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CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

Titel: CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)
Autoren: Martyn Bedford
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du’s ja online gesehen?) Jedenfalls habe ich geantwortet, dass es mir gar nicht vorkommt, als ob mir etwas
fehlt
. Sondern eher, als hätte ich etwas
dazu
bekommen. Das Leben, in das ich zurückgekehrt bin, kommt mir viel größer vor alsdas vorher. Viel toller und schöner und überhaupt besser.
Sogar in den ersten paar Wochen, als ich noch in die Hose gepinkelt habe, als ich noch Hilfe beim Waschen, beim Anziehen und Ausziehen brauchte.
Sogar dann, wenn ich wie ein alter Mann vor dem Fernseher einschlafe.
Sogar dann, wenn ich wie ein Anfänger Klarinette spiele oder nicht mehr weiß, wie sich ein Läufer übers Schachbrett bewegt. Sogar dann, wenn mir ein kurzer Spaziergang bis zum Ende der Straße wie eine Mordsleistung vorkommt.
Es kommt mir vor, als würde jetzt alles irgendwie zusammenpassen, das Gute wie das Schlechte. Als sei beides im Grunde gar nicht so verschieden.
Was ich damit sagen will   … tja, was will ich eigentlich damit sagen?
Wahrscheinlich: Ich bin nicht tot. Genau: Ich
könnte
tot sein   … aber ich bin nicht tot. Ich
könnte
ein anderes Leben führen   … aber ich führe kein anderes Leben. Früher habe ich das alles nie so gesehen   – jetzt schon. Deshalb kommt es mir so vor, als hätte ich viel mehr gewonnen als ein paar »verlorene« Monate.
 
Inzwischen haben die Zeitungen das Interesse an mir verloren. Die anderen Medien auch.
Aus:
Tragisches Schicksal des Koma-Jungen
wurde
Er ist wach!
, dann hieß es
Der tapfere Alex erobert sich sein Leben zurück
und jetzt ist das alles Schneevon gestern. Garantiert kommen die Reporter wieder an, wenn sie erfahren, dass ich Mum und Dad überredet habe, auf die Polizei einzuwirken, damit keine Anklage gegen Flip erhoben wird.
 
Ich habe ihnen geschrieben. Den Garamonds. Ich habe ihnen geschrieben, dass ich wahrscheinlich immer noch im Krankenhaus liegen würde, wenn Philip nicht eingegriffen hätte, und dass sie nicht zu streng mit ihm sein sollten. Er wollte mich nicht UMBRINGEN, habe ich geschrieben, er wollte mich nur aus dem Koma aufwecken.
Natürlich konnten sie damit nichts anfangen. Woher soll ich schließlich wissen, was ihr Sohn wollte oder nicht wollte, wenn ich die ganze Zeit bewusstlos war? Seine Mutter hat mir trotzdem geantwortet. Sie hat mich einen »außergewöhnlichen jungen Mann« genannt und geschrieben, meine »Großherzigkeit« ihrem Sohn gegenüber sei bemerkenswert, erst recht unter diesen Umständen.
Großherzigkeit. Ich musste grinsen.
Eigentlich hatte ich gehofft, dass sie mir irgendwas über Philip erzählt. Wie es ihm geht. Wie es für ihn ist, wieder sein eigenes Leben zu führen, in seinem eigenen Körper. Wiedervereint mit seiner Familie. Ich weiß, wie es bei mir ist, aber für Flip ist es bestimmt total anders   … seine Eltern haben ihn bestimmt nicht wie einen aus der Schlacht zurückgekehrten Helden empfangen.
Aber Mrs G. hat nur erwähnt, dass Philip »Fortschritte macht« und dass sie es weder für hilfreich noch für angemessen hält, ihm meinen Brief zu zeigen oder zu erlauben, dass Philip und ich irgendwie Kontakt aufnehmen. Es täte ihr sehr leid und sie hoffen auf mein Verständnis.
»Ehrlich gesagt, Alex, finde ich, dass Philip die Chance bekommen sollte, dich zu vergessen.«
Mein Brief an ihn wurde ungeöffnet zurückgeschickt. Meine Mail kam mit dem Vermerk »unbekannte Adresse« zurück. Seine Eltern haben also seinen Account gelöscht. Wahrscheinlich hat er momentan keinen Internetzugang, vielleicht haben sie ihm den Computer sogar ganz weggenommen.
Bestimmt macht er inzwischen eine Therapie. Das Team Garamond läuft garantiert wieder auf Hochtouren. Oder auch nicht. Vielleicht hat ihnen dieser letzte Vorfall den Rest gegeben. Den Eltern. Teri. Wie die Stimmung dort jetzt wohl ist?
Ich denke nicht gerne an das Durcheinander, das ich in Flips Familie angerichtet habe.
Aber ich wüsste wahnsinnig gern, ob Flip sich überhaupt an irgendetwas erinnert. An die Albträume, an den Ohnmachtsanfall in der Schule und überhaupt   … Ob er irgendeine BEWUSSTE Erinnerung an das hat, was passiert ist? Ob ihm irgendwelche kleinen Erinnerungsblitze kommen, wie Bruchstücke einer Melodie, die einem nicht mehr richtig einfallen will?
Die Polizei sagt, er leugnet alles. Behauptet, nie von mir gehört zu haben, er sei noch nie nach London gefahren und habe keine Ahnung, wie er in mein Krankenhauszimmer gekommen sei und was er mit dem Kissen wollte.
Ist ja irgendwie kein Wunder, dass er das behauptet, oder?
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