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Cotton Reloaded - 03: Unsichtbare Schatten

Cotton Reloaded - 03: Unsichtbare Schatten

Titel: Cotton Reloaded - 03: Unsichtbare Schatten
Autoren: Jan Gardemann
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beeilen, da der Mann ihm den Außenbordmotor nicht schnell genug anwarf.
*
    Das Hauptquartier des G-Teams war in einem einstöckigen, unscheinbaren Gebäude in der Nähe der Federal Plaza untergebracht. Von außen machte der unscheinbare Flachbau den Eindruck, Sitz einer Softwarefirma zu sein. Darauf ließ zumindest die Beschilderung am Eingang schließen.
    »Cyberedge« lautete der Name der angeblichen Softwareentwicklungsfirma. Die Türen öffneten sich üblicherweise nur, wenn ein Ausweis des G-Teams in den Schlitz des elektronischen Schlosses gesteckt wurde. Außenstehende Besucher wären ohnehin enttäuscht gewesen, denn im Erdgeschoss hätte sie ein schlichter Empfangsbereich erwartet, wie es ihn in fast jedem Firmengebäude gab.
    Die beiden Beamten hinter dem Empfangstresen würden allerdings jeden, der nicht befugt war, das Gebäude zu betreten, mit höflicher Bestimmtheit vor die Tür setzen und auch nicht davor zurückschrecken, notfalls von der Schusswaffe Gebrauch zu machen.
    Das eigentliche Herz des HQ befand sich im Kellergeschoss des Gebäudes. Cotton und Decker, die den Dienstwagen in der Tiefgarage abgestellt hatten, erreichten das fensterlose Großraumbüro über einen speziell gesicherten Verbindungsgang.
    Im Saal mit den Arbeitsstationen der Mitarbeiter des G-Teams herrschte schummriges Halbdunkel, das von den zahlreichen Schreibtischlampen und Flachbildschirmen, mit denen die Schreibtische ausgestattet waren, geisterhaft erhellt wurde. Die Stirnwand des Saales wurde von mehreren großflächigen Screens eingenommen, auf denen zurzeit verschiedene Straßenansichten von New York zu sehen waren, aber auch Bilder aus Großstädten in anderen US-Staaten. Es herrschte eine angespannte Atmosphäre, die von dem Klicken der eifrig bedienten Tastaturen und den Satzfetzen von Telefongesprächen durchwoben wurde.
    Der IT-Spezialist des G-Teams, Zeerookah, winkte Decker und Cotton grüßend von seiner Arbeitsstation aus zu. Dem gutmütig wirkenden, fülligen Mann mit dem dunklen, dichten Haar war nicht anzusehen, dass er einst zu den berüchtigtsten Hackern der Welt gehört hatte.
    Sarah Hunter, die Forensikerin des G-Teams, kreuzte den Weg Deckers und Cottons. Ein I-Pad vor die Brust gedrückt, lächelte sie kaum merklich, wobei die Lippen in ihrem schmalen Gesicht wie immer sehr sinnlich auf Cotton wirkten. Hunters helle Augen leuchteten tiefgründig.
    Während Cotton der schlanken Spurenspezialistin hinterherschaute, war Deckers Blick auf John D. Highs Büro gerichtet. Die Lamellen der Jalousien, die vor der Glasfront hingen, waren geöffnet, sodass die beiden Gestalten, die am Konferenztisch saßen und sich unterhielten, schemenhaft zu erkennen waren.
    »Kommen Sie herein«, drang Mr Highs Stimme durch die geschlossene Glastür, nachdem Decker angeklopft hatte.
    Während die beiden Agents das Büro betraten, erhoben sich Mr High und sein weiblicher Gast.
    Der Chef des G-Teams war eine eindrucksvolle Erscheinung: fast zwei Meter groß und schlank, beinahe asketisch. Seine dunkle Haut hatte einen samtigen Schimmer, der sich auch bis über die Glatze erstreckte. In seinem schwarzen, legeren Anzug wirkte er wie aus dem Ei gepellt. In seinen braunen Augen lag ein kühler Ausdruck, während er den Agents seine Besucherin als Handelsministerin Claudia Tarbell vorstellte. Dabei klang Highs Stimme gewohnt unbeteiligt, fast ein wenig gefühllos.
    »Mrs Tarbell hat ihre Amtsgeschäfte in Washington unterbrochen und ist hierher nach New York geflogen, um uns dabei zu helfen, den Tod ihres Sohnes aufzuklären«, sagte er. Dann wandte er sich an seinen Gast. »Mrs Secretary – das sind Special Agent Philippa Decker und ihr Partner, Special Agent Jeremiah Cotton. Die beiden werden die Ermittlungen über den Tod Ihres Sohnes führen.«
    Claudia Tarbell war eine untersetzte Frau Mitte vierzig und wirkte neben Mr High klein und plump. Das brünette Haar war stark ausgedünnt und hing in stumpfen Locken bis auf ihre Schultern. Das braune Kostüm war großzügig geschnitten, sodass die etwas aus dem Leim gegangene Figur kaschiert wurde. Ihre leicht geröteten Augen ließen darauf schließen, dass die Nachricht über den Tod ihres Sohnes sie sehr mitgenommen hatte.
    Nachdem die Ministerin den Agents die Hand geschüttelt und ihre Beileidsbekundungen entgegengenommen hatte, nahmen alle am Konferenztisch Platz.
    Cotton, dem die ganze Zeit eine Frage auf der Zunge brannte, ergriff als Erster das Wort.
    »Halten Sie mich bitte
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