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Cyclop

Cyclop

Titel: Cyclop
Autoren: Clive Cussler
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Schiffswrack gesenkt?«
    »Die Stelle eines alten Schiffswracks«, korrigierte Pitt. »Das Wrack der
Maine
selbst ist längst gehoben worden. Daswar 1912. Man hat es anschließend auf die offene See hinausgeschleppt und dort mit wehender Flagge endgültig versinken lassen.«
    »Aber warum sollte Raymond absichtlich diesen Schatz ins Wasser werfen?«
    »Das reicht weit zurück bis in die Zeiten, da er und sein Partner Hans Kronberg sich mit maritimen Bergungen befaßten und die
Cyclop
entdeckten. Dabei fanden und bargen sie dann auch
La Dorada
. Es muß ein ungeheurer Triumph für die beiden Freunde gewesen sein, als sie die Suche, gegen alle Wahrscheinlichkeit, erfolgreich beendet hatten. Sie hatten dem habgierigen Meer schließlich den gesuchtesten Schatz der Welt abgerungen. Und eigentlich hätte dies das Happy-End der Geschichte sein können. Aber es kam anders. Denn dann verliebte sich Raymond LeBaron in Kronbergs Frau.«
    Jessies Gesicht spannte sich. Sie verstand. »Hilda.«
    »Ja, Hilda. Er hatte nun zwei Motive, seinen Freund Hans loszuwerden. Den Schatz und die Frau. Irgendwie muß er Hans Kronberg dazu überredet haben, noch einmal zu tauchen, nachdem der Schatz bereits gehoben war. Und dabei schnitt er ihm den Luftschlauch durch und überließ seinen Freund einem fürchterlichen Erstickungstod. Eine entsetzliche Vorstellung: sich in einem stählernen Sarg wie dem Rumpf der
Cyclop
zu befinden und dort den Todeskampf zu kämpfen.«
    Jessie sah ihn nicht an. »Ich bringe es nicht fertig, dir das zu glauben.«
    »Aber du hast den toten Kronberg mit deinen eigenen Augen gesehen, Jessie! Hilda war der wirkliche Schlüssel zu allem. Sie hat auch die Tatsachen in groben Umrissen so geschildert.
    Ich brauchte nur noch einige Details herauszufinden.«
    »Raymond könnte niemals einen Mord begehen.«
    »Doch, das konnte er durchaus. Und er hat ihn auch begangen. Nachdem Hans Kronberg beseitigt war, tat er den nächsten Schritt. Er floh vor dem Finanzamt – und wer mag ihm das verdenken, wenn man sich vor Augen hält, daß die Steuersätze damals, Mitte der fünfziger Jahre, bei Einkommen von über 150 000 Dollar mehr als achtzig Prozent betrugen! – und entzog sich auch einem zeitraubenden Prozeß, den Brasilien gegen ihn angestrengt hatte, weil es, zu Recht, die Statue als gestohlenes nationales Eigentum reklamierte. Statt dessen machte er sich auf und davon und nahm Kurs auf Kuba. Ein cleverer Bursche, dein Mann.
    Das Problem, das er anschließend zu lösen hatte, war, wie er das Ding verschwinden lassen konnte. Wer konnte es sich schon leisten, auch nur einen Bruchteil von zwanzig oder fünfzig Millionen Dollar für einen Kunstgegenstand zu bezahlen? Zudem mußte er fürchten, daß der damalige kubanische Diktator Batista, ein bekanntermaßen habgieriger Mann und ein Gauner erster Güte, die Statue beschlagnahmen würde, sobald er Wind davon bekäme. Außerdem waren da immer noch die Mafia-Bosse, die er nach dem Zweiten Weltkrieg mit freundlicher Einladung ins Land geholt hatte. Und deshalb beschloß Raymond, die Statue zu zersägen und stückweise zu verkaufen.
    Sein Pech war, daß er es mit der Zeit sehr schlecht getroffen hatte. Am selben Tag, an dem er mit seiner Beute in den Hafen von Havanna segelte, eroberten Castro und seine Bergrebellen die Stadt und verjagten den korrupten Batista und dessen Regierung. Castros Revolutionsregierung schloß alsbald alle See- und Flughäfen, damit keine Maus, vor allem aber nicht Batista und seine Spießgesellen mit ihren Reichtümern außer Landes konnten.«
    »Sie meinen, LeBaron blieb nichts?« fragte Sandecker. »Er verlor alles?«
    »Nicht ganz. Es war ihm klar, daß er erst einmal in der Falle saß und daß es nicht lange dauern konnte, bis die Revolutionsregierung auch sein Boot durchsuchen ließ. Wobei sie dann selbstverständlich
La Dorada
finden würden. Seine einzige Chance war, zusammenzupacken, was er tragen konnte, und zu versuchen, das nächste Flugzeug in die Staaten zu kriegen. Es muß ihm im Schutz der Nacht gelungen sein, mit seinem Boot in den Hafen einzufahren und die Statue dort über Bord zu werfen. Und dafür suchte er sich als markanten Punkt eben die Stelle aus, an der vor siebzig Jahren das Schlachtschiff
Maine
untergegangen war.
    Selbstverständlich hat er wohl im Sinn gehabt, später, sobald sich die Verhältnisse wieder stabilisiert hätten, zurückzukommen und seinen Schatz erneut zu bergen. Leider spielte Castro nicht mit. Entgegen vielen
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