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Coruum Vol. 3

Coruum Vol. 3

Titel: Coruum Vol. 3
Autoren: Michael R. Baier
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dargestellt.
    Die Übergabe des Gegenstandes musste einen hohen Symbolwert besitzen, unterstrichen durch einen plakativ dargestellten, körpergroßen Schild in der Hand einer Frau der rechten Gruppe. Sie trug ihr schwarzes, langes Haar zu einem Zopf gebunden, der bis zu ihrer Hüfte reichte und zeichnerisch durch ein kunstvoll drapiertes Band bis zum Boden verlängert wurde. Von der Hüfte des Mannes, der den Gegenstand an die andere Gruppe überreichte, hing ein ähnliches Band, das sich auf dem mit Gras bedeckten Boden aufwendig mit dem der Frau verschlang und die Szene nach unten hin abschloss.
    Zwei Männer hinter dem Hervorgehobenen hielten lange Speere, die in krallenbewehrten Schalen zu stehen schienen und deren Spitzen leuchteten. Die Speerhand jedes Mannes steckte in einem Handschuh, der die Finger frei ließ.
    Immer wieder kehrte mein Blick zu dem Objekt in der Mitte des Bildes zurück. Der hervorgehobene Mann neigte sich zu seinen beiden kleineren Gegenübern herab, während er ihnen einen Quader überreichte, der entfernt an ein solides Buch erinnerte. Aus dessen Oberseite erstrahlte das Emblem, welches Sinistra uns übermittelt hatte und das Syncc Marwiin recht überstürzt zur Rückkehr bewogen hatte.
    Im Hintergrund der Frühmenschen waren einfache Hütten zu erkennen, hinter der rechten Gruppe war ein festungsähnlicher Stadtring mit hohen Mauern angedeutet. Senkrecht daraus stieg ein ellipsoides Raumschiff in den Himmel empor, der als schimmernder Bogen die gesamte Szene überdachte.
    Karen riss sich schließlich als Erste von dem überwältigenden Anblick los.
    »Mein Gott, Don! Kann das sein?«
    Der Blick, den sie mir zuwarf, drückte Fassungslosigkeit aus.
    »Was kommt als Nächstes?«
    Sie deutete auf das Bild.
    »Weißt du, was das bedeutet?«
    Ich nickte. »Ja – wir sollten die Zeichnungen von Tassili auch mit unserem Visier betrachten«, antwortete ich im Scherz, den ich beim Anblick ihrer enttäuschten Reaktion sofort bedauerte.
    »Entschuldige, Karen.« Ich drückte sie an mich. »Es bedeutet natürlich, dass die Erde die Quelle der Zivilisation im Roten Nebel ist.« Ich lachte sie an. »Und wir beide haben den Beweis vor unserem Freund Keleeze gefunden!«
    Ich wischte mit meinem Handrücken liebevoll ein paar Tränen aus ihrem Gesicht.
    Die Darstellung in meinem Visier flackerte.
    »Wir sind die einzigen lebenden Menschen, die das im Moment wissen«, flüsterte Karen mit belegter Stimme.
    »Nicht unbedingt!«, drang eine neue Stimme aus meinem Ohrhörer.
    Ich wirbelte herum, Karen mitreißend. Vor uns materialisierte unser Begleitschutz, ein über drei Meter großes T in einem fahlen Silberton. Im Gegensatz zu dem Anzug, den ich nach meinem ersten Zusammentreffen mit den Besuchern in Coruum gesehen hatte, war dieser hier mit zwei großen stromlinienförmigen Behältern auf den Schultern versehen, die sich auf dem Rücken fortsetzten, und einem anzughohen, ovalen Schild, der am linken Arm des Kolosses befestigt war.
    »Ich bedaure meine zwischenzeitliche Abwesenheit, Karen und Donavon.«
    Das ernste Gesicht des Offiziers innerhalb des Kampfanzugs erschien in einem kleinen Ausschnitt meines Visiers.
    »Der Schildverband wurde angegriffen, meine Anwesenheit war erforderlich.«
    Der Anzug schwebte vorsichtig näher an uns heran. Das blasse blaue Glühen an seinen Waden wurde noch schwächer, als er zwei Meter von uns entfernt knirschend aufsetzte.
    »Ihr habt den Eingang zur Quelle des Signals gefunden, leider können wir im Moment keine Einheiten zum Erforschen bereitstellen.«
    Ich sah Karen irritiert an. Sie erwiderte meinen Blick und drehte sich dann dem Offizier der Organisation zu.
    »Was meint ihr, Siir?« Sie deutete auf das Gemälde. »Das ist nur ein Bild.«
    Das Gesicht des Mannes verzog sich zu einem Lächeln. »Das ist es sicherlich, Karen – für die einfachen Bewohner dieses Planeten. Aber Ihr besitzt ein Kommunikationsvisier und für Euch ist es damit ein Schlüssel.«
    Wir wussten darauf nichts zu entgegnen.
    »Seid ihr der Linie wirklich bis zum Ende gefolgt?« fragte er uns nachdrücklich.
    Ich versuchte nicht zu schielen, als ich mein Visier nahezu gleichzeitig in alle Richtungen nach der orangen Linie absuchte und sie am linken Rand meines Gesichtsfeldes fand. Langsam drehte ich mich um.
    Das hatten wir vollkommen übersehen.
    Gebannt in die Betrachtung des Gemäldes vertieft, hatten wir nicht die übrigen Höhlenwände angesehen. Langsam gingen wir jetzt in Richtung des
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