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Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)

Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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fluchen die Hubschrauberpiloten über ihre Lautsprecher, weil sie nichts mehr sehen können. Ich drehe den Scheinwerfer schnell um, denn es wäre ja schon irgendwie blöd, eine Entführung zu überleben, um dann von herabfallenden Helikoptern erschlagen zu werden.
    Die Polizisten rennen an uns vorbei in die Hütte, um die Entführer festzunehmen. Die Reporter stürzen sich direkt auf Mike Taenner, den die laufenden Kameras zügig wieder zum Leben erwecken.
    Bereitwillig erzählt er, wie er die gefährlichen Entführer ganz allein außer Gefecht gesetzt hat.
    Zugegeben, das ist nicht gelogen.
    Die Wahrheit ist es aber auch nicht.
    Ich komme in seiner Erzählung jedenfalls nur am Rande vor, als der kleine Junge, den er vor den genialen Superschurken mit ihren Maschinenpistolen so nebenbei auch noch gerettet hat. Dass ich es war, der ihn mit meinen Regieanweisungen zum Sieg geführt hat, verschweigt er völlig. Fast so, als wäre ich in der Hütte komplett unsichtbar gewesen.

    »Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es vielleicht noch zur Premiere«, sage ich.
    »Wenn ich fahre, schaffen wir es auf jeden Fall. Wetten wir um fünf Euro?«, erwidert Opa.
    Ehe die Polizei reagieren kann – von wegen Beweismaterial und so –, ist Opa in die Berlinale-Limousine gesprungen und öffnet mir von innen die Beifahrertür.
    Ich zögere einen Moment. Dann halte ich die hintere Tür auf, damit Alex, Justin, Oberchecker Ali und Oberchecker Mehmet einsteigen können.
    Schließlich haben sie mich auch nicht im Stich gelassen und den Weg hierher gefunden.
    Wenn auch etwas spät.
    Dennoch ist es nur fair, wenn ich sie nicht einfach zurücklasse. Mike Taenners Autogramm haben sie ja schon. Das kann ich auf ihren Trainingsanzügen lesen.
    Die vier nehmen die Mitfahrgelegenheit gern an. Vor allem Oberchecker Ali und Oberchecker Mehmet, denen die geballte Polizeipräsenz nicht geheuer zu sein scheint.
    Die vier quetschen sich auf den Rücksitz, als Opa auch schon Gas gibt. Und wenn ich Gas geben sage, dann meine ich Gas geben. Opa rast den Waldweg entlang, als wollte er die Rallye Paris–Dakar gewinnen.

    Ich denke, es ist besser, die Augen geschlossen zu halten. Um mich abzulenken, lasse ich mir lieber erzählen, was in der Zwischenzeit geschehen ist.
    Das ist nicht so ganz einfach, weil auf der Rückbank alle gleichzeitig reden.
    Wenn ich alles richtig verstanden habe, ist ungefähr Folgendes passiert:
    Während sich Alex und Justin noch mit Oberchecker Ali und Oberchecker Mehmet wegen des Flecks auf Justins Hose prügelten, fuhren die Entführer mit dem Wagen und ihrem blinden Passagier – also mir – vom Hof.
    Die vier vertrugen sich schnell wieder, weil sie ja versprochen hatten, mir mit dem Sender auf den Fersen zu bleiben.
    Aber das klappte nicht, weil sie vergessen hatten, dass ein Auto natürlich viel schneller ist als ein Fußgänger.
    »Wer hätte damit rechnen können, Alter?«, sagt Alex, und Justin, Oberchecker Ali und Oberchecker Mehmet nicken dazu bestätigend auf der Rückbank.
    Fakt ist, sie konnten dem Wagen zu Fuß nicht folgen und in der U-Bahn hatten sie keinen Empfang.

    Was nun?
    Die vier hatten tatsächlich eine gute Idee. Wahrscheinlich die einzige wirklich gute Idee ihres Lebens, und ich bin froh, dass sie sich die für meine Rettung aufgehoben haben.
    Alex, Justin, Oberchecker Ali und Oberchecker Mehmet gingen zu meinem Opa, erklärten ihm alles und baten ihn um Hilfe.
    Opa besorgte sich bei einem Kollegen einen Wagen und machte sich mit den vieren auf die Suche nach mir.
    Die ganze Nacht fuhren sie kreuz und quer durch Berlin, um das Signal wiederzufinden. Einmal folgten sie dabei versehentlich einem Falken, dem ein Tierforscher einen Sender verpasst hatte und der ganz oben auf dem Fernsehturm nistet. Dabei verloren sie wichtige Zeit, aber schließlich empfingen sie dann doch noch das richtige Signal.
    Keine halbe Stunde später waren sie an der Hütte.
    »Danke«, sage ich, ganz bewegt von ihrem Einsatz.
    Auch Opa ist gerührt und gibt Gas, um es sich nicht anmerken zu lassen. Das spüre ich sogar mit geschlossenen Augen.
    »Hast du eigentlich schon mal Löcher gebuddelt?«, frage ich Opa, weil ich plötzlich an meinen Traum denken muss. Wenn er wirklich so einen weichen Kern unter seiner harten Schale hat, kann es doch sein, dass er tatsächlich früher in Afrika Brunnen gegraben hat.
    »Logo«, antwortet Opa einsilbig.
    Wahrscheinlich, weil er mit seinen guten Taten nicht angeben möchte.
    »Echt?«, frage
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