Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coruum Vol. 3

Coruum Vol. 3

Titel: Coruum Vol. 3
Autoren: Michael R. Baier
Vom Netzwerk:
Tores, das dort an der linken Wand in den Felsen eingelassen war. Groß genug, den Anzug des Organisations-Offiziers zweimal übereinander und mehrere Male nebeneinander passieren zu lassen, flimmerten blauviolette Linien im Felsen und markierten den zu öffnenden Bereich. In der Mitte des Tores, in gut drei Metern Höhe, erkannte ich erneut das Emblem – zwei senkrechte Linien, seitlich und in der Höhe versetzt, zueinander im Winkel von ungefähr fünfundvierzig Grad abknickend. Der durch diese Winkel eingeschlossene Innenraum war durch fünf senkrechte Striche unterteilt – etwas symbolisierend, was mir im Moment nicht zugänglich war.
    Ich schaltete mein Visier ab. Die Linien verschwanden. Ich drehte mich zum Gemälde um – nichts zu erkennen außer rudimentären Strichen der vormenschlichen Gruppe – nicht ein Hinweis auf die Sole-Sourcer, ihre Stadt oder den Gegenstand, den sie überreichten.
    »Die Farbe des Bildes reflektiert Licht nur in einem eng begrenzten Wellenlängenbereich, Donavon, der im Spektrum der Ruthpark-Sonne noch dazu nur sehr schwach ausgeprägt ist«, erklärte der Offizier. »Das Tor selbst ist nur für eine einzige Wellenlänge definiert, die in eurem Licht überhaupt nicht vorkommt. Die KI des Visiers scannt ständig das gesamte Spektrum – nur deshalb könnt Ihr es sehen.«
    »Aus diesem Grund ist das Bild der Schlüssel«, begann ich laut zu überlegen, »die Menschen müssen zuerst die Technologie entwickeln, es überhaupt zu entdecken, dann können sie es interpretieren, um schließlich – korrekte Deutung vorausgesetzt – dieses Tor zu öffnen.«
    Der Offizier nickte. »Das ist das klassische Archen-Prinzip unserer Kulturentwicklungsbehörde, um fortschrittliche Technologie nicht zu früh zurückliegenden Zivilisationen zur Verfügung zu stellen.«
    Nachdenklich sah ich Karen an. »Wir hätten das niemals ohne diese Visiere entdeckt – was immer da liegt – es ist noch nicht für uns.«
    Sie erwiderte den Blick. Ein kurzes Lächeln umspielte ihre Grübchen.
    »Ich muss Syncc Marwiin informieren, Certeer, könnt Ihr eine Verbindung für mich herstellen?«, bat sie.
    Der Offizier schwieg einen Moment, bevor er antwortete: »Das ist im Moment leider nicht möglich, Karen. Syncc Marwiin hat dem Angreifer die Flucht ermöglicht und ist nun bei ihm.«

 
Schottland, Universität von Edinburgh
27. Oktober 2014
30397/1/24 SGC
     
     
Fergus
     
    Fergus Young lehnte sich in seinen schweren, ledergepolsterten Schreibtischstuhl zurück. Nachdenklich fuhr er sich mit Daumen und Zeigefinger über den sorgfältig gestutzten Oberlippenbart. Seine randlose Brille hatte er auf der Schreibtischunterlage vor sich abgelegt und blickte wortlos zu seinem Gegenüber, einem hageren älteren Wissenschaftler, der zusammengesunken in dem großen Besuchersessel saß.
    Lautlos öffnete sich die Tür zu seinem Vorzimmer und eine vornehm gekleidete Frau mittleren Alters trat ein.
    Sybil Carlysle zog sich einen Stuhl mit hoher, ledergepolsterter Lehne vom Besprechungstisch heran, warf einen abschätzenden Blick auf die Berge mit Skizzen und Formeln beschriebener, lose umherfliegender Din-A4-Seiten und drehte ihn so zum Schreibtisch, dass sie neben Professor Morton Warren zu sitzen kam.
    Fergus’ Blick richtete sich auf die blonde Frau und er sah sie erwartungsvoll an.
    Die Molekularbiologin und Genetikerin, gleichzeitig Vorsitzende des Kuratoriums der Forschung für das Gesundheitsministerium, legte ein grob gebundenes Manuskript von sechs Zentimeter Rückenstärke auf den Schreibtisch des Dekans und reichte dem schwedischen Wissenschaftler ein weiteres Exemplar.
    »Mach’s bitte kurz, Sybil«, begrüßte sie Fergus Young angestrengt lächelnd, »ich weiß nicht, ob ich heute noch mehr Offenbarungen vertrage, nachdem mir Morton soeben die Existenz der schwarzen Energie bewiesen hat.«
    »Sie sind’s!«
    Fergus richtete sich auf, nahm seine Brille und griff nach dem Dossier.
    »Sie sind was?«
    »Sie sind unsere Geschwister – evolutionstechnisch gesehen jedenfalls«, beantwortete Dr. Carlysle seine Frage. »Du wolltest doch die kurze Version.«
    »Daran besteht für mich kein Zweifel.« Morton Warren nickte der Genetikerin zu. »Hominoiden sind ein mehr als zwanzig Millionen Jahre altes Erfolgsmodell der Erde, Doktor, und 120.000 Jahre am Ende dieser Zeit sind zu kurz, um die parallele Evolution zu dramatischen Unterschieden zu bewegen.«
    Dr. Carlysle sah ihn ernst an. »Das stimmt, Professor, unter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher