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Corum 05 - Der gefangene König

Corum 05 - Der gefangene König

Titel: Corum 05 - Der gefangene König
Autoren: Michael Moorcock
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entgegen.«
    Der Mann vor dem Tor nickte, riß sein Pferd herum und galoppierte zurück zu den Klippen. Sein Seidenzeug und seine Rüstung blitzten in der Sonne, während er in der Ferne verschwand.
    König Mannach lachte. »Prinz Corum, Ihr werdet meinen alten Freund Fiachadh mögen. Jetzt werden wir endlich Nachricht erhalten, wie es den Stämmen der Westlichen Königreiche ergangen ist.
    Ich befürchtete bereits, sie wären besiegt und erobert.«
     
    »Ich sah Euch schon, besiegt und erobert«, wiederholte König Mannach und breitete die Arme aus.
    Und die großen Tore von Caer Mahlod wurden weit geöffnet und durch sie nahte ein Zug von Rittern, Damen und Knappen. Sie trugen Lanzen, von denen ihre Banner wehten. Gekleidet waren sie in Samt, der mit aus Gold fein gearbeiteten Spangen und Zierstücken besetzt war. Auf dem Gold schimmerten Amethyste, Türkise und Perlmutt. Runde Schilde mit komplizierten, fließenden Ornamenten schimmerten in der Sonne. Hochgewachsene, schöne Frauen saßen in Damensätteln auf edelen Pferden, denen man Schleifen in Mähnen und Schwänze gebunden hatte. Auch die Männer waren groß. Sie hatten lange, dichte Schnurrbärte von feurigem Rot oder warmem Gelb. Das Haar fiel ihnen wallend über die Schultern, war zu Zöpfen geflochten oder wurde von Spangen aus Gold, Kupfer oder juwelenbesetztem Eisen zusammengehalten.
    In der Mitte des farbenprächtigen Zuges ritt ein Riese von einem Mann mit hellrotem Bart und strahlend blauen Augen in einem wettergegerbten Gesicht. Er trug eine lange Robe aus roter Seide mit dem Pelz des Winterfuchses gesäumt. Statt eines Helmes krönte sein Kopf ein alter Eisenring, auf dem feine, goldene Runen schimmerten.
    König Mannach hielt die Arme noch immer ausgebreitet, während er freudig ausrief:
    »Willkommen, alter Freund! Willkommen, König Fiachadh aus dem fernen Westen, aus dem alten, grünen Land unserer Vorväter!«
    Und der Riese mit dem roten Bart öffnete den Mund und lachte lauthals. Er schwang mit erstaunlicher Leichtigkeit ein Bein über den Sattel und sprang von seinem Pferd.
    »Du siehst, ich komme in meinem gewohnten Stil, König Mannach! In all meinem Prunk und meiner bombastischen Majestät!«
    »Das sehe ich«, erwiderte König Mannach und umarmte den Riesen, »und ich bin glücklich, es zu sehen. Wer wollte einen Fiachadh anders sehen? Du bringst Farbe und Zauber nach Caer Mahlod. Sieh mein Volk strahlt vor Freude. Sieh dein Anblick macht ihm Mut. Heute nacht werden wir feiern. Wir werden dich ehren. Du hast uns Freude gebracht, König Fiachadh!«
    König Fiachadh lachte wieder. Man sah ihm die Freude über König Mannachs Worte an. Dann drehte er sich zu Corum um, der zurückgetreten war, während die alten Freunde sich begrüßten.
    »Und dort steht euer Sidhi-Held euer Namensheld Cremm Croich!«
    Er trat vor Corum hin und legte ihm die Hand auf die Schulter. Dabei blickte er Corum tief in die Augen. Was er darin sah, schien ihn zufriedenzustellen. »Ich danke Euch, Sidhi, für das, was Ihr für meinen königlichen Bruder getan habt. Ich bringe einen besonderen Zauber mit mir, aber davon später. Ich komme in einer wichtigen Angelegenheit...«, er wandte sich wieder König Mannach zu, »die mit Bedacht besprochen werden muß.«
    »Ist das der Grund für Eueren Besuch, Sire?« Medheb hatte sich zu ihnen gesellt. Sie war kurz vor König Fiachadhs Ankunft von einem Besuch in einem weiter entfernten Tal zurückgekehrt und trug noch ihren Reitanzug: Leder und darunter weißes Leinen. Ihr rotes Haar floß ihr ungebunden über den Rücken.
    »Das ist der Hauptgrund, schöne Medheb«, antwortete König Fia-chadh. Er küßte die Wange, die sie ihm bot. »Du bist zu solcher Schönheit herangewachsen, wie ich vorausgesagt habe! Meine Schwester ist in dir wieder zum Leben erwacht!«
    »In jeder Beziehung«, sagte König Mannach, und in diesen Worten schien eine verborgene Bedeutung zu liegen, die Corum nicht verstand.
    Medheb lachte. »Euere Komplimente sind so groß wie Euere Eitelkeit, mein Onkel!«
    »Aber sie sind auch so überzeugend«, entgegnete Fiachadh lä- chelnd.
II
    Der Schatz des König Fiachadh
    König Fiachadh hatte einen Harfner mitgebracht, und für einen Augenblick fühlte Corum, wie er schauderte, so unirdisch war die Musik des Harfners. Corum dachte, es wäre die Harfe, die er bei Burg Owyn gehört hatte, aber sie war es nicht. Diese hier klang viel süßer. Die Stimme des Barden verschmolz mit den Klängen der Harfe, so daß
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