Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cut

Cut

Titel: Cut
Autoren: Amanda Kyle Williams
Vom Netzwerk:
befanden. Natürlich alles nur im Interesse der Sicherheit. Schließlich war sie eine Frau, die häufig noch lange arbeitete, während andere bereits nach Hause zu ihren Familien gegangen waren. In den letzten Jahren hatte sie die Wachleute unauffällig ausgehorcht, und die hatten ihre Sorgen ernst genommen und ihr gerne jede Frage beantwortet, damit sie sich sicherer fühlte. Immerhin war Margaret Haze eine der berühmtesten Strafverteidigerinnen der Stadt und zudem großzügig mit Trinkgeld. LetztesJahr zu Weihnachten hatte sie jedem Wachmann und jeder Reinigungskraft einen Umschlag gegeben.
    Margaret hatte offenbar nur eine Pause gemacht und sich kurz einen Drink gegönnt, nun begrüßte sie bei ihrer Rückkehr die Wachleute in der Eingangshalle. Sie wollte, dass man sich heute Abend an sie erinnerte. Um Punkt acht Uhr zweiundfünfzig meldete sie sich wieder an und fuhr dann mit dem Fahrstuhl in ihr Büro im dreiundfünfzigsten Stock.
    Während in den unteren Etagen, in denen Hunderte junger Anwälte und Gerichtsassistenten arbeiteten, an diesem Werktag auch abends noch Betrieb herrschte, hatte sie das gesamte Stockwerk für sich. In ungefähr einer Stunde, wusste sie, würden die Leute vom Reinigungsteam eintreffen. Sie benutzten die Lieferanteneinfahrt und parkten im Kellergeschoss. Für das gesamte Team musste sich nur eine Person anmelden, dann verteilten sich alle im Gebäude, wobei sie die Lastenaufzüge nahmen, die weit entfernt von den Personenaufzügen lagen. Auch für diese Abläufe, die Uniformen und Geräte hatte Margaret großes Interesse gezeigt.
    Die Lage der Lastenaufzüge hatte es ihr schon häufig ermöglicht, im blauen Overall des Reinigungspersonals, mit flachen Schuhen, ungeschminkt und mit Kopftuch aus dem Gebäude zu schleichen. Viele Putzfrauen tragen ein solches Kopftuch, damit ihnen bei der Arbeit das Haar nicht ins Gesicht fällt. Während Margaret offiziell beim Wachpersonal angemeldet war, hatte sie das Gebäude über die Lieferanteneinfahrt verlassen. Später, wenn sie erledigt hatte, was sie in die Stadt getrieben hatte, konnte sie problemlos zurückkehren, wieder ihre teure Kleidung anlegen und durch den Hauptausgang nach Hause gehen. So hatte sie es bereits viele Male getan.
    Vor zwei Nächten war sie direkt an Detective Velazquezvorbeigegangen, ohne dass er Verdacht geschöpft hatte. Für ihn war sie nur eine vom Reinigungspersonal gewesen.
Idiot
.
     
    A ls mein Telefon klingelte, sah ich Balakis Nummer auf dem Display. Ich musste an Rauser denken. Ich vermisste seine Anrufe. Ich hatte ihm nie erzählt, dass ich Aerosmiths
Dude
für ihn ausgesucht hatte oder dass ich deshalb jedes Mal lachen musste, wenn er anrief.
    «Gehen Sie nach Hause und ruhen Sie sich ein bisschen aus, Keye. Williams und ich kommen allein klar. Und Bevins ist im Krankenhaus beim Lieutenant, wir haben also alles im Griff.»
    Ich sah auf die Uhr am Armaturenbrett. Halb elf. «Andy, ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen allen jemals danken soll.»
    «Hören Sie zu, Mädel», meinte Andy Balaki in seinem schleppenden Südstaatentonfall. «Er ist auch einer von uns.»
    Ich widersprach ihm nicht. Ich wollte nach Hause und brauchte wirklich etwas Ruhe. Ich war seit dem frühen Morgen nicht mehr in meiner Wohnung gewesen, und da hatte ich nur schnell etwas gegessen, den Briefkasten geleert, geduscht und mich umgezogen. Diane war mittags vorbeigefahren, um sich um White Trash zu kümmern und mir mein Gewissen zu erleichtern.
    Es herrschte kaum noch Verkehr. Die geschmückte und erleuchtete Innenstadt erinnerte mich wieder daran, dass Weihnachten vor der Tür stand. Als ich zu Hause war, schaltete ich im Schlafzimmer die Heizung an, machte das Licht aus und legte mich mit White Trash ins Bett. Im Nu war ich eingeschlafen. Das war normal. Das Problem war meistens, auch durchzuschlafen.
    Irgendwann wurde White Trash unruhig. Mit einem seltsamen,tiefen Miauen huschte sie über meinen Kopf, sprang vom Bett und stupste mich an, bis ich aufwachte.
    Als ich die Augen aufmachte, sah ich für einen kurzen Moment ein Funkeln. Das Licht der Straßenlaternen, das durch meine rissigen Vorhänge fiel, hatte etwas erfasst, und als mir klarwurde, was es war, als ich kapierte, dass das Licht von einem Messer reflektiert worden war und dass Margaret Haze über mir stehen musste, versetzte sie mir auch schon einen heftigen Schlag mit einem schweren Gegenstand. Mir wurde schwarz vor Augen. Der Schmerz strahlte in den ganzen Körper aus.
O
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher