzustellen, wie das vor dreißig Jahren an eben dieser Stelle hier gewesen sein mochte, als ein verzweifelter LeBaron die Statue aus Gold über die Bordwand seines Bootes geworfen hatte.
    »La
Dorada«,
seufzte Sandecker endlich. »Aber ihr schieres Gewicht muß sie doch tief in den weichen Boden des Hafens hier gedrückt haben?«
    »Das scheint auch mir der springende Punkt zu sein«, stimmte ihm Giordino zu. »Es war LeBaron offenbar nicht klar, daß das spätere Wiederauffinden der Statue nur mittels einer großen Bergungsaktion möglich sein würde.«
    »Das ist genau der Punkt, der mich lange irritierte«, gab Pitt zu. »Er muß schließlich gewußt haben, daß, nachdem das Armeepionierkorps den bloßen Rumpf der
Maine
gehoben hatte, noch mehrere hundert Tonnen Trümmer und Schrott im Schlamm liegengeblieben waren, was das Wiederauffinden der Statue fast unmöglich machen mußte. Auch nicht der empfindlichste Metalldetektor kann aus diesem Wust eines Unterwasserschrottplatzes ein ganz bestimmtes Objekt herausfinden.«
    »Mit anderen Worten«, stellte Sandecker fest, »die Statue wird für alle Zeiten dort unten liegenbleiben. Es sei denn, irgendwann kommt jemand und wühlt den halben Hafen so lange um und um, bis er sie findet.«
    »Vielleicht nicht einmal«, murmelte Pitt versonnen. Er hatte da eine Art Vision. »Raymond LeBaron war ja kein Dummkopf. Und obendrein war er schließlich ein Profi in Meeresbergungen. Ich glaube, er wußte sehr genau, was er tat.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?« fragte Sandecker. »Darauf, daß er zwar die Statue über Bord geschafft hat. Aber ich möchte darauf wetten, daß er sie nicht einfach hinunterfallen ließ, sondern vielmehr langsam absenkte, so daß sie aufrecht stehend auf den Grund kam.«
    Giordino starrte auf die undurchdringliche Brühe des Hafenwassers hinab.
    »Das wäre eine Möglichkeit«, gab er zu. »Das wäre eine Möglichkeit. Wie groß ist die Figur?«
    »Mit dem Sockel etwa acht Fuß.«
    »Und sie hatte dreißig Jahre Zeit, sich mit ihren drei Tonnen Gewicht in den Grundschlamm zu senken«, gab Sandecker zu bedenken. »Möglicherweise schauen mittlerweile bestenfalls gerade noch ein paar Fuß von ihr aus dem Hafengrund heraus.«
    Pitt lächelte vage. »Wir werden es ganz genau wissen, sobald AI und ich unten waren und unsere systematische Suche beendet haben.«Wie auf Kommando schwiegen sie daraufhin alle und blickten über die Reling auf das ölige, mit einer Aschenschicht bedeckte, dunkle und geheimnisvolle Brackwasser Havannas. Irgendwo dort unten in der grünen Dunkelheit ruhte
La Dorada.
80
    Pitt stand in voller Taucherausrüstung an Bord und sah auf die Luftblasen, die aus der Tiefe an die Oberfläche kamen. Er schaute auf die Uhr und verglich die Zeit. Giordino war jetzt seit fünfzig Minuten unten, in vierzig Fuß Tiefe. Die Luftblasen bildeten nun allmählich einen Kreis. Giordino hatte noch Luft für einen vollen Kreis um den Abstiegspunkt herum, der von einer Boje in etwa dreißig Fuß Entfernung vom Schiff markiert war.
    Die kleine kubanische Besatzung, die Sandecker angeheuert hatte, war sehr still. Pitt sah sie zusammen mit dem Admiral in einer Linie an der Reling stehen; sie starrten alle wie hypnotisiert auf die glitzernden Luftblasen.
    Er wandte sich Jessie zu, die auf der anderen Seite neben ihm stand. Seit fünf Minuten hatte sie weder ein Wort gesagt noch die kleinste Bewegung gemacht. Sie war voll angespanntester Konzentration. In ihren Augen glitzerte die innere Erregung. Die Vorahnung, möglicherweise eine Legende zu Gesicht zu bekommen, versteinerte sie. Jetzt plötzlich kam Leben in sie.
    »Da!« rief sie.
    Inmitten einer Wolke von
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