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Cyclop

Cyclop

Titel: Cyclop
Autoren: Clive Cussler
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Luftblasen stieg eine dunkle Gestalt aus der Tiefe empor. Dann durchbrach Giordinos Kopf die Wasseroberfläche nahe der Boje. Er drehte sich auf den Rücken und paddelte mit seinen Flossen mühelos zum Schiff bis zur Leiter an der Reling. Er reichte seinen Gürtel mit den Ballastgewichten hinauf und dann auch noch die beiden Sauerstoff-Flaschen von seinem Rücken, bevor er selbst aus dem Wasser stieg. Als er an Deck war, zog er die Gesichtsmaske ab.
    »Wie ging es?« fragte Pitt.
    »Bestens«, keuchte Giordino. »Die Lage ist folgende. Ich zog achtmal eine Kreisbahn um die Verankerung der Boje. Die Sicht dort unten ist geringer als drei Fuß. Wir könnten ein wenig Glück haben. Der Grund hier ist eine Mischung aus Sand und Schlamm, also nicht eigentlich ganz weich. Die Statue dürfte noch nicht völlig versunken sein.«
    »Die Strömung?«
    »Etwa ein Knoten. Damit kann man leben.«
    »Irgendwelche Hindernisse?«
    »Ein paar Trümmer und verrostete Metallschienen ragen aus dem Grund heraus. Vorsicht also, daß die Führungsleine sich nicht daran zerscheuert.«
    Sandecker kam herbei und überprüfte Pitts Geräte noch einmal. Pitt nahm das Mundstück des Atemgeräts zwischen die Zähne.
    Jessie drückte ihm leicht den Arm durch den Gummianzug.
    »Viel Glück«, flüsterte sie.
    Er kniff hinter der Gesichtsmaske ein Auge zu und machte dann einen langen Schritt nach vorne. Das Wasser spritzte auf, als er eintauchte. Er schwamm bis zur Boje und hangelte sich dann an der Bojenleine nach unten. Das Gelb des Nylonseils war in der trüben Brühe schon nach wenigen Fuß nicht mehr zu sehen.
    Pitt ließ sich Zeit für den Abstieg. Einmal hielt er an, um den Ohrendruck auszugleichen.
    Nach einer knappen Minute kam ihm unvermittelt der Hafengrund entgegen. Er hielt noch einmal an, um die Druckausgleichsweste und seine Zeit zu kontrollieren, den Kompaß und den Luftschlauch. Dann faßte er die Führungsleine, die Giordino mit einem Clip an der Abstiegs- und Bojenleine befestigt hatte, und begann deren Radius auszuschwimmen.
    Nach etwa vierundzwanzig Fuß fühlte er mit der Hand einen Knoten in der Führungsleine.
    Giordino hatte ihn geschlungen, um anzuzeigen, wie weit er beim letzten Mal hinausgeschwommen war, um dann wieder die Kreisbahn um die Bojenleine zu ziehen. Kurz danach kam ein orangefarbener Stock als Giordinos Markierung für ihn, wo er seine Suchkreise beginnen sollte. Von diesem Punkt aus begab er sich weitere sechs Fuß nach außen, und von dort aus kontrollierte er nach links und rechts die jeweils drei Fuß Sichtweite.
    Das Wasser war abscheulich, völlig leblos und roch penetrant nach Chemikalien. Er kam an Kolonien abgestorbener Seeorganismen vorbei. Die Explosion des Öltankers hatte sie zerfetzt, und die Überreste rollten mit der Dünung am Grund hin und her wie Blätter in einer sanften Brise. Oben auf dem Schiff hatte er in seinem Taucheranzug in der Sonne stark geschwitzt.
    Aber auch hier unten in vierzig Fuß Tiefe schwitzte er weiter. Von oben waren die Schraubengeräusche der im Hafen hin und her fahrenden Rettungs- und Einsatzboote deutlich zu hören, und die Dichte des Schmutzwassers verstärkte den Lärm ihrer Auspuffrohre und ihrer Motorpropeller noch.
    Meter um Meter suchte er den Grund ab, bis er den ersten Kreis vollendet hatte. Er zog den Markierungsstab heraus und begann einen anderen Suchkreis in der Gegenrichtung.
    Taucher verspüren in einer Unterwasserwüste mit sehr geringer Sichtweite oft ein großes Gefühl von Einsamkeit. Die wirkliche Welt oben, kaum fünfzig Fuß über ihrem Kopf mit all ihren Menschen, hört für sie dann zu existieren auf. Eine sorglose Gleichgültigkeit überkommt sie und eine völlige Indifferenz gegenüber dem Unbekannten. Ihre Sinneswahrnehmungen werden gestört, sie beginnen zu phantasieren.
    Aber Pitt hatte keinerlei Empfindungen oder Gefühle dieser Art, ihn beflügelte allenfalls ein Hauch von Phantasie. Er war von nichts anderem beseelt als dem Wunsch, die Statue zu finden, diese schimmernde Figur. So sehr, daß er fast die vage Form übersah, die rechts von ihm aus dem trüben Nebel auftauchte.
    Dann jedoch schwamm er mit raschem Paddeln seiner Flossen zu der Stelle. Es war etwas Rundes, nicht genau Definierbares, teilweise in den Grund Eingesunkenes. Es ragte etwa zwei Fuß aus dem Grund und war schlammüberzogen und voller Tang, der in der Wasserströmung leicht wehte.
    Hunderte von Malen hatte Pitt sich zuvor schon gefragt, was er wohl empfinden, wie
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