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Cotton Malone 04 - Antarctica

Cotton Malone 04 - Antarctica

Titel: Cotton Malone 04 - Antarctica
Autoren: Steve Berry
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nur Polarkleidung für drei Personen dabei, waren aber zu elft. Die Kälte war schneidend, gnadenlos und unerträglich. Wir verbrannten das wenige an Papier und Abfall, das wir an Bord hatten, aber es war nicht viel und verschaffte uns nur für einige wenige Stunden Erleichterung. In der Stadt gab es nichts Brennbares. Alles war entweder aus Stein oder aus Metall. Häuser und Gebäude standen leer. Die Einwohner schienen all ihre Habe mitgenommen zu haben. Wir entdeckten drei weitere Ausgänge, aber sie waren von außen verriegelt. Wir hatten keine Ausrüstung, um die Bronzetore gewaltsam zu öffnen. Nach nur zwölf Stunden begriffen wir, dass unsere Lage verzweifelt war. Kein Weg führte aus der umschlossenen Stadt heraus. Wir aktivierten den Notfallsender, bezweifelten aber in Anbetracht der Felswände und des Eises und der Tausende von Meilen bis zum nächsten Schiff, dass sein Signal weit genug reichen würde. Oberhauser wirkte am deprimiertesten von allen. Er hatte gefunden, was wir gesucht hatten, würde aber nicht erfahren, welche Bedeutung sein Fund hatte. Wir alle begriffen, dass wir bald sterben würden. Niemand würde kommen und nach uns suchen, da wir dieser Bedingung vor unserem Aufbruch zugestimmt hatten. Mit dem U-Boot ist Schluss und mit uns selbst ebenfalls. Jeder Mann hat beschlossen, auf seine eigene Weise zu sterben. Manche sind allein weggegangen, andere zusammen. Ich bin hier sitzen geblieben und halte Wache über mein Boot. Ich schreibe diese Worte, damit alle erfahren, dass meine Mannschaft tapfer gestorben ist. Jeder einzelne Mann, Oberhauser eingeschlossen, hat sein Schicksal mutig akzeptiert. Ich wünschte, ich hätte mehr über die Menschen erfahren können, die diese Stadt hier errichtet haben. Oberhauser erklärte uns, sie seien unsere Ahnen und unsere Kultur stamme von ihnen. Gestern noch hätte ich gesagt, er sei verrückt. Interessant, wie das Leben uns unser Geschick zuteilt. Ich hatte das Kommando über das technisch ehrgeizigste U-Boot der Navy erhalten. Meine Karriereaussichten waren glänzend. Früher oder später hätte ich den Rang eines Captains erhalten. Jetzt aber werde ich allein hier in der Kälte sterben. Ich empfinde keinen Schmerz, nur große Schwäche. Ich bin kaum fähig zu schreiben. Ich habe meinem Land nach bestem Vermögen gedient. Dasselbe gilt für meine Mannschaft. Ich habe Stolz empfunden, als jeder einzelne mir die Hand schüttelte und davonging. Jetzt, da die Welt vor mir verblasst, denke ich an meinen Sohn. Ich bedaure sehr, dass er niemals erfahren wird, was ich wirklich ihm gegenüber empfunden habe. Ihm zu sagen, wie es in meinem Herzen aussah, ist mir immer schwergefallen. Obwohl ich immer wieder lange von zu Hause fort war, ist nicht ein einziger Tag vergangen, an dem er nicht in meinen Gedanken an vorderster Stelle kam. Er hat mir alles bedeutet. Er ist erst zehn und hat gewiss noch keine Ahnung, was das Leben für ihn bereithält. Ich bedaure, dass ich nicht mehr die Möglichkeit habe, ihn zu formen. Seine Mutter ist die großartigste Frau, die ich je kennengelernt habe, und sie wird dafür sorgen, dass er ein Mann wird. Bitte, wer immer diese Worte findet, übergeben Sie sie meiner Familie. Ich möchte, dass sie erfährt, wie sehr ich im Tod an sie gedacht habe. Du, meine Frau, sollst wissen, dass ich dich liebe. Diese Worte sind mir dir gegenüber stets leichtgefallen. Aber dir, meinem Sohn, will ich jetzt sagen, was mir immer große Schwierigkeiten bereitet hat. Ich liebe dich, Cotton.
    Forrest Malone, United States Navy
    17. November 1971
     
    Malones Stimme zitterte, als er die letzten vier Worte seines Vaters vorlas. Ja, es war seinem Vater schwergefallen, sie auszusprechen. Tatsächlich konnte Malone sich nicht daran erinnern, sie je von ihm gehört zu haben.
    Aber er hatte es trotzdem gewusst.
    Er sah die Leiche an, deren Gesicht in der Zeit erstarrt war. Achtunddreißig Jahre waren vergangen. In dieser Zeit war Malone zu einem Mann herangewachsen, war zur Navy gegangen, Offizier geworden und später Agent der US-Regierung. Und während all das geschah, hatte Commander Forrest Malone hier auf einer Steinbank gesessen.
    Und gewartet.
    Dorothea schien seinen Schmerz zu spüren und ergriff ihn sanft beim Arm. Er betrachtete ihr Gesicht und konnte ihre Gedanken lesen.
    »Anscheinend haben wir alle gefunden, was wir gesucht haben«, sagte sie.
    Er sah es in ihren Augen. Entschlossenheit. Und Frieden.
    »Für mich gibt es nichts mehr zu tun«,
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