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Coruum Vol. 3

Coruum Vol. 3

Titel: Coruum Vol. 3
Autoren: Michael R. Baier
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einer Voraussetzung: Wir sind uns definitiv darüber einig, dass es den gemeinsamen Vorfahren auf der Erde gab.«
    »Davon können wir ausgehen, Sybil.« Fergus hatte das Dossier mit dem Daumen durchblättert und legte es auf dem Schreibtisch ab. »Wir waren in Coruum in dem Archiv der Maya und haben es gesehen! « Er beugte sich vor. »Wir haben es gesehen, Sybil, mit eigenen Augen. « Seine Stimme klang intensiv, so als müsse er sich stets selbst erneut davon überzeugen, dass er wirklich Zeuge dieses denkwürdigen Moments gewesen war. »Wir haben eine hochmoderne Stadt im nördlichen Afrika gesehen, aufgenommen vor 120.000 Jahren, kurz vor ihrer Zerstörung durch eine interstellare Katastrophe, die ich den gesamten Morgen mit Morten diskutiert habe.«
    Doktor Sybil Carlysle schwieg einen Moment, beeindruckt durch die Impulsivität ihres Freundes.
    »Dann habe ich keine Zweifel an dem Ergebnis der DNA-Analyse, Fergus. Diese Leute sind mit uns verwandt. Wir gehören evolutionstechnisch zur gleichen Art, können uns untereinander paaren und tragen in uns die Gene des gemeinsamen Vorfahren.«
    Sie stand auf, einem unbewussten Drang nach Bewegung nachgebend und wandte sich zu einem der hohen Fenster.
    »Und was habt ihr großen Jungs so diskutiert, während ich mir die Nacht im Labor um die Ohren geschlagen habe?«, fragte sie mit leicht provokantem Unterton, auf den Papier-Wust des Besprechungstisches deutend.
    Fergus’ Blick traf den von Morton Warren, der gerade in der für ihn typischen Geste seine Brille zum wiederholten Male zurechtschob.
    »Wir haben uns über physikalische Grundgesetze unterhalten, und wie wir die am Tag vier nach unserem Treffen mit den Besuchern noch mit unseren faktischen Erlebnissen dieses besonderen Tages in Deckung bringen können.«
    Doktor Carlysle sah entspannt aus dem Fenster. »Einsteins Nichts bewegt sich schneller als das Licht, beispielsweise? «
    »Beispielsweise«, griff Fergus ihre Vorlage auf, ohne sich durch ihren gleichmäßigen Tonfall provozieren zu lassen.
    »Wir Physiker stecken seit Jahren in unseren Theorien fest, Sybil. Um weiterzukommen, benötigen wir eine gemeinsame Theorie, eine, die es uns erlaubt, die Gesetze der Quantenmechanik mit denen der Wellen zu verbinden. Eine globale Weltformel sozusagen. Das hängt ironischerweise mit Einstein zusammen. Der hat geglaubt, seine Relativitätstheorie hätte einen Fehler, da es Beobachtungen von fernen Galaxien gab, in denen sich Supernovae mit größerer als der Lichtgeschwindigkeit auszudehnen schienen – was seiner Theorie zufolge nicht sein durfte. Um sie und diese Beobachtungen wieder ins Lot zu bringen, führte er die kosmologische Konstante ein, um mögliche unvorhersehbare Gravitationswirkungen zu kompensieren – der erste dokumentierte Dummy. Jahre später lernte er von Hubble, dass es einen plausibleren Grund für die beobachteten Geschwindigkeitsabweichungen gibt, und er ließ von der kosmologischen Konstante ab. Einstein ging so weit zu behaupten, sie sei sein größter Fehler gewesen.« Fergus gestattete sich ein unauffälliges Grinsen.
    »Ich gehe so weit, und Warren stimmt mir zu, dass das Fallenlassen dieser Theorie der kosmologischen Konstante ein noch größerer Fehler gewesen ist.«
    Doktor Carlysle sah ihn mit gekräuselter Stirn an. »Du wirst gleich wieder verständlicher – oder?«
    Fergus lachte.
    »Es geht um den Urknall, Sybil, die Inflation von Raum, Materie und Zeit, die Ausdehnungsphase, in der wir uns befinden, und einen möglichen Big Crunch, wenn alles wieder zusammenfällt.«
    Er drehte sich mit dem Sessel so, dass er die Genetikerin gut sehen konnte, und fuhr fort.
    »All das, was wir vom Universum kennen, sehen, durch unsere neuen Freunde erfahren haben – reicht bei weitem nicht aus, um die beobachteten Gravitationsbewegungen zu erklären. Es fehlt Masse – und zwar nicht nur ein paar Prozentpunkte.« Als er Sybils skeptischen Gesichtsausdruck bemerkte, hob er beschwichtigend beide Hände.
    »Gibst du mir fünf Minuten, etwas auszuholen – es ist nicht wirklich leicht, aber sehr wichtig?«
    »Na schön, aber erwarte nicht zu viel, ich könnte im Stehen einschlafen«, antwortete Dr. Carlysle und lehnte sich an den Fensterrahmen.
    »Es ist im Grunde eine Lektion über Bescheidenheit«, begann er.
    »Die ewige Frage nach der Entstehung des Universums hat sich im fortlaufenden Prozess ihrer fragmenthaften Beantwortung zu einer andauernden Degradierung der Rolle des Menschen
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