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CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

Titel: CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)
Autoren: Martyn Bedford
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Ich
.
« Er zeigte auf die Tür. »Deins ist ganz in der Nähe, Alex, dreißig oder vierzig Schrittevon hier, das hat dich die ganze Zeit umgetrieben. Du hockst in Litchbury und dein Körper liegt hier im Krankenhaus   – na klar kommst du früher oder später her.«
    »Warum?«
    »Warum was?«
    »Warum willst du mich davon abhalten? Warum kannst du mich nicht einfach Abschied nehmen lassen?«
    Rob zog die Stirn kraus, hob die Vase hoch und schwenkte sie hin und her. »Kein Wasser drin.«
    »Das sind Plastikblumen.«
    »Glaubst du?« Rob befühlte die Blütenblätter mit Daumen und Zeigefinger. »Sehen richtig echt aus.«
    »Bitte, Rob. Lass   … lass mich doch einfach.«
    Rob stellte die Vase wieder hin und rieb sich die Hände, als wären die Blumen echt und ein bisschen klebrig. »Ich bin nicht hier, weil ich dich daran hindern will, Alex.«
    »Warum dann?«
    »Ich habe alles Mögliche versucht. Letzte Nacht, heute Morgen, eigentlich seit unserer ersten Begegnung. Ich wollte dich davon abbringen, dass du dich an Alex Gray klammerst. Aber«, er hob resigniert beide Hände, »du lässt dich nicht davon abbringen. So einfach ist das.« Er lächelte. »Wenn ich dich jetzt daran hindere, wartest du eine Zeit lang ab, dann kommst du wieder her.«
    »Ja, klar.«
    »Du erinnerst mich an mich selber. Als Chris, meine ich.«
    Alex widersprach nicht.
    »Ich habe nichts gegen dich, Alex. Und ich habe kein Recht, mich dir in den Weg zu stellen.«
    »Also?«
    »Also   … wenn ich dich schon nicht aufhalten kann, muss ich dir wenigstens helfen. Denn eins kann ich dir flüstern: Das Personal lässt dich auf gar keinen Fall zu Alex ins Zimmer, ganz egal, was du dir für eine Geschichte zurechtgebastelt hast.«
    Meinte Rob es mit seinem Hilfsangebot ernst? Durfte er ihm glauben? Rob war rücksichtslos und unberechenbar, ihm war alles zuzutrauen. Egal. Jetzt, wo er seinem Ziel so nahe war, blieb Alex sowieso nichts anderes übrig, als mitzuspielen.
    Rob erläuterte ihm seinen Plan in knappen Worten.
     
    Bevor sie das Wartezimmer verließen, verblüffte Rob Alex damit, dass er ihn umarmte   – fest und innig, als müssten sie sich für immer trennen.
    »Was denn?«, fragte Alex und lächelte verwirrt, als Rob ihn wieder losließ.
    »Hoffentlich schaffst du, was du dir vorgenommen hast, Alex. Ich wünsch es dir ganz ehrlich.«
    Alex’ Magen schlug einen Purzelbaum. »Was meinst du damit?«
    »Ach komm, wir wissen doch beide, dass du nicht zu Alex Gray ins Zimmer gehst, weil du dich von dir selbst verabschieden willst. Du führst etwas ganz anderes im Schilde. Und wenn ich mit meiner Vermutung richtigliege,dann bist du ein echt verrückter, ausgeflippter Hund   … Ich hoffe bloß, dass du dir die Sache gut überlegt hast.«
     
    Hatte Alex sich die Sache gut überlegt?
    Die Idee war ihm auf dem Felsen gekommen   – als er nicht in den Abgrund gesprungen war. Danach hatte er sich noch auf einen Stein gesetzt, sich wieder beruhigt und nachgedacht. Der Drang zu springen   … und die Entscheidung, es nicht zu tun. Alex begriff, dass er nicht nur von dem Abgrund zurückgewichen war, sondern sich auch einen Schritt von sich selbst entfernt hatte. Zumindest von dem, wozu er fähig war, wenn es zum Äußersten kam.
    Er hätte Flip umbringen können. Hatte er aber nicht.
    Der schreckliche Augenblick am Rand des tödlichen Abgrunds hatte ihm noch etwas anderes offenbart: den Tod, mit all seinen Konsequenzen. Flips Tod. Auch seinen eigenen, denn als er dort stand   – seine Seele und sein Geist in Flips Körper   –, waren Mord und Selbstmord kaum noch zu trennen gewesen. Aber der Tod war der Schlüssel zu allem. Der Tod oder sein unmittelbar bevorstehendes Eintreffen. Alex’ Seele hatte sich in Todesangst aufgebäumt, hatte wie ein Pferd in einem brennenden Stall wild um sich getreten, getrieben von dem Instinkt, Rauch und Flammen zu entkommen. Hätte Alex sich in die Tiefe fallen lassen, wäre seine Seele, da war er ganz sicher, vor dem Aufprall aus Flips Körper herausgeschossen.
    Und wenn seine Seele aus lauter Furcht vor dem unmittelbar bevorstehenden Tod einen Körper verlassen konnte, dann musste das mit Flips Seele genauso klappen.
    Oder nicht?
    Schließlich war Flips Seele schon einmal kurz zurückgewechselt, und das aus einem Körper im Wachkoma, der zwischen Leben und Tod schwebte. Der Trick bestand demnach darin, das Gleichgewicht zu zerstören und in Richtung Tod zu verlagern. Und zwar nachdrücklich. Weit genug,
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