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Cyclop

Cyclop

Titel: Cyclop
Autoren: Clive Cussler
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konnte, war Castro schon vorgetreten, nahm seine Hand und zog ihn mit überraschender Kraft auf die Beine. In seinen durchdringenden Augen mischte sich Braun mit stechendem, opalisierendem Grün. Er trug eine gebügelte und gestärkte olivgrüne Arbeitsuniform mit den Emblemen eines Oberkommandierenden. Der Kontrast zu den zerrissenen und schmutzigen Kleidern Pitts war groß.
    »Also, das ist der Mann, der meine Sicherheitspolizei zum Narren gehalten und die Stadt gerettet hat!« sagte Castro auf spanisch.
    Jessie übersetzte. Pitt machte eine abwehrende Geste. »Ich bin lediglich einer der Glücklichen, die das Inferno überlebt haben. Mindestens zwei Dutzend andere, die genau wie ich nur die Tragödie verhindern wollten, sind dabei umgekommen.«
    »Wie auch immer, wenn die Schiffe im Hafen explodiert wären, dann wäre Havanna jetzt dem Erdboden gleich und ebenso mein Grab wie das einer halben Million Menschen. Kuba ist Ihnen dankbar und möchte Sie zum Helden der Revolution ernennen.«
    »Und damit ist mein Ruf bei mir zu Hause beim Teufel«, murmelte Pitt.
    Jessie warf ihm einen mißbilligenden Blick zu und übersetzte nicht.
    »Was meint er?« fragte Castro.
    Jessie räusperte sich und stammelte etwas. »Er – es ist ihm eine Ehre, sagt er.«
    Castro bat Pitt, ihm eine Schilderung der Kaperung der Schiffe zu geben: »Erzählen Sie mir bitte alle Einzelheiten, So, wie Sie es gesehen und erlebt haben. Alles, von Anfang an.
    »Meinen Sie, von dem Zeitpunkt an, als wir die Schweizer Botschaft verließen?« fragte Pitt, und seine Augen wurden eng.
    »Wie Sie wollen«, sagte Castro, der diesen Blick verstand.Castro unterbrach Pitts Bericht über den Kampf auf den Docks und die Mühen, die
Amy Bigalow
und die
Ozero Zaysan
aus dem Hafen hinauszufahren, mit einer Flut von Fragen. Seine Wißbegier war unersättlich. So zog sich der Bericht fast so lange hin wie die tatsächlichen Ereignisse.
    Pitt erzählte so nüchtern und sachlich, wie er es nur vermochte. Es war ihm ohnehin klar, daß es unmöglich war, die richtigen Worte für den Mut all der Männer zu finden, die ihr Leben für ein anderes Land riskiert und geopfert hatten. Er schilderte Clarks bewundernswertes Unternehmen, eine enorme Übermacht aufzuhalten, und wie Manny und Joe in der Dunkelheit tief unter Deck gearbeitet hatten, um die Schiffsmaschinen in Gang zu bekommen, immer mit dem Wissen, daß sie jeden Moment in die Luft fliegen konnten. Er sprach davon, wie Jack und seine Mannschaft auf dem Schlepper geblieben waren, um die Schiffe noch möglichst weit in die offene See hinauszuschleppen. Er wünschte, sie könnten alle noch hiersein, um jeder seine eigene Geschichte zu erzählen, und er fragte sich, wie ihre eigenen Schilderungen wohl ausgefallen wären. Er mußte in Gedanken an Mannys herzhafte Ausdrucksweise sogar lächeln.
    Schließlich erzählte er noch, wie ihn die Flutwelle erfaßt und bis in die Stadt gespült hatte und wie er wieder zu Bewußtsein gekommen war: kopfunter an einem Juwelierladenschild hängend. Als er sich aus dieser seltsamen Lage befreit hatte, hörte er das Weinen eines kleinen Mädchens. Er zog es samt ihrem Bruder aus den Trümmern eines eingestürzten Wohnhauses. Und dann schien er immer mehr Kinder wie ein Magnet anzuziehen. Und von Rettungsmannschaften wurden ihm noch weitere mitgegeben – da er nun schon einmal eine ganze Gruppe Kinder bei sich hatte. Gegen Morgen wies ihm ein Polizist den Weg zum provisorischen Kinderlazarett, wo es der Zufall so wollte, daß ihn dort seine Freunde schon erwarteten.
    Castro verbarg seine Bewegung nicht. Er umarmte Pitt formell. »Ich danke Ihnen«, sagte er.
    Er umarmte auch Jessie und schüttelte Hagen die Hand. »Kuba dankt Ihnen allen. Was Sie getan haben, wird nicht vergessen werden.«
    Pitt zögerte. »Dürfte ich Sie vielleicht um etwas bitten?«
    »Selbstverständlich«, sagte Castro.
    »Da ist dieser Taxifahrer namens Herberte Figueroa. Falls ich in den Staaten einen überholten 57er Chevrolet für ihn auftreiben kann, wäre es Ihnen möglich, dafür zu sorgen, daß er ihn einführen kann und bekommt? Herberte und ich wären beide sehr dankbar dafür.«
    »Aber natürlich. Ich kümmere mich persönlich darum, daß er Ihr Geschenk erhält.«
    »Und dann möchte ich um noch etwas bitten.«
    »Na, übertreiben Sie mal nicht«, flüsterte Sandecker. »Ja?« fragte Castro höflich.
    »Wäre es möglich, mir leihweise ein Schiff mit einem Kran zur Verfügung zu stellen?«
79
    Die
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