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Coruum Vol. 3

Coruum Vol. 3

Titel: Coruum Vol. 3
Autoren: Michael R. Baier
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der je über die Welt geschritten ist – ich könnte die Erde …
    »Ihr werdet die Phase der Aggressiven Expansion nicht erleben, Donavon«, unterbrach der alte Mann leise, aber mit fester Stimme meine Träume.
    »Es wird wenigstens zehn Generationen reiner Fortpflanzung unter Sole-Sourcern bedürfen, bevor dieser Zustand eintreten kann.«
    Er lächelte matt – wie alt er plötzlich aussah!
    »Aber es gibt eine andere Aufgabe, die nur Ihr für mich wahrnehmen könnt.«
    Ich horchte auf, was meinte er?
    Der jüngere Mann, der sich nicht vorgestellt hatte, beugte sich zu Syncc Marwiin hinunter, angespannte Ruhe lag für einen Moment über dem Raum – was ging hier vor?
    »Wie Ihr wisst, junger Freund, herrscht Krieg unter den Kulturen des Roten Nebels«, sprach er zu mir, hellblaue Augen unter kräftigen Brauen fixierten mich.
    »Die Königreiche zusammen mit dem Zentrum haben zwar einen militärischen Sieg errungen, es ist uns jedoch nicht gelungen, den Ausbruch der Potentialkatastrophe zu verhindern.«
    Ich erstarrte. Was sollte ich da dann noch tun?
    Eine große Projektionsblase erwachte zu Leben.
    »Die Potentialwelle hat sich bereits geteilt, im Hyperraum folgt sie den Potentialverbindungen, verändert den Katalog währenddessen. Dadurch ist sie praktisch unberechenbar geworden – hat sich um Grade schneller fortbewegt als erwartet. Sie ist auf diese Weise durch den Hyperraum bereits hunderttausende von Lichtjahren weiter vorgedrungen als im Normalraum, wo sie sich nur mit Lichtgeschwindigkeit ausdehnen kann. Wir verstehen jetzt, warum die Sole-Sourcer beim ersten Mal überrascht wurden.«
    In der Lichtblase konnte ich die flackernde, seltsam verzerrte Darstellung erkennen, die ohne Warnung an neuen Stellen erblühte wie Blumen im Zeitraffer, nur um sich dann in mehreren, scheinbar zufällig gewählten Richtungen gleichzeitig fortzusetzen – wie ein nach der Ebbe zurückkehrendes Meer, welches durch vorhandene Priele riesige Sandbänke vom Ufer abschneidet, bevor diese schließlich von der Flut bedeckt werden.
    »Jedes kollabierende Potentialende sendet seinerseits Schockwellen im Normalraum aus. Ein Teil der Welle wird durch das lokale Potentialende dieses System erreichen und diesen Planeten sterilisieren. Die Arche wird ihrerseits eine eigene Reaktion auslösen, die verdichteten Energien zünden.«
    Er machte eine Pause, gab mir ansatzweise die Chance, gedanklich nachzuarbeiten.
    »Die Energiedichte der Arche reicht aus, eine direkte Öffnung in den Hyperraum zu reißen, eine lokale Potentialanomalie zu erzeugen und die Kettenreaktion massiv zu verstärken.«
    » Ich soll …«, mir fehlten die Worte. Erwartete er wirklich … Er lächelte bitter, sein Blick traf auf den von Syncc Marwiin.
    » Ihr müsst! «, fuhr er mitleidlos fort. »Nur Ihr tragt das Virus im Blut, Donavon. Die Archen-KI wird nur einen Sole-Sourcer oder einen infizierten Wirt akzeptieren. Ich werde Euch begleiten.«
    Mir schwindelte. » Wie lange …«
    »Zwei Tage – höchstens«, unterbrach er mich ohne Mitgefühl, »– daher die Einschätzung Hud Pasuuns, dass das Virus Euch nicht töten wird – es hat nicht genug Zeit.«
     
    *
     
    Mir blieb keine Zeit zu fragen, warum der alte Mann mich nicht begleitete – irgendwie kannte ich die Antwort.
    Die Ärztin verabreichte mir eine Abfolge von Injektionen – jedenfalls hielt ich sie dafür – zog mir einen neuen, hellblauen Außenanzug an, reichte mir wenigstens zwei Liter einer klaren Flüssigkeit und ließ mich nicht aus den Augen, bis ich sie bis auf den letzten Tropfen getrunken hatte. Dann lächelte sie mich an und riet mir, meine Wärme zu behalten, während sich meine Gedanken intensiv um die Errichtung einer Weltherrschaft drehten – ich war mir nur noch nicht sicher, ob ich es eine Epistokratische Diktatur oder einfach Xenokratie nennen sollte – aber das würde sich zeigen.
    »Ihr macht genau, was ich sage, Donavon!«, nahm mich der Mann ohne Namen in Empfang, hob mich ohne sichtbare Kraftanstrengung auf die Trittplattform eines dieser riesigen Kampfanzüge und stieg seinerseits auf die der anderen Wade.
    »Festhalten!«
    Nun – das kannte ich schon.
    Neu war, dass ich diesmal aus einer gigantischen Raumstation über dem Nordpol ausstieg, mit aberwitzigem Tempo hinab auf Afrika zu stürzen schien und dabei nicht die geringsten Beschleunigungskräfte erfuhr.
    »Hud Pasuun hat Euch eine Sensorik-Drohne injiziert«, hörte ich den Übersetzer, als wir vielleicht vier
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